Splitternackt ins Meer springen, nahtlos Sonne tanken und mit den Kleidern alle Zwänge des Alltags ablegen: Lange waren solche kleinen Freiheiten nicht mehr so wertvoll wie heute, und so beliebt. Nacktsein liegt im Trend. Das gilt für die Nude Cruise auf dem Kreuzfahrtschiff genauso wie für Nackt-Yoga-Sessions oder Wandern barfuß bis zum Hals in der Natur. Mit dem Abwerfen der Kleidung entkommen wireiner Welt, in der Körper zur Ware geworden sind. Und so beschließt der Journalist Marc Engelhardt, der neuen Faszination des Nacktseins nachzugehen. In bester Reportertradition begibt er sich auf eine Reise um die Welt - natürlich unbekleidet. So läuft er in Japan hüllenlos durch den Wintersturm, um mit hundert anderen das Glück zu suchen, geht bei 35° Grad im Schatten in der Stadt der Nackten am Cap d'Agde auf Schaufensterbummel und findet in Marokko heraus, warum Nacktheit in der arabischen Welt ebenso wichtig ist wie Verhüllung. Eine unterhaltsame und hochspannende Kulturgeschichteüber die ganze Welt des Nacktseins.
Ausstattung: 16 S. farbiger Bildteil
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.11.2021Jede Draum jedräump
Wer jemals an einer Nacktwanderung teilgenommen hat, vor allem zum ersten Mal, mag sich an sehr zwiespältige Gefühle erinnern, wie das war, sich nur mit Schuhen bekleidet und einem Rucksack auf dem Rücken im öffentlichen Raum zu bewegen. Wenn man dann aber im vorliegenden Buch liest, welche nudistischen Abenteuer weltweit möglich sind, dann wirkt solch ein nackter Waldspaziergang fast schon alltäglich. Der Autor schafft es, auch den vielleicht erstaunlichsten Situationen naturistischen Lebens, etwa einer FKK-Kreuzfahrt, mit Humor und den vielen unbekleideten Reisebekanntschaften, wo auch immer auf der Welt, zudem mit Respekt zu begegnen. Mit journalistischer Neugierde und bestens vorbereitet fährt er auf dem "Big Nude Boat" mit 2058 anderen Nackten durch die Karibik, wandert nackt durch das Bergische Land, erlebt orientalische Badekultur in einem Hammam in Marrakesch und tanzt, vollkommen unbekleidet, in einem Troisdorfer Meditationszentrum während eines Workshops mit dem Titel "Nackt. Wer sind wir wirklich?". Das ist tapfer. Das ist auch lustig. Und oft ist sogar erhellend. Wir erfahren etwas über Nacktheit in der Antike, über finnische Saunen, Nacktyoga in New York, nackte Rituale in Japan und auch einiges über den schweizerischen Monte Verità, wo einst alles begann, womit wir es bei uns in der Freikörperkultur zu tun bekommen - also das mit dem Nacktsein. Und manchmal begreift man auch die schlichte Notwendigkeit, einfach nur nackt sein zu wollen. Das kann ziemlich beglückend sein. Nicht nur am FKK- Strand, am Baggersee oder in der Sauna. Leider ist dieses Buch - ebenso verlässlich recherchiert, munter geschrieben und überhaupt das Phänomen des Naturismus vielfältig reflektierend - recht einfalls- wie auch lieblos gestaltet. Angesichts des besonderen Sujets und des Aufwands, den der Autor unternommen hat, wären hier mehr Sorgfalt und Originalität wünschenswert gewesen. üte
"Ich bin dann mal nackt - Eine Reise zu den unverhüllten Kulturen unserer Welt" von Marc Engelhardt. Goldmann Verlag, München 2021. 288 Seiten. Broschiert, 14 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wer jemals an einer Nacktwanderung teilgenommen hat, vor allem zum ersten Mal, mag sich an sehr zwiespältige Gefühle erinnern, wie das war, sich nur mit Schuhen bekleidet und einem Rucksack auf dem Rücken im öffentlichen Raum zu bewegen. Wenn man dann aber im vorliegenden Buch liest, welche nudistischen Abenteuer weltweit möglich sind, dann wirkt solch ein nackter Waldspaziergang fast schon alltäglich. Der Autor schafft es, auch den vielleicht erstaunlichsten Situationen naturistischen Lebens, etwa einer FKK-Kreuzfahrt, mit Humor und den vielen unbekleideten Reisebekanntschaften, wo auch immer auf der Welt, zudem mit Respekt zu begegnen. Mit journalistischer Neugierde und bestens vorbereitet fährt er auf dem "Big Nude Boat" mit 2058 anderen Nackten durch die Karibik, wandert nackt durch das Bergische Land, erlebt orientalische Badekultur in einem Hammam in Marrakesch und tanzt, vollkommen unbekleidet, in einem Troisdorfer Meditationszentrum während eines Workshops mit dem Titel "Nackt. Wer sind wir wirklich?". Das ist tapfer. Das ist auch lustig. Und oft ist sogar erhellend. Wir erfahren etwas über Nacktheit in der Antike, über finnische Saunen, Nacktyoga in New York, nackte Rituale in Japan und auch einiges über den schweizerischen Monte Verità, wo einst alles begann, womit wir es bei uns in der Freikörperkultur zu tun bekommen - also das mit dem Nacktsein. Und manchmal begreift man auch die schlichte Notwendigkeit, einfach nur nackt sein zu wollen. Das kann ziemlich beglückend sein. Nicht nur am FKK- Strand, am Baggersee oder in der Sauna. Leider ist dieses Buch - ebenso verlässlich recherchiert, munter geschrieben und überhaupt das Phänomen des Naturismus vielfältig reflektierend - recht einfalls- wie auch lieblos gestaltet. Angesichts des besonderen Sujets und des Aufwands, den der Autor unternommen hat, wären hier mehr Sorgfalt und Originalität wünschenswert gewesen. üte
"Ich bin dann mal nackt - Eine Reise zu den unverhüllten Kulturen unserer Welt" von Marc Engelhardt. Goldmann Verlag, München 2021. 288 Seiten. Broschiert, 14 Euro.
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»Eine unterhaltsame und hochspannende Kulturgeschichte über die ganze Welt des Nacktseins.« rbb radioeins