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Sechs Geschichten aus dem modernen China: Lakonisch, mit Witz und Sarkasmus zeichnet der Schriftsteller und Regisseur Zhu Wen das Bild einer zwischen Kommunismus und Kapitalismus eingeklemmten chinesischen Gesellschaft, in der alle Werte und Sicherheiten ins Wanken geraten. Eine Bootsreise auf dem Yangzi, die von Anfang an unter einem schlechten Stern steht, und während der sich der Ich-Erzähler ohne sein Zutun in kafkaesker Weise der Willkür von immer neuen Personen ausgesetzt sieht; ein Fabrikarbeiter, der durch Zufall in die Fänge einer mafiösen Familie gerät, die ihn beschuldigt, mit dem…mehr

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Produktbeschreibung
Sechs Geschichten aus dem modernen China: Lakonisch, mit Witz und Sarkasmus zeichnet der Schriftsteller und Regisseur Zhu Wen das Bild einer zwischen Kommunismus und Kapitalismus eingeklemmten chinesischen Gesellschaft, in der alle Werte und Sicherheiten ins Wanken geraten.
Eine Bootsreise auf dem Yangzi, die von Anfang an unter einem schlechten Stern steht, und während der sich der Ich-Erzähler ohne sein Zutun in kafkaesker Weise der Willkür von immer neuen Personen ausgesetzt sieht; ein Fabrikarbeiter, der durch Zufall in die Fänge einer mafiösen Familie gerät, die ihn beschuldigt, mit dem Fahrrad ihren Großvater angefahren zu haben; ein junger Mann, der von der Familie einer Freundin genötigt wird, am Krankenbett ihres frisch operierten Vaters Nachtwache zu halten und unvermutet dessen Launen und dem Apparat eines maroden, profitorientierten Krankenhauses ausgesetzt ist; oder der Ich-Erzähler in der Titelgeschichte, ein glückloser Schriftsteller in einer chinesischen Provinzstadt, der Besuch von seinem Vater bekommt und ihm ein paar schöne Tage machen möchte, und zwar mit den Dingen, die ihm selbst im Leben am meisten bedeuten: Geld und Sex.
Zhu Wens Protagonisten sind sympathische junge Männer, die unverschuldet in die absurdesten Situationen geraten und sich darin zurechtfinden müssen. Die Erzählungen konzentrieren sich dabei auf tragikomische Einzelheiten des täglichen Lebens in einem sich schnell wandelnden Land und beleuchten durch ihre unverblümte Darstellung die brüchige Seite einer zunehmend kapitalistischen Gesellschaft, in der die Genusssucht ihre Wurzeln schlägt. "I love Dollars" erschütterte bei seiner Veröffentlichung das literarische Establishment und war ein großer Publikumserfolg in China.
Autorenporträt
Zhu Wen, geboren 1967 in Quanzhou, studierte Kinetik in Nanjing und lebte dort mehrere Jahre als freier Schriftsteller, bevor er 2000 nach Peking übersiedelte. Er veröffentlichte Gedichte, Erzählungen und einen Roman. In den neunziger Jahren war er Initiator der literarischen Bewegung Risse (duanlie) und Vertreter einer Generation junger Autoren, die die Erneuerung der chinesischen Literatur maßgeblich beeinflusste. Seit 1998 arbeitet er als Drehbuchautor und Regisseur. Sein erster Film Haixian (Seafood) erhielt auf den Filmfestspielen in Venedig 2001 den Spezialpreis "Cinema of the Present - Lion of the Year", sein zweiter Film Yun de nan fang (South of the clouds) wurde 2004 auf der Berlinale mit dem "Netpac"-Preis ausgezeichnet. Zhu Wen lebt in Peking.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.07.2009

Auf dem Yangzi

Der 1967 geborene chinesische Autor, Filmemacher und Rebell des Kulturbetriebs Zhu Wen zählt zu jenen Spätgeborenen, die weniger das Trauma der Kulturrevolution als den Traum vom schnellen Reichtum der neunziger Jahre verdichten. 1998 ließ er unter den Autoren der "Neuen Generation" einen manifestartigen Fragebogen in Umlauf bringen, der die Kritiker, den Schriftstellerverband und Literaturpreise aufs Korn nahm, und begründete eine Bewegung namens "Risse". Der vorliegende Erzählband fängt nun die Risse, Wunden, Verwerfungen und Nachwehen der raschen Modernisierung ein. Zhu Wens namenlose Helden sind willfährige Manövriermasse im lustorientierten Getriebe der Großstadt, Glückssucher, Emporkömmlinge, Wanderer und Wanderarbeiter im Irrgarten des Systems, Freiwild in den Fängen der Mafia wie in "Schickt alle Armen ins Reich der Träume" oder fatalistisches Treibgut wie in "Auf dem Yangzi". In einer tragikomischen "Atmosphäre der Schamlosigkeit" und Gewalt zeichnen sich Brüche in Chinas Übergangsgesellschaft ab. Während "Xiao Xie, ach Xiao Xie" die erfolglosen Kündigungsversuche des Angestellten eines maroden Staatsbetriebs schildert, wird in "Eine Nacht im Krankenhaus" der Raum, in dem Bestechungsgelder eine bessere Behandlung verbürgen, zum Sinnbild der chinesischen Gesellschaft. Auch in der Titelgeschichte "I love Dollars", in der der Ich-Erzähler, eine "Billigausgabe von Mensch", es als heilige Sohnespflicht ansieht, dem sexuell unterversorgten Vater eine käufliche Gespielin zu vermitteln, wird der konfuzianische Generationenvertrag ironisch in die Moderne übersetzt. (Zhu Wen: "I love Dollars und andere Geschichten aus China". Aus dem Chinesischen von Frank Meinshausen. A1 Verlag, München 2009. 360 S., geb., 19,80 [Euro].) sg

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