Yirgalem Fisseha Mebrahtu ist eine in Eritrea bekannte Journalistin, Dichterin und Schriftstellerin, die bis zu ihrer Verhaftung 2009 Programmdirektorin des Bildungssenders Radio Bana war. Sie saß sechs Jahre ohne Anklage und Gerichtsverfahren im Militärgefängnis Mai Serwa, wo sie Verhören und körperlicher Folter ausgesetzt war. Nach einer weiteren Verhaftung 2016/2017 gelang ihr 2018 die Flucht nach Uganda. Sie hat bereits vor ihrer Inhaftierung mehr als 110 Gedichte geschrieben, die in privaten und regierungsnahen Zeitungen veröffentlicht worden waren. Die meisten Gedichte im vorliegenden Band wurden von ihr während und nach ihrer jahrelangen Haft geschrieben und sind zum Teil ihrem 2019 auf Tigrinisch erschienenen Gedichtband mit dem Titel " " (I am alive) entnommen. Ihre Gedichte handeln von Gerechtigkeit, von Menschenrechten und der Sehnsucht nach Frieden.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Gerade die Nüchternheit, mit der die eritreische Journalisten und Autorin Yirgalem Fisseha Mebrahtu in ihren Gedichten Schlimmes verarbeitet, hat eine große Wirkung auf Rezensentin Renate Wiggershaus. Nach mehreren Jahren in einem Militärgefängnis, während derer sie Folter und Isolationshaft ausgesetzt war, gelang der Journalistin die Flucht aus Eritrea, berichtet die Kritikerin. Nun ist eine zweisprachige Edition ihrer Gedichte erschienen, auf Deutsch und Tigrinya, in der sie ihre Haft thematisiert und in "bildstarker" Sprache zum Widerstand gegen den Polizeistaat aufruft, aber auch das Gefühl der eigenen Ohnmacht und ihre inneren Konflikte ausdrückt, schreibt die Kritikerin. Höchst beeindruckt ist sie von der Schlichtheit der Sprache, die große Kraft entwickelt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Yirgalem Fisseha Mebrahtu ist mit Ich bin am leben ein außergewöhnlich bedeutendes Buch gelungen, ein Fanal gegen Repression, Unfreiheit und willkürliche Staatsgewalt.« Matthias Ehlers, WDR 5 Literaturmagazin »Bücher« »Die meisten der während und nach Mebrahtus Inhaftierung geschriebenen Gedichte handeln von ihrer Gefangenschaft, der eigenen Ohnmacht, der sie in bildstarker nüchterner Sprache Ausdruck verleiht. Mit Die Enge ist das kürzeste Gedicht des Bandes überschrieben. Es ist auch das lapidarste und sinnfälligste. 'Meine Zelle so gross wie ich. / Der Boden mein Bett.' Das ginge nicht knapper und treffender. 'Hier drinnen die Hölle, die Tür das Maul der Bestie.' Und dann der verzweifelte Traum: 'Wenn der Teufel mich nehmen wollte und davontragen, / ich würde nicht fragen, wohin.'« Renate Wiggershaus, Neue Zürcher Zeitung