Produktdetails
  • Obama Biden Mystery
  • Verlag: Gale, a Cengage Group
  • Erscheinungstermin: 3. Oktober 2018
  • Englisch
  • Abmessung: 216mm x 145mm x 30mm
  • Gewicht: 499g
  • ISBN-13: 9781432858414
  • ISBN-10: 1432858416
  • Artikelnr.: 53069340

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.09.2018

Guter Cop, guter Cop

Barack Obama und Joe Biden sind zurück - als Ermittlerduo und Traumpaar in einem Thriller: "Hope Never Dies", ihr erster Fall

Das ist überhaupt nicht lustig, sondern zwingend logisch und vor allem notwendig angesichts der angespannten Lage der Dinge: Der amerikanische Autor Andrew Shaffer hat den ehemaligen amerikanischen Präsidenten Barack Obama und dessen Stellvertreter Joe Biden zu Privatdetektiven gemacht. "Hope Never Dies" heißt der erste Fall der beiden, eine sogenannte "Obama Biden Mistery", Fortsetzung folgt im Sommer 2019. Shaffers Krimi erzählt vom rätselhaften Tod eines Bahnschaffners auf der Strecke zwischen Wilmington, wo Biden wohnt, und Washington, wo er bis eben noch gearbeitet hat. Biden kannte den toten Schaffner Finn Donnelly gut, weil er immer mit dem Zug in die Hauptstadt fuhr: "Amtrak Joe" wird Biden deswegen genannt, nach der amerikanischen Bahngesellschaft.

Aber jetzt liegt dieser Donnelly zerschmettert an den Gleisen jener Strecke, auf der er den Vizepräsidenten immer kontrolliert hat. Und hat zudem ein Tütchen mit einer weißen Substanz in der Tasche. Aber weil man auch noch die ausgedruckte Adresse Bidens bei Donnelly findet, schaltet sich auch der Secret Service ein, und weil Bidens alter Chef immer noch gute Kontakte zum Geheimdienst hat, steht also eines Abends Obama vor Bidens Tür in Wilmington: Hatte Donnelly vielleicht einen Anschlag auf den Vizepräsidenten i. R. vor? Oder wollte er vielleicht Hilfe bei ihm suchen, weil er in Schwierigkeiten war? Und damit sind die beiden Privatiers schon mitten drin in ihren Ermittlungen - die sie ins Drogenmilieu einer Bikergang führen werden, aber auch mitten hinein in die Probleme einer altgedienten und deswegen nicht ganz einfachen Zweierbeziehung.

Joe ist nämlich sauer, weil Barack sich nicht mehr meldet, aber dafür mit irgendwelchen Milliardären Kitesurfen geht. Und Barack versteht überhaupt nicht, was Joe immer hat.

Andrew Shaffer, der Autor dieses Humorkrimis (und anderer Parodien wie "Fifty Shames of Earl Grey"), hat die Schreibschule von The Second City absolviert, einem Improvisationstheater in Chicago, das schon komische Intelligenzbestien wie Bill Murray, Tina Fey oder Stephen Colbert hervorgebracht hat. "Hope Never Dies" ist auch deswegen nicht reiner Quatsch: Das Buch lebt, einerseits, vom beknackten Reiz, sich Barack Obama mit einer abgesägten Schrotflinte vorzustellen, wie er eine Horde Bikertypen in Schach hält, die seinen Partner Biden eingekreist haben, aber eben auch davon, im Verhältnis zwischen dem professoralen Schlauberger, auf dem die Hoffnung der Welt liegt, und dem hemdsärmligen, aber loyalen Veteranen eine Parallele zum berühmtesten Paar der Kriminaldichtung zu erkennen: Sherlock Holmes und Doktor Watson.

Und das macht einfach Spaß und passt vor allem ziemlich gut: Wie Obama keine Gelegenheit verstreichen lässt, seinem Partner logische Fehlschlüsse unter die Nase zu reiben und Vorträge zu halten, über Körperfett, Klimawandel, Gewaltenteilung und die korrekte Verwendung des Begriffs "Joint", und der andere das zwar erduldet, aber auf seinen Moment hofft, in dem er zeigen kann, dass er es immer gewesen ist, der eigentlich den Laden am Laufen hält, aber immer grimmiger wird, je weniger er dazu die Gelegenheit bekommt.

Das ist nicht frei erfunden, auch wenn die beiden Politiker heute eine enge Freundschaft verbinden soll. Aber die begann eben holprig. Joe Biden maßregelte den jungen Senator Obama öffentlich, wo er nur konnte, selbst dann noch, als er längst dessen running mate auf dem Weg ins Weiße Haus war. Der junge Senator Obama wiederum war schwer genervt von der Weitschweifigkeit des älteren Kollegen: Als Biden sich bei einer Anhörung mal wieder produzierte, hielt er einem Mitarbeiter einen Zettel hin, auf dem "Shoot. Me. Now." stand. Der Charismatiker Obama liebt obendrein Akten. Auf seiner Professorialität, heißt es, gründete auch seine Freundschaft zur ähnlich nüchternen Angela Merkel.

Mit diesen Eigenschaften, hier ist die Nerdpolizei im Einsatz, spielt Shaffer in "Hope Never Dies" - und auch mit Insiderwitzen, lässt Biden mit Sonnenbrille und Basecap im Mordfall ermitteln (er war zu seinen ersten Geheimtreffen mit dem Präsidentschaftskandidaten Obama 2007 ähnlich auffällig unauffällig erschienen). In einem Interview mit dem Radiosender NPR hat Shaffer erklärt, es sei ihm beim Schreiben leichter gefallen, sich in Joe Biden einzufühlen als in Obama, er hat den Krimi auch Biden gewidmet (und Obama andererseits gedankt). Natürlich kommt Trump vor, natürlich besprechen die beiden Präsidentencops auch Bidens mögliche Rückkehr ins Weiße Haus. Biden, inzwischen fünfundsiebzig Jahre alt, ist ja noch immer im Gespräch als nächster Präsidentschaftskandidat - bis Januar, hat er gerade erklärt, will er sich entscheiden. Seine Chancen, Trump 2020 zu schlagen, gelten als gut.

Der Krimi aber ist, trotz aller Anspielungen, mehr als nur sein illustres Personal. Erst spät ahnt man, was im Todesfall des Schaffners wirklich geschehen ist, dann gibt es sogar noch Action mit einem Biden, der an drei Fingern aus einem rasenden Amtrak-Zug hängt, und Obama, der gerade noch rechtzeitig auftaucht, um den Freund zu retten.

Aber natürlich sucht man in "Hope Never Dies" vor allem jene Stellen, in denen die wahren und erfundenen Helden verschmelzen oder sich gegenseitig kommentieren. Im wahren Leben haben die beiden schon zu Amtszeiten die Einbildungskraft des Publikums inspiriert, eine "Bromance" hat man ihnen nachgesagt. Im erfundenen ringen sie damit, die aufrechtzuerhalten, und wer weiß, ob das nicht viel stimmiger ist als die romantischen Hoffnungen auf das Team Biden und Obama.

TOBIAS RÜTHER

Andrew Shaffer: "Hope Never Dies". Quirk Books, 304 Seiten, 9,99 Euro

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