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4 Kundenbewertungen

+++ Nominiert für den Deutschen Buchpreis +++ Jeder Mensch hat zwei Familien. Die, in die er hineingeboren wird, und die, für die er sich entscheidet. HOOL ist die Geschichte von Heiko Kolbe und seinen Blutsbrüdern, den Hooligans. Philipp Winkler erzählt vom großen Herzen eines harten Jungen, von einem, der sich durchboxt, um das zu schützen, was ihm heilig ist: Seine Jungs, die besten Jahre, ihr Vermächtnis. Winkler hat einen Sound, der unter die Haut geht. Mit HOOL stellt er sich in eine große Literaturtradition: Denen eine Sprache zu geben, die keine haben.Einen so knallharten,…mehr

Produktbeschreibung
+++ Nominiert für den Deutschen Buchpreis +++
Jeder Mensch hat zwei Familien. Die, in die er hineingeboren wird, und die, für die er sich entscheidet. HOOL ist die Geschichte von Heiko Kolbe und seinen Blutsbrüdern, den Hooligans. Philipp Winkler erzählt vom großen Herzen eines harten Jungen, von einem, der sich durchboxt, um das zu schützen, was ihm heilig ist: Seine Jungs, die besten Jahre, ihr Vermächtnis. Winkler hat einen Sound, der unter die Haut geht. Mit HOOL stellt er sich in eine große Literaturtradition: Denen eine Sprache zu geben, die keine haben.Einen so knallharten, tieftraurigen und todkomischen Debütroman hat es seit Clemens Meyers "Als wir träumten" in Deutschland nicht mehr gegeben. Thomas KluppWinkler schreibt bewegend, kraftvoll und mit feinem Gespür für die Welt der Außenseiter. Denn eigentlich ist Heiko Kolbe ein hoffnungsloser Romantiker und seine Gewalt ein stummer Schrei nach Liebe. Moritz RinkeWoher kommt die Wut, was tust du, wenn dir nichts geblieben ist? Verzweifelt, knallhart und voller Herz. HOOL leuchtet aus allen Wunden. Lucy Fricke
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Fußball ist Heikos Leben, obwohl er fast nie ein Spiel sieht. Doch für Hannover zieht er in die Schlacht - in der "dritten Halbzeit" tritt er mit seinen Kumpels gegen andere Hools an. Die Matches sind brutale und blutige Massenschlägereien, gut organisiert, mit Regeln und einer eigenen Liga. Für Heiko läuft es gut. Sein Trupp ist auf dem Vormarsch, der Kick und die Gefahr schweißen ihn und seine "Blutsbrüder" Ulf, Jojo und Kai fest zusammen. Doch als Kai lebensgefährlich verletzt wird, geht alles den Bach runter. Statt Rache zu planen, steigen seine Kumpel aus. Es wird einsam um Heiko, der als Einziger der vier außer den Matches nichts hat, der den Verrat nicht versteht und nicht verzeiht. Winklers Debüt ist das Porträt eines brutalen, aber nicht stumpfen Schlägers. Komplett aus Heikos Sicht und in dessen direkter Sprache entsteht das Bild eines sogar einfühlsamen und nachdenklichen Menschen. Das größte, wenn nicht einzige Talent des Schulabbrechers aus einer Alkoholikerfamilie ist Prügeln, seine Erfolge stiften Identität und der Gruppe enge Bindungen, das ist alles. Trotz aller Tragik ist das Buch nicht trübsinnig, Jammern ist nicht Heikos Art. Die skurrilen Ereignisse und seltsamen Begleiter auf Heikos Weg durchs mehr als halb-kriminelle Elendsmilieu entfalten eine eigene Komik. Unbedingt lesenswert!

© BÜCHERmagazin, Jens Dannenberg

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.09.2016

Gewaltbereitschaft ist alles
Hart wie eine Schlägerei, aber kalkuliert bis ins Letzte: Philipp Winklers Roman "Hool" zeigt in künstlerisch einfacher Prosa einen uneinsichtigen Menschen

"Nachdem ich am Nachtschalter der Tanke halt gemacht und mich anstatt mit Bier gleich mit Billigfusel eingedeckt habe, fahre ich zu Yvonne. Ich verbringe die Nacht im Auto, vor ihrem Haus. Ab morgen muss ich zusehen, was ich tue, aber darüber möchte ich noch nicht nachdenken. Ich würde zwar nichts lieber tun, als jetzt bei ihr zu sein und ihre flüchtige, sich immer wieder entziehende Nähe zu spüren, aber das Licht ihres Schlafzimmers ist aus und ich möchte sie nicht wecken."

Das ist eine untypische Passage aus dem Roman "Hool", weil darin eine zärtliche Seite seines Protagonisten aufblitzt, und doch bietet auch sie die typische Unmittelbarkeit dieses Buchs. Dessen Autor, Philipp Winkler, hat Schreiben in Hildesheim studiert, und weil der 1986 Geborene mittlerweile in Leipzig wohnt, steht auch der zweite bekannte literarische Ausbildungsort in Deutschland in seiner Biographie. Doch mit dem, was unter Verächtern, aber auch Bewunderern der Hildesheimer und Leipziger Lehrinstitute an Klischeevorstellungen über deren Absolventen existiert - die ebenso vielgeschmähte wie vielgeliebte Künstlichkeit, die Abwesenheit von Welt, der Rückzug ins Innere -, hat mit Winklers Debütroman nichts zu tun. So wenig wie im Falle von Leipziger Gewächsen wie Clemens Meyer oder Sasa Stanisic oder von Hildesheimer Kollegen wie Leif Randt oder Ronja von Rönne. Mehr Welt als in deren Romanen geht jeweils schwerlich - egal, wie man zu diesen Büchern steht.

"Hool" ist das aus konsequenter Ich-Perspektive erzählte Porträt eines jungen Mannes namens Heiko Kolbe. Schon seit seiner Jugend ist er Teil der Hannoveraner Hooligan-Szene, hineingerutscht über den eigenen Vater und einen Onkel, bestärkt durch die Bildung einer Clique aus befreundeten Nachbarjungs, mit denen Heiko die ersten organisierten Prügeleien gegen fanatische Anhänger anderer Fußballvereine besteht. Die notwendige Gewaltbereitschaft verlangt nach Gemeinschaft, Vertrauen, Perfektionierung. Die jugendlichen Körper werden zu Kampfmaschinen, die Clique wird zu einer Phalanx, in der jeder seine feste Rolle innehat. Dass hinter den fünf Freunden eine dubiose Hierarchie besteht, in die sie sich später einzupassen haben werden, wenn sie ernst genommen werden wollen, braucht sie nicht zu interessieren, ehe sie erwachsen sind.

Einer von ihnen wird es erst gar nicht, aber die anderen vier sind es schon, wenn "Hool" beginnt. Drei von ihnen sind da mit anderen Hannoveraner Hooligans im Autokorso auf dem Weg zum "Matchen" gegen eine gleichstarke Gruppe aus Köln. Geschildert wird der verabredete Kampf in ländlicher Einsamkeit weitab von den Heimatstädten auf zwei atemlosen Seiten ohne jeden Absatz. Eine ungewöhnliche Prosa für deutsche Verhältnisse, kaum ein Satz hat mehr als sechs Wörter. Es ist kein innerer Monolog, sondern ein starrer Blick aufs Geschehen unter dem Zwang zur blitzartigen Reaktion aufs Kampfgewirr. Winkler schreibt das im erzählenden Präsens, es hat den Sog einer Sportkommentierung, aber ohne jede Objektivität. Wir stecken als Leser nicht nur im Kopf von Heiko, sondern auch in seinen Fäusten und Knochen, hinter seinem Zahnschutz. Und wir sind froh, dass er ihn trägt. Dieses Buch hat einen auf den ersten zehn Seiten bereits gepackt und in gewisser Weise auch schon besiegt.

So unvermittelt, wie "Hool" beginnt, bleibt der Roman auch später, obwohl Winkler seinem Protagonisten bisweilen Erinnerungen gestattet, für die Tempus und Tempo gewechselt werden. Ist die Gegenwart ein permanenter Schlagabtausch, auch wenn nicht gematcht wird, machen die Rückblicke klar, wo die Weichen für diese antagonistische Gegenwart gestellt wurden, wo es Abzweigungen gegeben hat, die verpasst wurden, und dass der Kurs, dem Heiko heute folgt, orientierungslos geworden ist, weil ein Krieg unter den Hooligans um die interne Hierarchie entbrannt ist. Was Heiko antreibt, ist nicht einmal mehr Wille, sondern Mangel an Alternativen.

Die anderen Jugendfreunde steigen aus; Heiko versteht es nicht. Er hat keinen Erfolg bei Yvonne, der hübschen Krankenschwester, die er als Zivildienstleistender kennengelernt hat; Heiko versteht es nicht. Als Helfer auf einem abgelegenen Hof, der einem Bekannten als Versteck für exotische Bestien dient, mit denen er illegale Tierkämpfe bestreitet, gerät er ins Visier brutalerer Mächte; Heiko versteht es nicht. Es ist eine große Kunst, einen Simpel literarisch so darzustellen, dass man als Leser nicht verzweifelt an dessen Uneinsichtigkeit; Philipp Winkler versteht sich darauf.

Durch die Tiere kommt ein phantastisches Element in die Geschichte, das aber nie ins Irreale oder Surreale umschlägt. Die Szenen der Fütterungen des Bartgeiers Siegfried sind unvergesslich: "Er springt mit einem wuchtigen Bums von der Lehne auf die Dielen und hopst zum Knochenhaufen rüber. Wenn er sich auf dem Boden fortbewegt, weil mit fliegen is' hier nicht viel, dann geht er nicht, sondern hoppelt vielmehr. Indem er etwas Schwung holt und mit beiden Beinen zugleich vorwärtsspringt, dabei aber irgendwie auch seitlich bleibt. Ich bleibe kurz stehen. Lächle. Ich seh ihm gerne dabei zu, wie er sich so fortbewegt. Weil sein Körper bis runter zu den fast menschenhandgroßen Klauen mit dichten rostfarbenen Federn bedeckt ist, sieht es so aus, als hätte er eine Hose an. Nur die Außenseiten der Flügel und sein Kopf sind anders gefärbt. Sein Gesicht läuft schwarz zum Schnabel zu, da wo die namengebenden Bartfedern herunterhängen und ist weiß umrahmt. Die Schwingen sind auch weiß gefiedert. Darunter scheinen die rötlichen durch. Er gruscht mit dem Schnabel im Knochenhaufen herum und sucht sich erst mal ein Küken heraus." In der Faszination Heikos für diese Kreatur, die noch mehr Gefangener ist als er selbst, werden auch die einzelnen Sätze länger, bricht der sonstige Rhythmus der Prosa auf und findet zu einer Beobachtungsgenauigkeit, die aus der Ruhe, nicht der Hektik des sonst permanenten Kampfes mit anderen und sich selbst entsteht.

Philipp Winkler hat einen Roman geschrieben, dem man hoch anrechnen kann, dass er uns hinter die Kulissen einer archaischen Subkultur führt. Noch beeindruckender aber ist die sprachliche Konsequenz, mit der er das tut. Nichts ist geschönt in "Hool", auch nicht Heikos Erzählstimme. Umso eindrucksvoller sind dann jene Passagen wie die eingangs zitierte, in denen er sich zu vergessen scheint und eine Welt in den Blick nimmt, die nicht nur aus Rivalität und Intrigen besteht. Durch diese Momente ist selbst das erstaunlich optimistische Ende dieses eigentlich unversöhnlich erscheinenden Buchs konsequent vorbereitet.

ANDREAS PLATTHAUS

Philipp Winkler: "Hool". Roman.

Aufbau Verlag, Berlin 2016. 311 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Ganz eindeutig fällt Tobias Lehmkuhls Urteil über Philipp Winklers Debütroman "Hool" nicht aus. Die Geschichte um den Hannoveraner Hooligan Heiko, der sich durch sein Leben prügelt, findet der Kritiker dramaturgisch gelungen, die Kampfszenen erscheinen ihm äußerst "plastisch" dargestellt. Wenn Heiko mit seinem Kumpel Arnim, der illegale Hundekämpfe organisiert, auf eine Gruppe bewaffneter Russen trifft, entdeckt Lehmkuhl gar Szenen in bester Thriller-Manier. Und doch muss der Rezensent gestehen, dass ihm die testosteronsatte "Hau-drauf-Rhetorik" und der "Anal- und Vaginalhumor" der Figuren auf Dauer ziemlich erschöpft hat. Auch den Sinn der Geschichte, die irgendwie nicht richtig "auf die Fresse" hauen will, hat Lehmkuhl nicht ganz verstanden.

© Perlentaucher Medien GmbH
» Dieser Roman hat ein hohes Tempo. « WDR 2 20161023
" Mit einer schonungslosen Klarheit schildert Philipp Winkler, (...), den oftmals tristen Alltag der jungen Männer, die internen Gepflogenheiten und die externen Auseinandersetzungen der Szene. " TaschenbuchMagazin 20180415