"Ich bin da" erzählt auf magische Weise vom Abschied von der Kindheit. Mit einer selten gewordenen Leichtigkeit und Eleganz zeichnet der Roman die ersten tastenden Schritte der Selbstvergewisserung eines 13jährigen nach. Mit dem Eintritt in eine Lehre als Schreinergehilfe beginnt der Junge dazuzugehören zur großen Arbeits- und Männerwelt. Das macht ihn stolz, und es gibt ihm auf eine kindliche, ursprüngliche Art Kraft, die er auf einen ihm von seinem Vater geschenkten Bumerang überträgt. Mit ihm in der Hand meint er, selbst fliegen zu können. Erri de Lucas Roman ist ein lakonisches und dichtes Porträt einer Jugend im Neapel der 60er Jahre. Der Kampf der kleinen Leute um Selbsterhaltung verlangt schon früh auch von einem Kind, sich wie ein Erwachsener zu verhalten. Ein Roman, der auf anrührende Weise um die elementare Kraft der Liebe kreist.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Rezensent Steffen Richter sieht subtile Qualitäten in Erri De Lucas neuem Buch: "Nicht alles ist in diesem Roman so klar, wie es scheinen will." Auch wenn Gut und Böse unter den Charakteren deutlich verteilt seien, so werde doch das "poetische Funkeln" des Romans von Mehrdeutigkeiten durchzogen, die "hinter der manichäischen Fassade" schillerten. Richter erkennt auch im 24. Psalm den Schlüssel zu dieser Erzählung ("Wer wird auf des Herrn Berg gehen, und wer wird stehen an seiner heiligen Stätte? Der unschuldige Hände hat und reinen Herzens ist"), die keineswegs eine Adoleszenzgeschichte "nach dem Leben" sei, sondern vielmehr eine "Allegorie". De Luca, der sich neben außerparlamentarischer Opposition auch mit Bibelkunde beschäftigte, mache Anspielungen auf das Alte Testament, die für Steffen Richter "nicht zu übersehen" sind. Besonders lobt Richter wie dem Neapolitaner De Luca das Italienisch zur "Kunst-Sprache" werde.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Mitunter erinnert die Knappheit und die vibrierende Intensität an die Prosa eine Marguerite Duras." (Kölnische Rundschau)