Brutal, höchst spannend und verstörend
Den Müllmann, um den es in dieser Geschichte geht, lerne ich bereits im Alter von 5 Jahren kurz kennen, als er von seiner Mutter in eine sehr missliche und schändliche Situation gebracht wird. Mehr will ich hier nicht verraten.
Dann ist er Ende 20 und
arbeitet in Como am wunderschönen Comer See bei der Müllabfuhr. Sein Tagesablauf ist strukturiert und er…mehrBrutal, höchst spannend und verstörend
Den Müllmann, um den es in dieser Geschichte geht, lerne ich bereits im Alter von 5 Jahren kurz kennen, als er von seiner Mutter in eine sehr missliche und schändliche Situation gebracht wird. Mehr will ich hier nicht verraten.
Dann ist er Ende 20 und arbeitet in Como am wunderschönen Comer See bei der Müllabfuhr. Sein Tagesablauf ist strukturiert und er verhält sich so unauffällig wie möglich. Jeden Morgen ab 5 Uhr ist er auf den Straßen unterwegs und sammelt den Müll der Menschen ein. Er hat eine sehr gute Auffassungsgabe und liest aus dem Müll allerhand heraus. Informationen, die er braucht, um ab und zu auszubrechen, in die Rolle des Mickey zu schlüpfen und seine Wut und seinen Frust abzulassen.
Da gibt es dann noch die „Fliegenfischerin“ und das Mädchen mit der lila Strähne, die für den Müllmann eine Rolle spielen.
Als Allererstes ist mir, als ich das Buch zur Hand genommen habe, die tolle Aufmachung aufgefallen. Allein die Haptik macht was her, es sieht sehr gut aus und macht einen sehr wertigen Eindruck.
Bereits das erste Kapitel der Geschichte, wo ich den 5-jährigen späteren Müllmann kennenlerne ist erschreckend, packend und spannend. Und genau so geht es weiter. Ich bekomme Einblicke in die menschliche Psyche, die mir sonst lieber verborgen bleiben. Was ich hier sehr dosiert und scheibchenweise vorgesetzt bekomme, ist teilweise sehr verstörend und äußerst bedrückend. Obwohl der Autor die Gewalt gar nicht mal detailliert beschreibt, setzen seine Worte in meinem Kopfkino etwas in Gang, das ich nicht stoppen kann. Ich blicke in Abgründe, erfahre nach und nach von Erlebnissen und Geheimnissen, die mich nicht mehr loslassen.
Was für mich die Spannung auch immer weiter steigert ist, dass der Autor den meisten Menschen, die ich hier kennenlerne, keine Namen gibt, sondern sie nur mit ihren Tätigkeiten „Müllmann“ oder „Fliegenfischerin“ umschreibt.
Ein Thriller, der es in sich hat, der nichts für schwache Nerven ist und der mich richtig aufgewühlt hat. Vor allem auch, weil die Themen nicht an den Haaren herbeigezogen sind, sondern ich mir gut vorstellen kann, dass es so etwas im realen Leben immer mal wieder so oder in ähnlicher Form wirklich gibt. Einfach schrecklich und unfassbar.
"Ich bin der Abgrund" habe ich in einem Rutsch durchgelesen. Wer einen spannenden, mit andeutungsweise beschriebener Gewalt durchtränkten Thriller lesen will, der ist hier genau richtig. Von mir bekommt das Buch eine Leseempfehlung.