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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.10.2016

Für die Tasche In der einheimischen Sprache der Hauptstadt von Hawaii bedeutet Honolulu "geschützte Bucht", und so passt der Name "Hotel Honolulu" gleich doppelt zu der zweifelhaften Unterkunft auf der hawaiianischen Insel O'ahu: Geschützt vor neugierigen Blicken und Fragen bigotter Nachbarschaft geben sich dubiose Figuren die Klinke in die Hand, um sich ihren Begierden, Obsessionen und Neurosen auszuliefern. Für einen hier zufällig als Hotelmanager gestrandeten Schriftsteller mit Schreibblockade - angeblich ist "Hotel Honolulu" halbbiographisch - eröffnet sich unversehens ein ganzer Pool an neuen Stoffen, allerdings mit recht monothematischer Ausrichtung: Sex und Crime beherrschen jede Roman-Episode, nur ein wenig gewürzt mit einheimischer Geheimniskrämerei, Fatalismus und Unglück. Einer Gegend, für die zehn Monate im Jahr als die beste Reisezeit gelten, in der wirklich immer die Sonne scheint und die Temperatur konstant tropisch warm ist, wird geradezu zwanghaft eine hässliche Schattenwelt gegenübergestellt. Anfangs unterhaltsam, ermüden die um menschliche Abgründe aller Art herum konstruierten Storys im Romanverlauf etwas. Es ist ein Vergnügen, durch Schlüssellöcher zu gucken, aber hinter den Türen von "Hotel Honolulu" erfährt man am Ende doch mehr, als man hat wissen wollen.

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Paul Theroux: "Hotel Honolulu". Hoffmann und Campe, 528 Seiten, 24 Euro

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»Aufbrechen, ankommen, verweilen, beobachten, lernen.« Kleine Zeitung 20160313