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Als erster ständiger Begleiter des Menschen ist der Hund mit der Geschichte der Menschheit untrennbar verbunden. Bereits in den frühen Hochkulturen Ägyptens, Babylons und Assyriens und bei den alten Griechen und Römern war er Jagdgenosse, Wächter und Mitstreiter in Kriegen. Die Leistungen der Hunde bei der Eroberung der Erde durch den Menschen beschränkten sich nicht auf Antike, Mittelalter und beginnender Neuzeit. Im vergangenen Jahrhundert war die Entdeckung sowohl des Nord- als auch des Südpols ohne den Einsatz der Schlittenhunde nicht möglich, und das erste Lebewesen im Weltraum war weder…mehr

Produktbeschreibung
Als erster ständiger Begleiter des Menschen ist der Hund mit der Geschichte der Menschheit untrennbar verbunden. Bereits in den frühen Hochkulturen Ägyptens, Babylons und Assyriens und bei den alten Griechen und Römern war er Jagdgenosse, Wächter und Mitstreiter in Kriegen. Die Leistungen der Hunde bei der Eroberung der Erde durch den Menschen beschränkten sich nicht auf Antike, Mittelalter und beginnender Neuzeit. Im vergangenen Jahrhundert war die Entdeckung sowohl des Nord- als auch des Südpols ohne den Einsatz der Schlittenhunde nicht möglich, und das erste Lebewesen im Weltraum war weder ein Mensch noch ein Affe, sondern ein sibirischer Hund. Die viele Jahrtausende dauernde Geschichte der Überlebensgemeinschaft von Hund und Mensch ist jedoch nicht nur von beiderseitiger Freundschaft und Liebe, sondern auch von Grausamkeit und Unbarmherzigkeit, Leiden und Tod gekennzeichnet. Sie ist im Gutem wie im Bösen ein Abbild menschlicher Kulturentwicklung. Die Geschichte der Beziehung von Hund und Mensch bietet außerdem einen nicht zu vernachlässigenden Beitrag zur Lösung der Frage nach dem Bewusstsein der Tiere.
Autorenporträt
Erhard Oeser, geb. 1938, Prof. für Philosophie und Wissenschaftstheorie an der Universität Wien. Im Primus Verlag außerdem erschienen: Geschichte der Hirnforschung (2002).

Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.06.2004

Keine Angst, der tut nichts
Erhard Oeser ist mit der Züchtungsfrage auf den Hund gekommen

Ist die Menschenzucht à la Nietzsche, Peter Sloterdijk und Volker Gerhardt überhaupt Philosophensache? Oder wäre man mit diesem Thema nicht besser gleich auf den Hund gekommen? Ein Buch des Wiener Philosophieprofessors und Hundeliebhabers Erhard Oeser bricht die menschheitsgeschichtliche Züchtungsfrage auf Haustierperspektive herunter. Oeser macht eine Gegenperspektive auf: Nicht der Mensch hat den Wolf zum Hund und sich selbst zu des Menschen bestem Haustier, zum Humanisten nämlich, herabgezüchtet. Neuere Forschungsergebnisse legen vielmehr nahe, so berichtet der Autor, in der sozialen Intelligenz der Wölfe den entscheidenden Beitrag zur Menschwerdung des Affen zu sehen.

Zunächst einmal zeigten genetische Studien eine erstaunliche räumliche und zeitliche Koinzidenz von "Hominisation" und "Canisation". Und erst die einzigartige Zusammenarbeit der beiden Arten, die sich bei der Jagd mit ihren Sinnen und Fähigkeiten ergänzten, habe das globale Erfolgsmodell Homo sapiens hervorgebracht. Wichtiger noch: Die Caniden, die hundeartigen Vorfahren der Haushunde, lehrten unsere Urahnen vor hunderttausend Jahren erstmals Formen sozialer Kooperation, die über jenen engen, genetisch bedingten Familienverband hinausreichten, auf den noch heute die Interaktion der menschenähnlichen Affen beschränkt bleibt. In Koevolution mit der Hundheit trat also die Menschheit aus dem Reich der Tiere aus, lernte der Homo sapiens seine machiavellistische Vernunft wenigstens so weit in den Griff zu bekommen, daß er vom Wolfsrudel abgucken konnte, wie man sich in sozialen Einheiten organisiert.

Ohne Hund kein Staat, lautet entsprechend bündig Oesers Konklusion. Seine gattungsgeschichtliche Lesart eines Worts von Konrad Lorenz ("Es gibt Tiere, Menschen und Hunde"), das ihm auch sonst zur Richtschnur dient, hüllt er dabei geschickt ins Deckmäntelchen einer Kulturgeschichte. Gewiß, Platons Züchtungsphantasien, denen zufolge die idealen Wächter des idealen Staates nach dem Vorbild der Schäferhunde ausgelesen werden sollen, notiert der Verfasser ebenso wie Poppers demokratische Aversion gegen solcherlei Menschenzucht, die den Hund alarmiert als Feind der offenen Gesellschaft erkennt. Doch vor allem erzählt Oeser im Rahmen eines historischen Bilderbogens, der vom Hund als Wach-, Kampf- und Arbeitshund, als Versuchskaninchen, Nahrungsmittel und Eroberer handelt und seine Stellung zu Griechen und Adligen, zu Frauen und Polarforschern vermißt, eine Geschichte menschlicher Grausamkeit.

Schwer zu sagen, was sich schrecklicher liest: was Menschen Hunden antaten oder was sie sie Menschen anzutun lehrten. Daß wir irgendeiner Spezies Haustier seien, gehört gewiß nicht zu den Eindrücken, die man aus diesem Buch gewinnt. Unvermutet rückt der historische Rundblick denn auch ein Detail des amerikanischen Folterskandals von Abu Ghraib ins rechte Licht. Hunde gebrauchte man dort, um die Gefangenen zu verängstigen (wenn nicht zu Schlimmerem). Zur Frage, ob sich in den Torturen der Gefangenen ein "Muster" offenbare, liefert Oeser das historische Perspektiv: Spätestens seit der Vernichtung der Indianer gehört der scharfgemachte und auf Menschen losgelassene Hund zum festen Inventar des Rassismus. Bis zur Vermenschlichung des Menschen, scheint es, haben unsere unverdienten Freunde noch alle Pfoten voll zu tun.

MICHAEL ADRIAN

Erhard Oeser: "Hund und Mensch". Die Geschichte einer Beziehung. Primus Verlag, Darmstadt 2004. 192 S., geb., Abb., 24,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Michael Adrian hat etwas dazugelernt: Der Mensch ist ein Rudeltier, denn die Organisation in sozialen Zusammenhängen hat er sich von den Wölfen abgeschaut. Erstaunlich, was neuere Forschungen so offenbaren, zum Beispiel die Gleichzeitigkeit von "Hominisation" und "Canisation". Mit anderen Worten: Die Menschwerdung des Affen bedurfte der Kooperation mit der anderen Art, die ihn bis heute treu begleitet. Nach der Lektüre von Oesers Buch ist sich der Rezensent allerdings sicher, dass die Hunde ihre evolutionäre Beihilfe teuer bezahlt haben; denn was vordergründig als Kulturgeschichte daherkäme, entpuppe sich als unrühmliche Chronik, denn in erster Linie erzähle Oeser "im Rahmen eines historischen Bilderbogens, der vom Hund als Wach-, Kampf- und Arbeitshund, als Versuchskaninchen, Nahrungsmittel und Eroberer handelt und seine Stellung zu Griechen und Adligen, zu Frauen und Polarforschern vermißt, eine Geschichte menschlicher Grausamkeit." Das spricht gegen den homo sapiens, aber für die Lektüre dieses Buches.

© Perlentaucher Medien GmbH