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Horaz gehört - gemeinsam mit Catull, Vergil und Ovid - zu den bedeutendsten Dichtern der römischen Antike. Niklas Holzberg gibt in seinem jüngsten Buch einen souveränen Überblick über die historischen Voraussetzungen für das poetische Schaffen des Horaz sowie speziell über den Beitrag des Dichters zum geistigen Leben in der augusteischen Epoche.
Zudem bietet er anhand zahlreicher Textbeispiele eine lebendige und anregende Einführung in die Satiren, Epoden, Oden und Episteln des ebenso weltweisen wie humorvollen Horaz. Auch in diesem Falle zeichnet das Buch des Münchener Latinisten eine
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Produktbeschreibung
Horaz gehört - gemeinsam mit Catull, Vergil und Ovid - zu den bedeutendsten Dichtern der römischen Antike. Niklas Holzberg gibt in seinem jüngsten Buch einen souveränen Überblick über die historischen Voraussetzungen für das poetische Schaffen des Horaz sowie speziell über den Beitrag des Dichters zum geistigen Leben in der augusteischen Epoche.

Zudem bietet er anhand zahlreicher Textbeispiele eine lebendige und anregende Einführung in die Satiren, Epoden, Oden und Episteln des ebenso weltweisen wie humorvollen Horaz. Auch in diesem Falle zeichnet das Buch des Münchener Latinisten eine unverblümte und den lateinischen Originalen angemessene Sprache aus, durch die er die großen Werke der römischen Klassik für ein allgemeines Publikum wieder zu einer interessanten und genußvollen Lektüre gemacht hat.
Autorenporträt
Niklas Holzberg lehrt als Professor für Klassische Philologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Von ihm sind im Verlag C.H.Beck u.a. erschienen: Die Fabeln des Äsop (2008); Ovid. Dichter und Werk (32006); Vergil. Der Dichter und sein Werk (2006); Catull. Der Dichter und sein erotisches Werk (32005).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.11.2009

Der Dichter als Rollenspieler

Hinter den Masken der wohlhabende römische Ritter: Der Münchner Latinist Niklas Holzberg widmet sich dem Leben und Werk des Horaz.

Das "artistische Entzücken" beim Lesen des Horaz teilte Nietzsche nicht nur mit Kant, sondern mit vielen Dichtern von Jakobus Balde bis zu Thomas Kling. Der in München lehrende Latinist Niklas Holzberg unternimmt es nun, nach Catull, Ovid und zuletzt Vergil (F.A.Z. vom 16. Dezember 2006) auch Horaz einem lateinfernen Publikum vorzustellen, und akzeptiert dabei die Bedingung, nur in Ausnahmen auf den lateinischen Text verweisen zu können, also gleichsam "Don Giovanni" fast ohne Musik aufführen zu müssen.

Holzberg übersetzt in Prosa, erklärt trotzdem Metrik wie nebenbei, schafft dabei ein Wunder an Informationsdichte und bietet ein sehr modernes Horaz-Bild. Gestützt auf internationale Forschung, umreißt Holzberg zunächst Biographie, zentrale Motive und literarisch-historischen Kontext, um dann das Werk des Horaz einer linearen Lektüre zu unterwerfen. Diese folgt Tendenzen der neueren Philologie, die die Buchkomposition in den Vordergrund rückt. Aber noch niemals wurde das Gesamtwerk des Horaz insgesamt so radikal als teleologische Komposition gelesen, und dieser Kunstgriff ermöglicht es nun, alle 162 Gedichte synoptisch zu ordnen.

Holzberg eröffnet mit einer plausiblen Horaz-Biographie, denn Horaz (65 bis 8 vor Christus) war eben nicht der Kleinbürger der Schulausgaben und Lexika, sondern wohlhabender römischer Ritter. Dies gilt sowohl vor als auch nach Philippi, also für Horaz als Republikaner auf Seiten des Brutus wie für den loyalen Anhänger Octavians, des späteren Augustus. Durch die ausschließliche Fokussierung auf die pro-augusteische Seite wird Horaz freilich mancher Spannung beraubt. Eine politisch-existentielle Lesart, wie viele Dichter von Wieland bis Brecht sie praktizierten, liegt Holzberg ohnedies fern. Sein Interesse gilt den "personae" des Horaz, jenen für die einzelnen Buchgattungen rekonstruierten Rollen, die der Dichter im Spiel der antiken Literatur entwirft. Dass diese "personae" ebenso anfällig für Zirkelschlüsse sein können wie Biographismen, sei kurz angemerkt. Auf dem Feld der Intertextualität aber ist Holzberg meisterlich bewandert, was sich sogleich bei der Interpretation der "Satiren" zeigt, die aus "Plaudereien" zu raffinierten Kunststücken hellenistischer Dichtungstheorie und Lebensphilosophie werden: Um "lachend die Wahrheit zu sagen", braucht es literarisches Raffinement.

Die "Epoden", politisch-erotische Schmähgedichte, werden von Holzberg mit Vergnügen zugespitzt, an den "Oden" erreicht das Verfahren freilich seine Grenze: Holzberg kann auf stupende Weise das Motivgeflecht der vier Bücher zeigen, zu den 103 Gedichten aber nur stenographische Winke geben. Aus der einzig vollständig dargestellten Otium-Ode (2,16) und manchen Zwischenbemerkungen kann der Leser auf das Buch schließen, das Holzberg ungeschrieben ließ. Das Motivgeflecht trägt aber insbesondere bei den heiklen "Römeroden" (3,1-6), denn der politisch-ästhetische Zyklus ist sorgfältig vorbereitet und durch die anschließenden erotischen Gedichte (3,7-12) elegant abgefedert.

Das erste Buch der "Briefe", ethische Reflexionen über Individuum und Gesellschaft, wird witzig nachgezeichnet, aber durch die Fixierung auf Epikur in seinem kritischen Potential entschärft, zumal sich Horaz offen zu Aristipp, einem ganz anderen hedonistischen Modell, bekennt. Beim zweiten, literaturtheoretischen Buch der "Briefe" ist Holzberg wieder in seiner Domäne: Kundig zieht er die Verbindungslinien zu hellenistischen Autoren und Theoretikern aus, und da er sich mit R. G. M. Nisbet zur Spätdatierung aller drei Briefe einschließlich der "Ars poetica" bekennt (11/10 vor Christus), gerät auch dem persona-Theoretiker Holzberg deren Darstellung zu einem persönlichen Rückblick auf die Dichtung.

Burlesk löst er sich dann wie Horaz mit dem letzten Vers der "Ars poetica" als satter "Blutegel" von seinem Publikum: Chapeau! Holzbergs Horaz ist bestechend klar, Sprachform und existentielle Motive sind aber ausgeblendet zugunsten der einprägsamen Kontur. Wie diese Kontur zu füllen ist, wie die einzelnen Masken zusammenzufügen sind, das beschäftigt Leser seit Jahrhunderten. Als Lohn winkt dabei das "artistische Entzücken" der eigenen Lektüre.

THOMAS POISS

Niklas Holzberg: "Horaz. Dichter und Werk". C. H. Beck Verlag, München 2009. 240 S., geb., 24,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Burkhard Müller ist tief betrübt über die von Niklas Holzberg, wie es aussieht, leichtfertig vertane Chance, uns Horaz näherzubringen. Als hätte er von einem Professor für Klassische Philologie mehr erwartet, steht er fassungslos vor der Diskrepanz zwischen dem Verständnis, das einst Nietzsche dem großen Dichter entgegenbrachte und jenem, von dem dieses Buch zeugt. Müller verweist auf die Notwendigkeit, Horaz dem heutigen Leser erst einmal schmackhaft zu machen. Die Lieblosigkeit jedoch, mit der Holzberg seinen Gegenstand behandelt, so erklärt Müller, lässt den Autor schon die Grundvoraussetzung dieses lyrischen Werkes, das System der lateinischen Metrik nämlich, nicht angemessen würdigen, für Müller eine irreparable Unterlassung. Ebenso unverzeihlich findet der Rezensent, dass uns Holzberg den echten Horaz beinahe ausschließlich zugunsten seiner eigenen, mal metrischen, mal freien Text-Versionen vorenthält, anstatt Hilfestellung zu geben, das Original zu würdigen. Für Müller hieße das etwa, Kontexte herzustellen, nicht nur "matte" Kommentare. Die Nähe zu Horaz, die hier mit launigen Übersetzungen suggeriert wird, möchte der Rezensent dem Autor keinesfalls abkaufen. So billig, meint Müller, ist Horaz nicht zu haben.

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