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Produktbeschreibung
The new collection of stories from the author of the award-winning Binocular Vision.
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Autorenporträt
Edith Pearlman's previous collection, Binocular Vision, won the National Book Critics Circle Award and was a finalist for the National Book Award as well as the Los Angeles Times Book Prize and the Story Prize. The author of three other collections, she has also received the PEN/Malamud Award for excellence in the short story. Her widely admired stories have been reprinted numerous times in The Best American Short Stories, The O. Henry Prize Stories and The Pushcart Prize. A New Englander by both birth and preference, Pearlman lives with her husband in Brookline, Massachusetts.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.09.2015

Das Los entscheidet, wer geheiratet wird
Edith Pearlmans amerikanische Kurzgeschichten, die erstmals auf Deutsch vorliegen, schildern eine bizarre Welt

Wenn Romane ein Menü sind, dann sind Kurzgeschichten so etwas wie Amuse-Gueules: kleine Köstlichkeiten, die als Appetithäppchen gereicht werden und, da sie die Kunst der Küche demonstrieren, die Lust auf alles weitere steigern. Ihre Raffinesse liegt darin, dass sie aus wenigen Zutaten bestehen, diese aber gekonnt kombinieren oder überraschend verarbeiten. Auch die Kurzgeschichte lebt traditionell davon, dass sie ihre Elemente strikt begrenzt und, anstatt ganze Lebenspanoramen oder große Weltentwürfe aufzurollen, ihre eigentliche Kunst in der Fokussierung auf einen besonderen Moment, auf Flüchtiges oder auch Abseitiges, ansonsten Unauffälliges erweist. Bei wirklich großen Meistern oder Meisterinnen dieses Genres wie Alice Munro entsteht daraus eine Welt. Und statt Gruß aus der Küche wird so auch die kurze Prosaform zum umfassenden und eigentlichen Erlebnis. Jetzt sind wir eingeladen, die Erzählungen von Edith Pearlman erstmals auf Deutsch zu kosten.

Die amerikanische Autorin, Jahrgang 1936, hat sich wie Munro ganz der kurzen Form verschrieben und ist darin ungeheuer produktiv; mehr als zweihundert Geschichten hat sie bislang veröffentlicht. Dabei kam Pearlman spät zum Schreiben - ihre erste Sammlung erschien, als sie sechzig wurde - und zum Erfolg noch später. Vor vier Jahren erhielt ihr Band "Binocular Vision" in Amerika zahlreiche Auszeichnungen. Die aktuelle Sammlung "Honeydew", deren Titel auf das Manna anspielt, von dem die Kinder Israels sich in der Wüste nährten, ist bereits ihr fünftes Buch. In zwanzig Spielarten erkundet es, wie weit sich der Horizont der kurzen Erzählform dehnen lässt.

Was nämlich an diesen Geschichten am stärksten auffällt, ist ihre entschiedene Einlassung mit dem Absonderlichen, Schrägen, Schicksalshaften in einem Maße, dass sich daraus ohne weiteres der Stoff jeweils für einen Großroman gewinnen ließe. Dabei sind sie selten länger als zwölf bis fünfzehn Seiten und spielen zumeist im biederen Milieu einer weißen Mittelklasse-Ostküsten-College-Vorstadt-Gesellschaft, deren alternde Vertreter vom Leben nicht mehr viel erwarten. Und doch verstrickt die Autorin sie aufs Neue in Abenteuer oder konfrontiert sie derart unerwartet heftig mit neuen Glückserfahrungen und -hoffnungen, dass ihr suburbanes Leben auf eine ganz neue Bahn gerät und ihre festgefügte Ordnung aus den Fugen. Auch hält sie sich an keine Regel der Beschränkung. Viele der Erzählungen folgen mehr als einem Lebenslauf und arbeiten mit so vielen Einfällen oder bizarren Elementen, dass sie auf knappem Raum gleich mehrfache Wendungen nehmen.

Eine Vierergruppe pubertierender Mädchen, die nichts als Jungs im Kopf haben, lässt sich dazu überreden, die Wahl ihrer Zukünftigen per Los zu entscheiden; zwei von ihnen heiraten den so Erwählten und scheinen tatsächlich glücklich zu werden, während die beiden anderen ihr Glück auf andere Weise finden. Der Sohn einer Alleinerziehenden, der durch Samenspende gezeugt wurde, hat aufgrund genetischer Veranlagung die Fähigkeit, mehr als das übliche Farbspektrum zu sehen, entscheidet sich später aber für eine Brille, die seine Farbwahrnehmung auf das übliche Maß reduziert, derweil die Mutter mit seinem psychologischen Betreuer erst eine Affäre, dann eine Lebensgemeinschaft beginnt. Eine erfolgreiche Autorin historischer Romane erfindet nicht nur gern neue Fakten der Geschichte, sondern fälscht, wie der Erzähler beiläufig bemerkt, auch ihre eigene Familiengeschichte.

Die Leiterin einer privaten Mädchenschule muss sich um eine anorexische Elftklässlerin mit Hang zum Drogenkonsum kümmern, erwartet von deren Vater ein uneheliches Kind und heiratet dann doch den Hausmeister, der die Drogen beschafft. Die engagierte Aktivistin einer Anti-FGM-Kampagne verliebt sich heftig in eine ihrer somalischen Schützlinge, deren verstümmelte Genitalien ihr unerwartet Lust bereiten. Das sind so Dinge, wie sie den Figuren Pearlmans ständig widerfahren.

In den besten Beispielen gewinnen ihre Erzählungen daraus eine abgründige Spannung, dass sie uns erst in eine, dann in eine andere Richtung locken, um schließlich doch mit einer gänzlich unerwarteten Wendung zu schließen - oder auch schlicht abzubrechen, ohne dass sich alles Rätselvolle, das sie aufbauen, je löste. Eine der einprägsamsten und unheimlichsten Geschichten dieser Art spielt auf einem Luxuskreuzfahrtschiff mit zweifelhafter Besatzung, in dessen Inneren, wie eine Passagierin heimlich feststellt, eine ganze Parallelgesellschaft taubstummer Servicekräfte lebt. In etlichen anderen Fällen aber wirkt dieser Hang zum Extremen oder Ausgefallenen doch reichlich angestrengt und unplausibel und lässt die Geschichten in Kuriositätensammlungen zerfallen.

Tatsächlich spielen einige in einem Trödelladen, der den passenden Namen "Forget Me Not" trägt und wie eine Selbstbeschreibung des Bands wirkt: Wer sich darin genauer umsieht, wird viel Wunderliches und Erinnernswertes finden, aber auch Belangloses. Lesenswert ist die Sammlung allemal. Niemand isst den ganzen Tag nur Amuse-Gueules. Doch das ist noch kein Grund, auf exquisite Kleingenüsse zu verzichten.

TOBIAS DÖRING

Edith Pearlman: "Honeydew". Erzählungen.

Aus dem Amerikanischen von Susanne Höbel. Ullstein Verlag, Berlin 2015. 320 S., geb., 20,- [Euro].

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Prepare to be dazzled. Edith Pearlman's latest, elating work confirms her place as one of the great modern short-story writers . . . Vivacity and zest enliven every page. Body language is wittily caught . . . Personalities are keenly explored. Honeydew elatingly continues the celebration of life's diversity to which Binocular Vision so excitingly introduced us Sunday Times