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Dives into the private world of childhood and immerses us in its fears and longings. The joyous friendships and the bitter sibling battles, the parents that row and the boys that won't dance with you.

Produktbeschreibung
Dives into the private world of childhood and immerses us in its fears and longings. The joyous friendships and the bitter sibling battles, the parents that row and the boys that won't dance with you.
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Autorenporträt
Julie Orringer
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.07.2005

Erwachsenwerden im Schwimmbecken
Julie Orringers Erzählungen „Unter Wasser atmen”
Eigentlich könnte doch alles so schön anfangen. Sowohl im Leben, als auch in den Geschichten über die Kindheit, in denen man sich an Thanksgiving lustig verkleidet, wie zum Beispiel die beiden Kinder Ella und Benjamin in Julie Orringers Erzählung „Pilgerväter”, der ersten von acht weiteren über die Kindheit und das, was alles danach noch so auf einen zukommt. Aber bei Julie Orringer erfahren wir sehr schnell, dass auch die Kindheit geleistet werden muss. Denn trotz der Verkleidung wird’s nicht so richtig lustig für die beiden Kinder. Sie müssen sich mit den Eltern zu irgendwelchen unbekannten Erwachsenen begeben, in deren Garten mit irgendwelchen unbekannten Kindern spielen - ach ja, und zwischendurch werden die zwei Kleinen auch noch darüber aufgeklärt, was denn das Wort „Chemotherapie” bedeutet, denn die Mutter hat Krebs und liegt jetzt bleich und hustend bei den Gastgebern im Schlafzimmer, „wie vom Gewicht etlicher Tonnen Wasser niedergedrückt.”
So düster geht’s dann auch gleich auf dem Spielplatz weiter. Die Kinder spielen im Baumhaus „Gefängnis” - der Terror fängt anscheinend schon im frühesten Kindesalter an -, und einige mit Kletterpflanzen gefesselte Geisel-Kinder stehen mit „weit aufgerissenen Augen, reglos wie Skulpturen, im Halbdunkel”. Und gleich danach, da am schönen Baumhaus, wo die wilde Kinderschar spielen soll, während die Erwachsenen ihr makrobiotisches Thanksgiving-Fest abhalten und von ihren Tai-Chi-Kursen erzählen, stürzt ein kleines Mädchen direkt in die Tiefe, „ihr Kleid flatterte lautlos, während sie fiel, und ihre weißen Hände griffen ins Leere”. Sie stirbt. An ihrem Handgelenk blitzt ein Knochen auf. Und wegschauen geht nicht.
Ein fischiger Geschmack
So beginnt die erste Geschichte aus dem Band „Unter Wasser atmen”, dem Debüt der jungen amerikanischen Autorin Julie Orringer (Jahrgang 1973). Gar keine heitere und leichte und unterhaltsame Ferienlektüre für die schönen Tage am Strand, wenn man so in der Sonne herumliegt und sich ganz leicht, mit ein paar federnden Sätzen, literarisch treiben lassen möchte. Mit Julie Orringer schwimmt man in etwas getrübteren Gewässern herum. Vielleicht so wie dieses eine vierzehnjährige Mädchen, das vor kurzem beinahe ertrunken wäre. Beinahe nur. Sie hat Glück gehabt. Ja, sie kann sich glücklich schätzen, dass sie noch lebt. Ganz im Unterschied zu ihrer Freundin Isabel, die im Auto neben ihr saß. Und während Maddy spürte, wie das Wasser in das Auto hereinkam und ihr mit seinem „kalten fischigen Geschmack in den Mund strömte”, blutete Isabel neben ihr in die Finsternis hinein.
Zu all diesem Schrecken gibt es naturgemäß keine Erklärungen, nur den permanenten Hinweis darauf, dass es eine Welt gibt, die größer ist als die, in der du lebst: „Dies hier ist die richtige Welt, nicht, was deine Eltern dir erzählt haben; es existiert gleich hinter den Grenzen deines hübschen Lebens.” Mit dieser Überzeugung werden bei Julie Orringer unentwegt Kämpfe ausgefochten, so wie der, die Schönheit der anderen Mädchen zu übertreffen und mindestens wie die andere zu sein, diese „dürre Venus”, die so schön ist und so berühmt. - „Habe ich schon erwähnt”, spricht eines der Mädchen, „dass ich fett bin?” Ja, da haben wir das Problem. Schon wieder eins. So wie überhaupt alle Erzählungen weniger vom Glücken und Gelingen als von den niemals endenden Unlösbarkeiten des Erwachsenwerdens handeln. Die Erzählungen quellen nahezu über von Krankheiten, Prüfungen und Unfällen. Sie sind unangenehm eingedunkelte Ausflüge in die Zeit der Jugend, der Pubertät und des Heranwachsens, von wenig Hoffnung getragen, dass es irgendwo einen Schutzraum geben könnte.
All die, die da erwachsen zu werden versuchen, fühlen sich wie „Reisende in einem fremden, unversöhnlichen Land”. Doch wer reist, hat immer noch die Aussicht darauf, dass er einmal andere Regionen erreicht. So haben sie alle die stille Hoffnung, auf einen Ort zuzusteuern, an dem sie „mit dem Gedanken an dunkle Wälder einschlafen und im Leben Fremder wieder aufwachen würden.” Und manchmal, und sei es auch ganz am Ende erst, sieht es so aus, als könnte etwas Neues beginnen und alles ganz anders sein, wie in der Erzählung „Wenn sie alt ist und ich berühmt bin”: Eine gelingende Form des Miteinanders vielleicht und die Aussicht darauf, dass man sich zu einer anderen Zeit noch einmal trifft, wenn sich, wie es die zwanzigjährige Mira formuliert, „die Kanten unseres gegenseitigen Hasses abgeschliffen haben”, und es wird alles gesagt sein, was gesagt werden muss.
YVONNE GEBAUER
JULIE ORRINGER: Unter Wasser atmen. Aus dem Amerikanischen von Bettina Abarbanell. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2005. 288 Seiten, 8,90 Euro.
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