Schon auf der ersten Seite ist klar, dass der Ich-Erzähler Alec nicht mehr lange zu leben hat. Doch warum wurde er zum Tode verurteilt? Er blickt zurück auf sein (kurzes) Leben und erzählt aus seiner Kindheit in Irland, wo er als einziges Kind protestantischer Landbesitzer und Erbe eines „Big House“
relativ isoliert aufwächst. Ein Lichtblick ist seine Freundschaft zu Jerry, einem Jungen aus dem…mehrSchon auf der ersten Seite ist klar, dass der Ich-Erzähler Alec nicht mehr lange zu leben hat. Doch warum wurde er zum Tode verurteilt? Er blickt zurück auf sein (kurzes) Leben und erzählt aus seiner Kindheit in Irland, wo er als einziges Kind protestantischer Landbesitzer und Erbe eines „Big House“ relativ isoliert aufwächst. Ein Lichtblick ist seine Freundschaft zu Jerry, einem Jungen aus dem Dorf, doch diese Beziehung über Standesgrenzen hinweg ist zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine verbotene und wird bald unterbunden. Als der Krieg ausbricht, melden sich beide Jungen zum Militär – Alec wird von seiner eiskalten Mutter angetrieben, für König und Vaterland zu kämpfen, Jerry möchte für die irische Freiheitsbewegung Erfahrungen im Kampf sammeln. Auch in den schlammigen Schützengräben in Flandern wird ihre Freundschaft nicht gern gesehen, denn Verbrüderungen zwischen Offizieren und einfachen Soldaten sind untersagt. Doch als Jerry eine fatale Entscheidung trifft, wird ihre Freundschaft auf die wahre Probe gestellt …
Ein kurzer, schnell gelesener, aber berührender Roman, der den Leser gekonnt um rund 100 Jahre in die Vergangenheit versetzt, als das Leben noch durch starre Standesunterschiede geregelt wurde. Jennifer Johnston gelingt es, wie schon in ihren anderen Romanen „The Captains and The Kings“ oder „The Old Jest“, das ländliche Irland vor der Unabhängigkeit und die untergegangene Welt der Anglo-Iren eindringlich zu beschreiben. Eine Stärke der Autorin ist neben der manchmal gar poetischen Erzählweise aus Alecs Perspektive die bildhafte Beschreibung sowohl der irischen Heimat der Jungen als auch der trostlosen Hölle auf den Schlachtfeldern in Flandern. Wer sich für irische Literatur interessiert, dem sei dieses Buch der in Deutschland weitgehend unbekannten Autorin wärmstens empfohlen.