Wenige Familien aus der englischen Aristokratie vereinten die dünkelhaften, hinterweltlichen, aber auch die zuweilen radikal unkonventionellen Züge dieser Gesellschaftsschicht in so burlesker Konzentration auf sich wie die Mitfords in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts. Die Töchter aus diesem guten Hause heirateten Brauereierben und Faschisten, waren glühende Bewunderinnen von Adolf Hitler, gingen auf die Fuchsjagd und endlose Cocktailparties - oder aber sie zogen für die Republik in den Spanischen Bürgerkrieg. Letzteres tat Jessica Mitford, die mit ihren Memoiren eines der vielleicht schönsten, komischsten und boshaftesten Porträts nicht nur ihres exzentrisch reaktionären Elternhauses schrieb. Ihr wundervolles Buch spielt in einer Zeit, in der sich auch eine Tochter aus gutem Hause vor die Entscheidung gestellt sah, welche Seite die richtige sei.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Mit größtem Vergnügen hat Jenni Zylka die nun in deutscher Übersetzung vorliegende Autobiografie Jessica Mitfords gelesen. Die aus einem englischen Adelsgeschlecht stammende Autorin erzählt für sie darin hinreißend und mit viel Witz von ihrer ebenso konservativen wie exzentrischen Familie. Das Buch platzt zu ihrer Freude fast vor Witz und Ideenreichtum. Während Jessica zur glühenden Sozialistin und damit zum schwarzen Schaf der Familie wurde, einen Neffen Churchills heiratete, mit dem sie in den USA unter anderem als Trickbetrügerij und Seidenstrumpfvertreterin unterwegs war, berichtet Zylka, entwickelten zwei ihrer Schwestern ein Faible für Nazideutschland und mutierten zu den Lieblings-Britgirls von Hitler und Goebbels. Das Fazit der Rezensentin: ein "wahnwitziges" Buch, auf dessen zweiten Teil sie sich schon freut.
© Perlentaucher Medien GmbH
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