Ideenreich, jedoch einfach zu knapp
Um die „Horrorsammlung“ von Anne Merker richtig einordnen zu können, muss man wissen, dass das Format von story.one, der Plattform, der das kleine Büchlein entstammt, sehr restriktiv ist: Die einzelnen Kurzgeschichten dürfen maximal 2.500 Zeichen lang sein –
nicht viel Platz, um eine Idee zu entwickeln. In diesem Format kommen Anne Merkers an sich oft…mehrIdeenreich, jedoch einfach zu knapp
Um die „Horrorsammlung“ von Anne Merker richtig einordnen zu können, muss man wissen, dass das Format von story.one, der Plattform, der das kleine Büchlein entstammt, sehr restriktiv ist: Die einzelnen Kurzgeschichten dürfen maximal 2.500 Zeichen lang sein – nicht viel Platz, um eine Idee zu entwickeln. In diesem Format kommen Anne Merkers an sich oft originelle Ideen leider weniger gut zur Geltung, als möglich gewesen wäre.
Insgesamt zwölf kurze Texte mit Schauerpotenzial versammeln sich in dem schmalen Bändchen. Die Autorin verlässt sich dabei auf klassische Horrormotive: beunruhigende Geräusche, geheimnisvolle Funde auf dem Dachboden, mörderische Absichten und mysteriöse Wesen. Die Minigeschichten präsentieren spannende Motive und wecken Neugier, sind aber in ihrem Format zu kurz, um wirklich Atmosphäre und Gänsehaut aufkommen zu lassen. Für eine Entwicklung von Gedanken ist auf jeweils nur knapp drei kleinformatigen Seiten kein Platz, und so wirken die Wendungen am Ende der Geschichten, die Anne Merker zuverlässig einsetzt, oft übereilt. Nur wenige dieser kleinen literarischen Vignetten fokussieren sich so auf eine Situation, dass das Timing stimmt – da wäre positiv vor allem „Der Keller“ hervorzuheben.
Die „Horrorsammlung“ ist ein Büchlein, das in einer ausgereiften und ausführlicheren Form definitiv seinen Reiz hätte. Jede der enthaltenen Minigeschichten hätte das Potenzial für eine atmosphärische und gruselige Kurzgeschichte. Es entsteht leider der Eindruck, dass sich die Autorin mit dieser verkürzten Form der Veröffentlichung keinen Gefallen getan hat. Deshalb fällt die Bewertung dieses Büchleins auch besonders schwer: Für die literarische Form, die jedoch strikt vorgegeben ist, gibt es Punktabzug, die Ideen selbst zeigen jedoch das kreative Potenzial hinter diesen kurzen „Skizzen“. Es bleibt zu hoffen, dass die nächste Veröffentlichung sich nicht mehr diesem restriktiven Kleinformat anpassen wird.