Witzig, mitreißend, volksnah und von zeitloser Aktualität: ein Lesevergnügen, nicht nur für Christen
Drastisch, saftig, volkstümlich selten gerät Glaubensverkündigung so kurzweilig wie in den Reden und Schriften Abraham a Sancta Claras. Dank erfindungsreicher Wortspiele und einprägsamer Rhetorik wurde der Augustinermönch zum bedeutendsten Barockprediger deutscher Sprache. Die Höhepunkte seines Werks finden sich in diesem Band versammelt.
Bestechlichen Beamten und raffgierigen Kaufleuten, lamentierenden Regenten und schmarotzendem Volk allen hielt er den Narrenspiegel vors Gesicht. "Wer heucheln kann und schmeicheln kann, der ist heut ein gemachter Mann", dichtete er und hatte auch für die Sündhaftigkeit menschlicher Genüsse deutliche Worte parat. Aus ihnen spricht die Erkenntnis, dass der direkte Weg in Hirn und Herz übers Zwerchfell führt. In einer Zeit, da die Kirche neben der moralischen Erbauung auch für die breite Volkserziehung zuständig war, unterhielten seine mit Märchen-und Fabelmotiven gespickten, vor zeitgeschichtlichen und literarischen Anspielungen strotzenden Predigten ein breites Publikum.
Abrahams rhetorischer Erfindungsreichtum lässt an die Sprachgewalt eines Martin Luther denken wie manch überbordende Wortspielerei ihn zugleich als das barocke Vorbild eines Ernst Jandl oder H. C. Artmann ausweist. "Eine Vorahnung von zukünftiger Avantgarde" sieht Franz Schuh und bescheinigt in seinem Nachwort Abrahams Analyse der conditio humana eine Aktualität, die zuweilen "in eine beschämende Nähe zu unserer Zeit" gerät.
Drastisch, saftig, volkstümlich selten gerät Glaubensverkündigung so kurzweilig wie in den Reden und Schriften Abraham a Sancta Claras. Dank erfindungsreicher Wortspiele und einprägsamer Rhetorik wurde der Augustinermönch zum bedeutendsten Barockprediger deutscher Sprache. Die Höhepunkte seines Werks finden sich in diesem Band versammelt.
Bestechlichen Beamten und raffgierigen Kaufleuten, lamentierenden Regenten und schmarotzendem Volk allen hielt er den Narrenspiegel vors Gesicht. "Wer heucheln kann und schmeicheln kann, der ist heut ein gemachter Mann", dichtete er und hatte auch für die Sündhaftigkeit menschlicher Genüsse deutliche Worte parat. Aus ihnen spricht die Erkenntnis, dass der direkte Weg in Hirn und Herz übers Zwerchfell führt. In einer Zeit, da die Kirche neben der moralischen Erbauung auch für die breite Volkserziehung zuständig war, unterhielten seine mit Märchen-und Fabelmotiven gespickten, vor zeitgeschichtlichen und literarischen Anspielungen strotzenden Predigten ein breites Publikum.
Abrahams rhetorischer Erfindungsreichtum lässt an die Sprachgewalt eines Martin Luther denken wie manch überbordende Wortspielerei ihn zugleich als das barocke Vorbild eines Ernst Jandl oder H. C. Artmann ausweist. "Eine Vorahnung von zukünftiger Avantgarde" sieht Franz Schuh und bescheinigt in seinem Nachwort Abrahams Analyse der conditio humana eine Aktualität, die zuweilen "in eine beschämende Nähe zu unserer Zeit" gerät.
Unter seinem Geburtsnamen Johann Ulrich Megerle kennt ihn heute kaum einer. Der 1644 geborene Gastwirtssohn aus Kreenheinstetten - Lesern unserer Tage als Schauplatz im Werk Arnold Stadlers vertraut - war Spross eines Leibeigenen. Sein Aufstieg zum bedeutendsten Prediger der Barockzeit war nicht vorgezeichnet. Der Dorfpfarrer empfahl den Knaben höhernorts, und so kam er über Meßkirch, die Jesuiten in Ingolstadt zu den Benediktinern nach Salzburg, trat schließlich in den Orden der Augustiner-Barfüßer ein, nannte sich fortan Abraham A Sancta Clara. Und der sprach so: "Es ist besser, in der Wüsten sich aufhalten bei giftigen Basilisken, bei grausamen Amphisbenen, bei erschröcklichen Drachen, bei schädlichen Krokodilen, bei wilden Salamandren, bei blutgierigen Tigern, bei zornigen Löwen, Bärn und Wölfen als bei einem bösen Weib." 1669 wurde er wegen "Vortrefflichkeit" als Prediger nach Wien beordert. Sein Ruf als wortmächtiger und dabei volksnaher Redner und Verfasser erbaulicher Schriften erschloss ihm Zugang zum kaiserlichen Hof; ein Umstand, den er für seine caritativen Aktionen zu nutzen wusste. Heute vor dreihundert Jahren starb er in Wien. Der Manesse Verlag hat sich das Jubiläum nicht entgehen lassen und eine kleine Auswahl seines umfangreichen Werks vorgelegt. Franz Schuh steuert ein kluges Nachwort bei, in dem er auch auf Abrahams Berufsgeheimnis eingeht: "Der Prediger darf sich mit seinem Publikum nicht gemein machen; seine Zuhörer sind Sünder, sonst hätte er ihnen nichts zu predigen." (Abraham A Sancta Clara: "Hui und Pfui der Welt". Predigten und Schriften. Mit einem Nachwort von Franz Schuh. Manesse Verlag, Zürich 2009. 384 S., geb., 22,95 [Euro].) hhm
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main