Lust auf Lesen: Die Reihe für Leseanfänger_innen garantiert Erstlesern Spaß, Motivation und Erfolg beim Lesenlernen und eignet sich auch als Ganzschrift für die Grundschule. Der schüchterne Hugo wohnt in einer riesigen Villa, hat einen Hauslehrer, aber keinen Freund. Da entdeckt er eine Flasche, der ein Flaschengeist entweicht. Big Dschi stellt erst mal klar, dass Hugo ihm ab jetzt alle Wünsche zu erfüllen darf. Hugo ist beeindruckt. Aber halt, hier stimmt was nicht! Ist es nicht andersrum? Eine rasante Geschichte, urkomisch bebildert. Text und Bild erzählen gemeinsam - so macht Lesen Spaß!
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.04.2020Tag Chefchen, ich wünsche mir was
Lena Hach lässt einen einsamen Jungen an einem frechen Flaschengeist wachsen
Stundenlanges Schmökern: Neben allerlei Entsetzlichem - pompöser Plauderei, stimmungsvollem Speisen oder kleiner Komplimentenkunde - hat der offenbar alliterationsverliebte Hauslehrer dem armen Hugo immerhin ein einziges hilfreiches Fach auf den Stundenplan gesetzt. Und Hilfe kann der Junge, der in den 67 Zimmern einer riesigen Villa mit gigantischem Park allein mit seinen Eltern und einem Kaninchen lebt, durchaus brauchen: Aus dem Koi-Teich im Park hat er eine stinkende, alte Flasche gefischt, und beim Versuch, sie einigermaßen sauber zu kriegen, fliegt doch glatt der Stopfen von dem Ding, Rauch mit Glitzer steigt auf, und ein Flaschengeist stellt sich dem staunenden Hugo vor. Allerdings erst, nachdem Big Dschinny Fresh in aller Ruhe einen Müsliriegel verdrückt und ein bisschen mit seinen Muskeln angegeben hat.
"Meine Freunde nennen mich Big Dschi", sagt der Gast, und weil er überhaupt ein Checker ist, hat er ganz schnell spitzbekommen, dass er Hugos erster Flaschengeist ist und sich der Junge mit den entsprechenden Umgangsformen nicht sonderlich auskennt, dabei aber umstandslos anerkennt, dass es Regeln geben muss. So kommt es, dass Big Dschi Wünsche frei hat, die Hugo ihm erfüllen muss. Erfüllen darf, verbessert der Geist, das sei eine große Ehre.
Zum Glück ist auch der zweite Held in Lena Hachs Kinderbuch "Hugo und Big Dschi" nicht auf den Kopf gefallen: Hatte der Geist ihn nicht gerade noch mit "Tag Chefchen" gegrüßt? Und zum Glück gibt es nach zwei Wünschen das Unterrichtsfach stundenlanges Schmökern - und in einem Buch der Bibliothek einen Eintrag über Flaschengeister. Mit feuerroten Ohren muss Big Dschi einräumen, dass es sich mit den Wünschen anders verhält, als er gern hätte. Netter Versuch. Aber eigentlich war es doch bis jetzt ganz lustig, denkt sich Hugo und ist bereit, dem Dschinn auch noch einen dritten Wunsch zu erfüllen.
In ihren Kinder- und Jugendbüchern hat sich Lena Hach als gewitzte Erzählerin gezeigt, die ihre Helden aufs schönste in Schwierigkeiten zu bringen vermag, aus denen sie sich oft mit Hilfe eines Freundes lösen können. Big Dschi ist Schwierigkeit und Freund in einem, und einen Freund wünscht sich Hugo von Herzen. In Sicht waren allerdings bislang lediglich die Nachbarskinder, die ihn gelegentlich von der Parkmauer herunter verspotten und bewerfen. Als sich der Flaschengeist als Drittes wünscht, Hugo möge ausgerechnet denen die Meinung geigen, steht der Junge vor einigen Problemen, angefangen mit dem Verständnis: Er kann doch gar nicht Geige spielen!
Wie Big Dschi ihn zuerst auf die Konfrontation vorbereitet, um seinem Schützling im entscheidenden Moment diskret beizustehen, wozu das Durchsetzungstraining noch so gut ist und wohin Hugos Mut letztendlich führt, erzählt Lena Hach mit Herz und Humor - und einem sprachlichen Geschick, das junge Selbstleser am Beginn eigenständiger Lektüre mit Wortwitz und Wortspielen herausfordert, ohne sie zu überfordern. Kai Schüttler hat die Geschichte nicht nur treffend illustriert, seine Bilder erzählen die Geschichte in entscheidenden Momenten weiter: Wie die Nachbarskinder Hugo triezen und wie Big Dschi ihnen mit einem gezielten Wurf einen Wespenschwarm auf den Hals hetzt, wie Hugo seine Widerstandskraft zunächst an der Köchin erprobt und überhaupt, wie der Geist dem tapferen Jungen in der ausweglosen Auseinandersetzung gegen die drei anderen beisteht, ohne dass der es mitbekommt, all das verschweigt die Autorin. Das kindliche Publikum liest es aus den Bildern.
Und hinter einer komischen Geschichte liest es, wohin es führen kann, wenn man nicht alles glaubt und sich nicht alles gefallen lässt. Was passieren kann, wenn man seinen Mut zusammennimmt, und wozu ein letzter Wunsch, von einem freundlichen Flaschengeist als Abschiedsgeschenk gemacht, bevor der weitermuss, gut sein kann. Eine Achterbahn im Park ist es jedenfalls nicht.
FRIDTJOF KÜCHEMANN.
Lena Hach: "Hugo und Big Dschi".
Mit Bildern von Kai Schüttler. Verlag Beltz & Gelberg, Weinheim 2020. 69 S., geb., 9,95 [Euro]. Ab 7 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Lena Hach lässt einen einsamen Jungen an einem frechen Flaschengeist wachsen
Stundenlanges Schmökern: Neben allerlei Entsetzlichem - pompöser Plauderei, stimmungsvollem Speisen oder kleiner Komplimentenkunde - hat der offenbar alliterationsverliebte Hauslehrer dem armen Hugo immerhin ein einziges hilfreiches Fach auf den Stundenplan gesetzt. Und Hilfe kann der Junge, der in den 67 Zimmern einer riesigen Villa mit gigantischem Park allein mit seinen Eltern und einem Kaninchen lebt, durchaus brauchen: Aus dem Koi-Teich im Park hat er eine stinkende, alte Flasche gefischt, und beim Versuch, sie einigermaßen sauber zu kriegen, fliegt doch glatt der Stopfen von dem Ding, Rauch mit Glitzer steigt auf, und ein Flaschengeist stellt sich dem staunenden Hugo vor. Allerdings erst, nachdem Big Dschinny Fresh in aller Ruhe einen Müsliriegel verdrückt und ein bisschen mit seinen Muskeln angegeben hat.
"Meine Freunde nennen mich Big Dschi", sagt der Gast, und weil er überhaupt ein Checker ist, hat er ganz schnell spitzbekommen, dass er Hugos erster Flaschengeist ist und sich der Junge mit den entsprechenden Umgangsformen nicht sonderlich auskennt, dabei aber umstandslos anerkennt, dass es Regeln geben muss. So kommt es, dass Big Dschi Wünsche frei hat, die Hugo ihm erfüllen muss. Erfüllen darf, verbessert der Geist, das sei eine große Ehre.
Zum Glück ist auch der zweite Held in Lena Hachs Kinderbuch "Hugo und Big Dschi" nicht auf den Kopf gefallen: Hatte der Geist ihn nicht gerade noch mit "Tag Chefchen" gegrüßt? Und zum Glück gibt es nach zwei Wünschen das Unterrichtsfach stundenlanges Schmökern - und in einem Buch der Bibliothek einen Eintrag über Flaschengeister. Mit feuerroten Ohren muss Big Dschi einräumen, dass es sich mit den Wünschen anders verhält, als er gern hätte. Netter Versuch. Aber eigentlich war es doch bis jetzt ganz lustig, denkt sich Hugo und ist bereit, dem Dschinn auch noch einen dritten Wunsch zu erfüllen.
In ihren Kinder- und Jugendbüchern hat sich Lena Hach als gewitzte Erzählerin gezeigt, die ihre Helden aufs schönste in Schwierigkeiten zu bringen vermag, aus denen sie sich oft mit Hilfe eines Freundes lösen können. Big Dschi ist Schwierigkeit und Freund in einem, und einen Freund wünscht sich Hugo von Herzen. In Sicht waren allerdings bislang lediglich die Nachbarskinder, die ihn gelegentlich von der Parkmauer herunter verspotten und bewerfen. Als sich der Flaschengeist als Drittes wünscht, Hugo möge ausgerechnet denen die Meinung geigen, steht der Junge vor einigen Problemen, angefangen mit dem Verständnis: Er kann doch gar nicht Geige spielen!
Wie Big Dschi ihn zuerst auf die Konfrontation vorbereitet, um seinem Schützling im entscheidenden Moment diskret beizustehen, wozu das Durchsetzungstraining noch so gut ist und wohin Hugos Mut letztendlich führt, erzählt Lena Hach mit Herz und Humor - und einem sprachlichen Geschick, das junge Selbstleser am Beginn eigenständiger Lektüre mit Wortwitz und Wortspielen herausfordert, ohne sie zu überfordern. Kai Schüttler hat die Geschichte nicht nur treffend illustriert, seine Bilder erzählen die Geschichte in entscheidenden Momenten weiter: Wie die Nachbarskinder Hugo triezen und wie Big Dschi ihnen mit einem gezielten Wurf einen Wespenschwarm auf den Hals hetzt, wie Hugo seine Widerstandskraft zunächst an der Köchin erprobt und überhaupt, wie der Geist dem tapferen Jungen in der ausweglosen Auseinandersetzung gegen die drei anderen beisteht, ohne dass der es mitbekommt, all das verschweigt die Autorin. Das kindliche Publikum liest es aus den Bildern.
Und hinter einer komischen Geschichte liest es, wohin es führen kann, wenn man nicht alles glaubt und sich nicht alles gefallen lässt. Was passieren kann, wenn man seinen Mut zusammennimmt, und wozu ein letzter Wunsch, von einem freundlichen Flaschengeist als Abschiedsgeschenk gemacht, bevor der weitermuss, gut sein kann. Eine Achterbahn im Park ist es jedenfalls nicht.
FRIDTJOF KÜCHEMANN.
Lena Hach: "Hugo und Big Dschi".
Mit Bildern von Kai Schüttler. Verlag Beltz & Gelberg, Weinheim 2020. 69 S., geb., 9,95 [Euro]. Ab 7 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»Wie Big Dschi ihn zuerst auf die Konfrontation vorbereitet, um seinem Schützling im entscheidenden Moment diskret beizustehen, wozu das Durchsetzungstraining noch so gut ist und wohin Hugos Mut letztendlich führt, erzählt Lena Hach mit Herz und Humor - und einem sprachlichen Geschick, das junge Selbstleser am Beginn eigenständiger Lektüre mit Wortwitz und Wortspielen herausfordert, ohne sie zu überfordern.« Fridtjof Küchemann, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.4.2020 »Dass Lena Hach regiebewusst schreibt, erstaunt nicht: Sie hat Clownin gelernt, ist Journalistin und hat auch Theaterstücke und Hörspiele verfasst. So hat sie Gespür und Pointensicherheit, um mit den Rollenmustern des Helfers und des Hilflosen zu spielen.« Hans ten Doornkaat, NZZ am Sonntag, 31.5.2020 »'Hugo und Big Dschi' stellt so warmherzig wie pointenreich das altbekannte Motiv aus 'Tausendundeiner Nacht' auf den Kopf. Dabei arbeiten Bild und Text großartig zusammen. Beide geben immer wieder Anlass zum Schmunzeln...« Sylvia Mucke, Eselsohr, 12/2020