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"Can the pressures women feel to look good be traced back to the sixteenth century? As the Renaissance visual world became populated by female nudes from the likes of Michelangelo and Titian, a vibrant literary scene of beauty tips emerged, fueling debates about cosmetics and adornment."--

Produktbeschreibung
"Can the pressures women feel to look good be traced back to the sixteenth century? As the Renaissance visual world became populated by female nudes from the likes of Michelangelo and Titian, a vibrant literary scene of beauty tips emerged, fueling debates about cosmetics and adornment."--
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Autorenporträt
Jill Burke is a professor of Renaissance Visual and Material Cultures at the University of Edinburgh, a historian of the body and its visual representation, focusing on Italy and Europe from 1400-1700. She is currently the lead investigator of the Royal Society funded project 'Renaissance Goo,' working with soft-matter scientists to remake Renaissance cosmetic and skincare recipes.  She talks regularly about Renaissance bodies on television, radio and podcasts, and she discusses the history of art and beauty on “Jill Burke’s Blog.” She lives in Edinburgh.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.04.2024

Kosmetische Rezepturen

Schönheitsratgeber sind ein altes Genre: Jill Burke widmet sich auf aufschlussreiche Weise der Arbeit

am weiblichen Körper in der Renaissance.

Wer sind die größten Maler? Im späten vierzehnten Jahrhundert forderte der Florentiner Novellenschreiber Franco Sacchetti seine Leser mit dieser Fangfrage heraus. Denn die überraschende Auflösung lautet: die Frauen! Sacchettis misogyner Witz arbeitet mit zwei Ebenen. Zu dieser Zeit hatte sich in Italien der Ruhm einiger Künstler erstmals so weit verbreitet, dass sich die Frage nach einer Bestenliste durchaus ernsthaft an ein breiteres Publikum stellen ließ. Zumindest die Gebildeten hätten sogar die Option gehabt, auf eine Reihe antiker Malerinnen zu verweisen, an die wenig zuvor Giovanni Boccaccio in seiner Zusammenstellung berühmter Frauen erinnert hatte. Aber Sacchetti argumentiert ganz anders: Wenn er "malende Frauen" an Platz eins setzt, dann wegen deren überragender Schminkkünste. Schaffen es diese weiblichen Make-up-Artists doch angeblich, selbst bei noch so "mangelhafter naturgegebener Ausgangslage" ein attraktives, schönes Erscheinungsbild zu erzeugen.

"Die Kunst hilft der Natur", könnte man zusammenfassen - eine ästhetische Vorstellung, die es später immerhin zum Wahlspruch Tizians schaffte. Was freilich nichts daran änderte, dass das bereits von den Kirchenvätern scharf kritisierte Schminken auch weiterhin beliebtes Angriffsziel von Moralaposteln blieb: Wie kann Frau es wagen, die göttliche Schöpfung zu korrigieren (und zugleich den männlichen Blick zu täuschen)? Diese Mittel und Moden weiblicher Körperoptimierung in der Renaissance, die "bislang nicht erzählte Geschichte von Schönheit und weiblicher Kreativität", sind das Thema von Jill Burke.

Ihr Buch beginnt mit der Feststellung, dass ab 1526 eine Reihe von teils sehr erfolgreichen Schönheitsratgebern in unterschiedlichsten Formaten gedruckt wurden - mehrheitlich, aber nicht ausschließlich von Männern verfasst. Sie reihten sich neben andere Ratgeberliteratur, suchten Verlage und Autoren doch bereits damals händeringend nach neuen Themen- und Geschäftsfeldern: von Kochbüchern über Anleitungen für Spieleabende bis hin zu Sexhandbüchern. Andererseits - und damit endet Burkes Buch - wurde das Wissen über Kosmetika, Schönheitstipps und in fließendem Übergang auch über Arzneimittel und selbst von in diesen Zusammenhängen verwendete Giften wohl vorrangig mündlich in "weiblichen Wissensgemeinschaften" übermittelt.

Jill Burke präsentiert zwischen diesen Polen faszinierende Fallstudien: zu operativen Eingriffen (oder zumindest Ideen dazu), sei es an Vagina oder Nase, zu Techniken der Entfernung oder dem Färben von (Körper-)Haaren, zu den frühesten erhaltenen Beispielen für Büstenhalter (also nicht nur um die Brust gewickelte Tücher) aus dem späten fünfzehnten Jahrhundert und selbstverständlich zu Schönheitstipps und Make-up-Geheimnissen. So soll etwa die junge Isabella von Aragón vermutlich 1488 eine arsenhaltige Rezeptur erfunden haben, um ihren dunklen Teint aufzuhellen und so ihren frisch angetrauten, unwilligen Gatten Gian Galeazzo Sforza zum Vollzug der Ehe zu bewegen.

Bezeichnend für die in der frühen Neuzeit aussichtslose Stellung vieler Frauen aller Gesellschaftsschichten erweisen sich dagegen die Akten eines Gerichtsprozesses aus dem Rom des Jahres 1659: Angeklagt wurde eine Gruppe von Frauen, die ihr Wissen über giftige Bestandteile von Kosmetika dazu nutzten, Leidensgenossinnen zu helfen, ihre tyrannischen und gewalttätigen Ehegatten loszuwerden. Bis heute nicht geändert hat sich schließlich, liest man das Begleitschreiben zur Warensendung einer Anna Ebrea von 1508, dass bereits damals gute Kosmetika viel Geld kosteten.

Außergewöhnlich an dem Buch von Jill Burke ist, dass die Autorin im Rahmen einer Forschungsgruppe Renaissance-Rezepturen für Kosmetika selbst hergestellt und ausprobiert hat. Die Herausforderung dabei besteht nicht nur in den Zutaten, sondern auch in Mengenangaben und Vorgehensweise. Die historischen Anleitungen geben nach heutigem Verständnis nur sehr ungenaue Hinweise: Nimm so viel, wie dir richtig scheint, hiervon eine Hand voll, davon die Menge einer Walnussschale und so fort. Burke liefert im Anhang dreizehn Beispiele mit ihren experimentell ermittelten Erkenntnissen. Es sind offenbar auch heute noch nachvollziehbar wirkende Kosmetika.

In anderer Hinsicht führt das Bemühen um Überraschendes und aktuelle Bezüge freilich dazu, dass vermeintlich bekannte und weniger interessante Aspekte gar nicht mehr vorkommen. So geht es zwar um niederländische Pilgerabzeichen, die Vulven und Phalloi darstellen, um ein ebenfalls niederländisches Sprichwort zur Unmöglichkeit, dunkelhäutige Sklaven "weiß zu waschen", um gleichgeschlechtliche Sexualität und männliche Gewalt gegenüber Frauen. Das für die Renaissance zentrale Konzept "Liebe" und die grundlegenden Entwürfe eines weiblichen Schönheitskanons - Petrarca und die Folgen - spielen dagegen höchstens Nebenrollen. "Kreative" Frauen sind wenig überraschend Dichterinnen, Malerinnen, Schauspielerinnen, Kurtisanen. Die Kosmetikerinnen und Apothekerinnen der Renaissance, um die es ja eigentlich geht, werden dagegen erst in einem eigenen Kapitel am Ende des Buches vorgestellt.

Dabei reicht für Burke die Renaissance offenbar vom fünfzehnten bis mindestens in die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts. In diesem Zeitraum werden bei ihr historische Entwicklungen und geographische Unterschiede kaum sichtbar. Dabei nahmen die Zeitgenossen Veränderungen bei Schönheitsvorstellungen und Moden besonders aufmerksam wahr. Nicht nur gab es spätestens seit dem dreizehnten Jahrhundert radikale Stimmen, die die kulturelle Gemachtheit aller weltweit anzutreffenden Schönheitsideale betonten: spitz zugeschliffene oder schwarz gefärbte Zähne, verschiedene Haarfarben und Körperformen, ja selbst Tattoos konnten als schön gelten (wobei diese Relativität der Ideale positiv wie negativ gedeutet wurde). Auch der lokale Blick auf Modephänomene konnte sich geradezu grotesk feinteilig ausformen: So charakterisiert ein großer Kupferstich des späten sechzehnten Jahrhunderts ironisch die wichtigsten Städte Italiens mittels Frauenköpfen mit leicht unterschiedlichen Frisuren.

Trotzdem, für das Thema Körperoptimierung und Kosmetik - vor allem auch aus Sicht und Handlungsperspektive von Frauen - gelingt es dem gut lesbaren Buch, auf neue Weise die Bedeutung der Renaissance noch für unsere heutigen Körperbilder darzustellen. ULRICH PFISTERER

Jill Burke: "How to be a Renaissance Woman". The Untold History of Beauty and Female Creativity.

Wellcome Collection, London 2023.

336 S., Abb., geb., 32,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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A total eye-opener, I loved it Nuala McGovern, BBC Radio 4 Woman's Hour