»Meinecke baute einen Plattenspieler auf und legte zum Auftakt seiner Vorlesungsreihe den Song »False Start« von Bikini Kill auf. Anschließend zitierte er Texte über seinen Roman »Tomboy«. Konsequenter kann man die Erwartungen, die mit der Poetikdozentur verbunden sind, nicht enttäuschen. Ihre Spielregeln hat der Autor zwar mit der Annahme der Dozentur anerkannt. Allerdings steht er in der Tradition der Dekonstruktion: Es gilt, »mit« den Spielregeln »gegen« diese zu spielen. Meinecke macht sich in seiner Vorlesung zugleich zur erzählten Figur. Mit seiner Aneinanderreihung von Zitaten hat er eine brillante Performance zur Dekonstruktion des Autorbegriffs geliefert. Wer zwischen den Zeilen lesen kann, wird in den vorgetragenen Zitaten zugleich eine präzise Beschreibung von Meineckes Erzählweise erkannt haben.« Jesko Bender in der »Jungle World«
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.11.2012KURZKRITIK
Ego-Loop
Thomas Meinecke findet sich
selbst in den Texten der anderen
In dem Science-Fiction-Film „Looper“ fallen ständig Nervensägen aus der Zukunft vom Himmel und werden, bumm!, sofort mit einer großen Knarre weggeblasen. Die Polizei in der Zukunft kriegt immer alles raus, darum entsorgt die Mafia die Unliebsamen lieber in der Vergangenheit. Etwas Ähnliches macht auch der Popliterat und Diskurs-DJ Thomas Meinecke in seinen Frankfurter Poetikvorlesungen. Anstatt „Passt mal auf, so schreibe ich meine Bücher“ zu sagen, hat Meinecke die Frankfurter Nervensägen in die Vergangenheit geschickt und ihnen alle Texte vorgelesen, die je über „Thomas Meinecke“ veröffentlicht wurden: Alte Zeitungskritiken, Autoreninterviews, Magisterarbeiten . . .
Das war natürlich mal wieder ganz schön meta. Hätte irgendwo eine Zeitmaschine rumgestanden, wären die meisten Zuhörer vermutlich zur Poetikvorlesung 1959 abgedüst und hätten sich von Ingeborg Bachmann wegblasen lassen. Weil das nicht ging, haben sie sich eher darüber gewundert, warum eigentlich kein Text aus der Redaktion Bückeburg und Bad Eilsen der Schaumburger Zeitung dabei war. Da arbeitet nämlich auch ein Thomas Meinecke. Schließlich gilt das Motto „Ich als Text“: Wenn schon, denn schon.
FÜC
Thomas Meinecke: Ich als Text, Frankfurter Poetikvorlesungen. Edition Suhrkamp, Berlin 2012. 349 Seiten, 18 Euro.
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Ego-Loop
Thomas Meinecke findet sich
selbst in den Texten der anderen
In dem Science-Fiction-Film „Looper“ fallen ständig Nervensägen aus der Zukunft vom Himmel und werden, bumm!, sofort mit einer großen Knarre weggeblasen. Die Polizei in der Zukunft kriegt immer alles raus, darum entsorgt die Mafia die Unliebsamen lieber in der Vergangenheit. Etwas Ähnliches macht auch der Popliterat und Diskurs-DJ Thomas Meinecke in seinen Frankfurter Poetikvorlesungen. Anstatt „Passt mal auf, so schreibe ich meine Bücher“ zu sagen, hat Meinecke die Frankfurter Nervensägen in die Vergangenheit geschickt und ihnen alle Texte vorgelesen, die je über „Thomas Meinecke“ veröffentlicht wurden: Alte Zeitungskritiken, Autoreninterviews, Magisterarbeiten . . .
Das war natürlich mal wieder ganz schön meta. Hätte irgendwo eine Zeitmaschine rumgestanden, wären die meisten Zuhörer vermutlich zur Poetikvorlesung 1959 abgedüst und hätten sich von Ingeborg Bachmann wegblasen lassen. Weil das nicht ging, haben sie sich eher darüber gewundert, warum eigentlich kein Text aus der Redaktion Bückeburg und Bad Eilsen der Schaumburger Zeitung dabei war. Da arbeitet nämlich auch ein Thomas Meinecke. Schließlich gilt das Motto „Ich als Text“: Wenn schon, denn schon.
FÜC
Thomas Meinecke: Ich als Text, Frankfurter Poetikvorlesungen. Edition Suhrkamp, Berlin 2012. 349 Seiten, 18 Euro.
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