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Contemptuous of contemporary novels and what he saw as stereotypical plots and empty characters, in 1890 Knut Hamsun wrote "Hunger", which is a searing excursion into the realm of the irrational. In a moment-by-moment internal monologue, Hamsun reveals the profound anguish of a struggling writer facing the possibility of death in a world indifferent to his existence. 224 pp.

Produktbeschreibung
Contemptuous of contemporary novels and what he saw as stereotypical plots and empty characters, in 1890 Knut Hamsun wrote "Hunger", which is a searing excursion into the realm of the irrational. In a moment-by-moment internal monologue, Hamsun reveals the profound anguish of a struggling writer facing the possibility of death in a world indifferent to his existence. 224 pp.
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Autorenporträt
Knut Hamsun (1858-1952) was a Norwegian novelist, poet, and playwright hailed by many as one of the founders of modern literature. Born to a poor peasant family in central Norway, he worked as a schoolmaster, sheriff's assistant, laborer, store clerk, farmhand, and streetcar conductor in both Scandinavia and America before establishing himself as a successful playwright and novelist. His first novel, Hunger (1890), was an immediate critical success; he went on to write the novels Mysteries (1892), Pan (1894), Victoria (1898), and The Growth of the Soil (1917), the last of which earned him the Nobel Prize in Literature in 1920. Sverre Lyngstad (1922-2011; translator, introducer, notes) was a scholar and translator of Norwegian literature and Distinguished Professor Emeritus of English and Comparative Literature at the New Jersey Institute of Technology. He translated five of Knut Hamsun's works for Penguin Classics--Hunger (1890), Mysteries (1892), Pan (1894), Victoria (1898), and The Growth of the Soil (1917)--and was honored by the King of Norway with the St. Olav Medal and with the Knight's Cross, First Class, of the Royal Norwegian Order of Merit.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.08.2009

Der Jäger mit dem Tierblick

Als die Fiktion vom Charakter Abschied nahm: Aus Anlass des hundertfünfzigsten Geburtstags erscheinen Knut Hamsuns Romane "Hunger" und "Pan" in neuer Übersetzung.

Von Wolfgang Schneider

Mal nennt er sich Andreas Tangen, mal Wedel-Jarlsberg. Den wirklichen Namen des jungen Selbstquälers erfahren wir nicht. Woher er kommt, auch nicht. Nur so viel: In Kristiania (der alte Name für Oslo) sucht er unter schweren Entbehrungen Anerkennung als Journalist und Schriftsteller. Er schreibt an einer Abhandlung über die "Verbrechen der Zukunft". Kein Zweifel, wir haben es mit einem norwegischen Raskolnikow zu tun - schon sein Zimmerchen, ein "klammer, unheimlicher Sarg", verweist literarisch nach Petersburg.

Ein Verbrecher aus Mutwillen ist Hamsuns Held allerdings nicht. Mehr noch als der Hunger peinigt ihn die Scham. Und nichts findet er verächtlicher als die Gier, die seinen eigenen Zustand spiegelt. Der Anblick einer Frau, die von den Auslagen einer Metzgerei allzu beeindruckt ist, widert ihn an: Der eine verbliebene Zahn in ihrem Mund "sah aus wie ein kleiner Finger, der aus dem Kiefer ragte, und ihr Blick war voll Wurst". Bah!

Hamsuns "Hunger", ein Pionierwerk der literarischen Moderne und noch heute eine grandiose Leseerfahrung, ist eine schwarze Komödie der Scham. Vielfältig sind die Strategien, mit denen der Hungernde sein Elend vor der Mitwelt kaschiert. Wenn er besorgt gefragt wird, wie es ihm gehe, antwortet er mit Verve: "Doch, über Erwarten!" Der Stolz des Gedemütigten nimmt aberwitzige Züge an. Als ein Krüppel ihn um eine milde Gabe bittet, erträgt er es nicht, nichts zu geben. Rasch bringt er seine Weste zum "Onkel" (so nennt er den Pfandleiher) und drückt dem Krüppel das Geld in die Hand - um ihn sich "vom Hals zu schaffen". Großspurig fügt er hinzu: "Es freut mich, dass Sie sich zuerst an mich gewandt haben."

Ist das nun eine gute Tat oder ihr Gegenteil? Auf jeden Fall handelt es sich um Hamsuns Kunst der Ambivalenz. Statt mit einem geradlinigen Motiv bekommen wir es mit einem Kreuzfeuer widerstreitender Antriebe zu tun. Hier ist das "Ich" offensichtlich nicht mehr Herr im eigenen Haus. Viele Autoren haben um 1900 mehr oder weniger schulmäßig eine Psychologie des Unbewussten zu inszenieren versucht. Keiner hat das "Ich" so souverän entmachtet wie Hamsun.

"Hunger" zeigt ein neues Interesse an psychischen Grenzzuständen, die hier schon in einer Art Bewusstseinsstrom protokolliert werden. Tiefste Mutlosigkeit und Verzweiflung wechseln mit Attacken wilder Hoffnung. Sogar im Obdachlosenasyl, wo der junge Mann eine Nacht verbringt, schwingt er sich jäh zu wahnhafter Selbstherrlichkeit auf: "Ich bildete mir ein, ein neues Wort erfunden zu haben . . . Das gibt es in der Sprache bisher nicht . . . Kuboaa. Es hat Buchstaben wie ein Wort, beim lieblichsten Gott, Mann, du hast ein Wort erfunden . . . Kuboaa . . . von großer grammatikalischer Bedeutung."

Siegfried Weibels Neuübersetzung, ergänzt um ein luzide begeistertes Nachwort von Daniel Kehlmann, ist makellos. Sie beweist viel Sinn für die "erschreckende Lustigkeit", die Thomas Mann an Hamsun rühmte. Sie macht sich etwa geltend, wenn der Hungernde von seiner Wirtin rausgeschmissen wird: "Bei reiflicher Überlegung kam mir Frau Gundersens Kündigung einigermaßen gelegen. Dies war eigentlich kein Zimmer für mich. Hier waren ziemlich ordinäre grüne Vorhänge vor den Fenstern. Der armselige Schaukelstuhl dort in der Ecke war strenggenommen nur der Witz von einem Schaukelstuhl, über den man sich leicht kranklachen konnte." Solche Ironie, die sich nicht gegen die Außenwelt richtet, sondern die eigene Misere preist, kehrte zwei Jahrzehnte später wieder in Robert Walsers Diener-Roman "Jakob von Gunten".

Allerdings sind die Symptome des Hungers, die mit klinischer Genauigkeit geschildert werden, alles andere als spaßig. Wegen Schwindelgefühlen bleibt der junge Mann ganze Tage im Bett, solange er noch eines hat. Die Haare fallen ihm in Büscheln aus, die Sinne versagen, der Bauchschmerz ist unerträglich, die Eingeweide rebellieren, und er muss sich "mal hier, mal da" auf der Straße erbrechen, wenn er endlich etwas zu sich nimmt. Er kaut auf Holzspänen herum und nuckelt an Steinen. Eine schauerliche Szene des beginnenden Auto-Kannibalismus schildert, wie der Hungernde im Dämmerzustand an seinen Fingern knabbert, bis Blut kommt. Kurz: Hunger ist hier keine Metapher.

Eher griechische Zustände herrschen dagegen bei Leutnant Glahn. Pan ist hier der Schirmherr - der bocksfüßige Gott der Hirten und Jäger, dem gewaltige Lüsternheit zugeschrieben wird. Der dreißigjährige Leutnant ist etwas zivilisationsmüde, er versucht sich als Waldgänger und verbringt den Sommer 1855 in einer Hütte hoch oben im norwegischen Norden. Das Vorleben dieses Aussteigers wird in "Pan" mit keinem Satz thematisiert. Stattdessen liest man stimmungsvolle Beschreibungen, die Glahns schwärmerisches Naturerleben im Land der Mitternachtssonne vergegenwärtigen. Wir begleiten den schießfreudigen Jäger auf seinen Streifzügen in der Herrgottsfrühe. Das romantische "Zurück zur Natur" hat allerdings Grenzen: Eigentlich ist Glahn ja bereits ein moderner Tourist. In der nahen Handelsstation, wo abends gefeiert wird, trifft er immer wieder Edvarda, die sechzehnjährige Tochter des schwerreichen Kaufmanns Mack.

Denn "Pan" ist naturgemäß auch die große Geschichte einer Sommerliebe, einer beidseitig sehr kapriziösen Leidenschaft. Edvarda und Glahn können nicht zueinander finden. Auf jede seiner Annäherungen und Liebesbeteuerungen folgt ihr Zurückweichen, auf jedes Zurückweichen die neue Lockung. Edvarda wartet zwar auf den Mann ihres Lebens. Der soll nach der Vorstellung des Vaters aber kein hergelaufener Leutnant oder Naturbursche sein, sondern ein standesgemäßer Herr. Als sich tatsächlich ein naturwissenschaftlernder Baron einstellt, gerät Glahn völlig außer sich. Schwere Eifersucht verstärkt seine Neigung zu wirren, selbstschädigenden Handlungen. Bei einer Bootsfahrt wirft er Edvardas Schuh ins Wasser, bei anderer Gelegenheit schießt er sich selbst in den Fuß, um so pittoresk humpeln zu können wie einer seiner Nebenbuhler.

All das, was zur Innenausstattung des sensiblen Menschen im Fin de Siècle gehört, die zerrütteten Nerven, die "Neurasthenie", findet sich in Hamsuns erotisch aufgeladenen Wäldern. Glahn pirscht mit dem "Tierblick", der ihm mehrfach von den Damen attestiert wird, zwischen den Bäumen umher, immer ist ein herumirrendes Mädchen in der Nähe. Dann gibt es noch die Frau eines Schmieds, mit der Glahn sich sexuell entschädigt für alle Kompliziertheiten Edvardas. Bis er diese Eva (sie heißt wirklich so) aus Versehen umbringt - eigentlich wollte er ja nur den "Baron" mit einem kunstvoll vom Berg gesprengten Steinschlag erledigen. Bösartige Anwandlungen sind diesem liebeskranken Waldgänger keineswegs fremd. Edvarda bittet ihn zum Abschied um seinen geliebten Hund Äsop; er erschießt das Tier und lässt ihr den Kadaver überbringen.

Aufregend ist Hamsuns Menschendarstellung. Es war das Ideal des realistischen Romans, die Figuren psychologisch durchsichtig zu machen. Ihre Motive durften nicht im Dunklen bleiben. In der Moderne wurden die literarischen Charaktere komplizierter, und die Erzähler mussten immer weiter ausholen, bis hin zu den analytischen Exzessen Prousts. Hamsun schlug einen anderen Weg ein. Nichts verachtete er mehr als die herkömmliche Seelenkunde, die für alles gute Gründe zu nennen weiß. Im Inneren seiner Figuren glüht kein psychologisches Lämpchen. "Ich träume von einer Literatur, bei deren Menschen die Inkonsequenz buchstäblich ein Grundzug ist", hat er einmal gesagt. "Ich werde meinen Helden lachen lassen, wenn rationale Menschen meinen, er müsste weinen."

"Pan" und "Hunger" setzen diese Devise um. Sie war für den Autor übrigens mehr als eine literarische Strategie. Als er nach 1945 wegen seiner Kollaboration mit den Nazis zur Rechenschaft gezogen wurde, sollte Hamsun dem Gerichtspsychiater seinen eigenen Charakter beschreiben. Er antworte, dass er Hunderte von Figuren geschaffen habe, die alle keinen "Charakter" hätten. Die seien mal so und mal so, unberechenbar. Und so sei er selbst auch. Hamsuns Werke verabschieden die Fiktion vom Charakter.

Der Reiz seiner Prosa besteht darin, dass sie nicht viel erklärt und immer ganz gegenwärtig ist, voller Stimmung und Poesie, voller Launen und humoristischer Bizarrerien. Da sind besondere Anforderungen an die Übersetzung gestellt. Ingeborg und Aldo Keel haben sie in ihrer Neuübersetzung anlässlich des hundertfünfzigsten Geburtstags in vielen Feinheiten und Details verbessert und präzisiert. Da hieß es zum Beispiel in der alten Fassung: "Es war ein Zug in der Luft, der Wind stand auf der Hütte, und ich konnte deutlich das Rascheln des Spielhahns hören, weit hinten auf den Höhen." Der Leser stolpert. Stehender Wind? Spielhahn? Hier nun sind die Irritationen beseitigt: "Ein schwaches Zittern lag in der Luft, der Wind wehte zur Hütte hinab, und ich konnte den Schrei des Auerhahns von weit oben deutlich hören." Wir danken dem Erfinder des Wortes "Kuboaa" fürs Lesevergnügen.

Knut Hamsun: "Hunger". Roman. Aus dem Norwegischen von Siegfried Weibel. Mit einem Nachwort von Daniel Kehlmann. Claassen Verlag, Berlin 2009. 236 S., geb., 19,95 [Euro].

Knut Hamsun: "Pan". Roman. Aus dem Norwegischen übersetzt von Ingeborg und Aldo Keel. Mit einem Nachwort von Aldo Keel. Manesse Verlag, München 2009. 251 S., geb., 17,90 [Euro].

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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.08.2009

DAS HÖRBUCH
Alles ist Gemüt
Oskar Werner liest Knut Hamsuns „Hunger”
Ein Neuerer war er nicht, dem Pathos blieb er zugeneigt, dem hohen Ton und der gemessen sich an den Konsonanten abarbeitenden Stimme. Der österreichische Schauspieler Oskar Werner, der 1922 in Wien geboren wurde und 1984 auf einer Rezitationstournee in einem Hotel in Marburg an der Lahn starb, fasziniert bis heute, weil er Antirealist war und wahrhaftig zugleich. Seine Kunst hatte nichts Gekünsteltes und war doch mit jeder Faser ein Einspruch gegen die sogenannte Realität. Er wollte all das ins Wort bannen, in die sanft wienerisch eingefärbte Sprechmelodie, was im wahren Leben schnurstracks in die Verzweiflung führte. So auch hier: „Es war in jener Zeit”, hebt die Lesung an, und Werner lenkt seine tiefe, schlurfende Stimme ein wenig nach oben, setzt träumerisch und sehr effektvoll eine Pause, fährt baritonal fort, „als ich in Kristiania umherging und hungerte”.
Oskar Werner stand in seinem 38. Lebensjahr, er reüssierte am Wiener Burgtheater, als er 1961 Hamsuns monologischen Roman für den Süddeutschen Rundfunk las. Der spätere Nobelpreisträger wiederum hatte sein aufsehenerregendes Debüt 1890 veröffentlicht, im Alter von 31 Jahren. Getrennt durch zwei Generationen, treffen hier also zwei Altersgenossen aufeinander, der nervöse, hochsensible Norweger und der nach Leben hungernde Österreicher. Wäre das Wort nicht so korrumpiert, man könnte von einer Seelenverwandtschaft sprechen. Wenn Hamsuns Held, ein bettelarmer Gelegenheitsjournalist und verhinderter Dichter, hungrig durch Kristiania streicht, erlebt er jene intellektuellen Emphasen, Tagträume, Angstbilder, die dem Schauspieler nicht fremd waren: „Ein Schwarm von kleinen schädlichen Tieren hatte sich in mein Inneres gedrängt und mich ausgehöhlt.”
Fernes, tonloses Summen
Kennzeichen der vom Hunger diktierten Weltwahrnehmung ist deren Disparatheit. Euphorie und tiefste Niedergeschlagenheit, Boshaftigkeit und Trauer wechseln übergangslos einander ab. Alles ist Gemüt, nichts ist von Dauer. Vor sich selbst wird der Hungernde zum Schauspieler, um der Not eine Form zu geben. „Ich vertrug kein Essen, ich war nicht so eingerichtet; es war dies eine Sonderheit an mir, eine Eigenheit.” Werner beherrscht den Gestus der lindernden Übertreibung, ohne übertrieben zu wirken. Er wird schnell, sehr schnell, wenn die Aggressionen sich nach außen kehren, er verlangsamt das Tempo fast bis zum Stillstand, wenn die Plagegeister im Innern die Seele zermartern. Er wird laut und schreit doch nicht, er wird leise und flüstert doch kaum: „Es waren schon ein paar Tage vergangen, seit meine Miete fällig gewesen, und ich besaß nun nichts mehr, sie zu zahlen.”
Vor allem aber ist Werner hier ein Virtuose der Pausen. „Aber in der Höhe oben sauste der ewige Sang”, die Rede schweigt, „die Luft, das ferne, tonlose Summen”, nichts ist zu hören, „das niemals schweigt”. Und zwischen dem unverwechselbar kehligen „r” und dem nonchalant dahin gehauchten „t” senkt er seine Stimme am Satzende nicht, lässt im Offenen das vermeintlich Endgültige verklingen. „Ich hörte selbst mich dieses Gefasel sagen, fasste aber jedes Wort, das ich sagte, so auf, als käme es von einer anderen Person.”
So will auch der Abschied keiner sein und muss es doch. Der letzte Satz dehnt und streckt sich, und Oskar Werner fürchtet den Schlusspunkt, wird leise, krümmt die Silben, und Knut Hamsun bricht ab, weil es anders nicht geht, sagt Lebewohl zur „Stadt Kristiania, wo die Fenster so hell in allen Häusern leuchteten”. ALEXANDER KISSLER
KNUT HAMSUN: Hunger. Aus dem Norwegischen von Siegfried Weibel. Gelesen von Oskar Werner. Hörbuch Hamburg, 2009. 2 CDs, 156 Min., 19,95 Euro.
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