Ohne Erinnerungen sind wir nichts - unsere Identität, unser Weltbild wie auch Richtlinien für unser Verhalten verdanken wir maßgeblich unserem Gedächtnis. Dabei ist weniger wichtig, was einst gespeichert wurde, als was abrufbar ist. Das Phänomen der Hypermnesie - eine Verbesserung der Erinnerungsleistung über die Zeit ohne weitere Lerndurchgänge - bietet dabei einen vielversprechenden Ausgangspunkt, um den Abruf von Erinnerungen aus ressourcenorientierter Perspektive zu untersuchen. Das Anliegen der Arbeit lag in der Erweiterung der bisherigen Forschung um die Untersuchung affektiver, motivationaler und persönlichkeitspsychologischer Faktoren. Dies wurde im Rahmen fünf computergestützter Experimente realisiert. Es zeigte sich, dass Hypermnesie auf zwei qualitativ distinkten Prozessen beruhen kann, die jeweils mit unterschiedlichen affektiven, motivationalen und persönlichkeitspsychologischen Aspekten assoziiert sind. Die Ergebnisse wurden in einen neuen Erklärungsansatz, das Prozessebenenmodell, integriert. Dieser vertritt die Annahme, dass es sich bei Hypermnesie um einen höchst adaptiven und funktionalen Mechanismus des Gedächtnisses handelt.