Ob auf einem Boot, in der Luft, unter Wasser, im Zug oder im Pferdewagen - die hier vorgestellten "Hotels" bieten ständig wechselnde Aussichten, ungewöhnliche Erlebnisse, entspanntes Reisen, vor allem aber die Möglichkeit, ein Land "en passant" und doch intensiver zu entdecken, als wenn man nach jeder Entdeckungsfahrt wieder in die gleiche Welt eines konventionellen Hotels zurückkehren muss. Adressen und Informationen zu Ausflugsmöglichkeiten und Unterbringung helfen bei der individuellen Reiseplanung. Die zahlreichen Fotos geben einerseits einen Eindruck davon, welchen Komfort man erwarten kann, andererseits einen Vorgeschmack auf das, was auf den Reisenden während der Fahrt so alles zukommt: die Unterwasserwelt der Karibik, die Weite und Einsamkeit der Wüste im australischen Outback, die farbenfrohen Häuser und gastfreundlichen Menschen entlang der Route eines traditionellen Hausboots im südindischen Kerala, blauer Himmel und endlose Strände . . .
Für den Tisch. Hotelbildbände gehören nicht unbedingt zu den vernachlässigten Sparten der Reiseliteratur. Es gibt Bücher über die vornehmsten Grandhotels, die schönsten Stadthotels, die romantischsten Landhotels, die ehrwürdigsten Schloßhotels, die schicksten Strandhotels, die zauberhaftesten Inselhotels, die modernsten Designhotels - oder schlicht und einfach über sogenannte Traumhotels. Gar nicht so einfach, da noch ein neues Konzept für einen weiteren Titel zu finden. Dementsprechend holprig klingt auch der Name, den die Reisejournalistin Shelley-Maree Cassidy einem ihrer jüngsten Werke gegeben hat: "Hotels auf Wasser, Rädern, Schienen" heißt es und zeigt mobile Unterkünfte in aller Welt - vom irischen Planwagen über den nordamerikanischen Zug bis hin zum pazifischen Kreuzfahrtschiff.
Was das Buch charmant macht, sind die sehr persönlich gehaltenen Beschreibungen jeder einzelnen Fahrt und die Bilder von Grant Sheehan, die jeweils in Echtzeit entstanden sind und wie ein fotografisches Reisetagebuch wirken. Was das Buch ein wenig chaotisch wirken läßt, ist sein Sammelsurium-Charakter. Scheinbar zufällig sind Hotels und Ziele aneinandergereiht - Schottland liegt neben Indien, die Camargue neben Vancouver, Alaska folgt auf Australien. Wie flüchtig untergemischt wirken Ferienregionen der Zukunft wie der Meeresboden oder Weltraum (solche Passagen hätten als Epilog mehr Sinn gemacht). Und kann man bei Zügen, Schiffen und Bahnen im engen Sinn eigentlich gar nicht von "Hotels" sprechen, so geht das bei U-Booten oder Spaceshuttles noch viel weniger. Bei Kamelen übrigens auch nicht - doch auch sie schwanken durch ein Kapitel. Vielleicht haben sich Autorin und Fotograf die Arbeit unnötig schwergemacht, indem sie sich so streng an die Hotelvorgabe hielten. Als simples "Reisen auf Wasser, Rädern, Schienen" wäre der Band problemloser durchgegangen.
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Shelley-Maree Cassidy/Grant Sheehan: "Hotels auf Wasser, Rädern, Schienen"; Christian Verlag 2002, 28,80 Euro.
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