Groß und stark werden ist ein echtes Ziel für Kinder!So stark wie der Wolf etwa?Da läuft er durch den Wald: der große böse Wolf und immer nur mit dem Wunsch, sich bestätigen zu lassen, dass er der Größte, der Stärkste, der Wildeste ist.Alle, aber auch alle pflichten ihm bei: Ein kleines Häschen genau so wie Rotkäppchen, die drei kleinen Schweinchen so wie die sieben Zwerge. Nur ein Quabbelwabbel, der ihm über den Weg läuft, antwortet auf die Frage: "Weißt auch du, wer der Stärkste im ganzen Land ist?" ganz frech und selbstbewusst: "Aber natürlich weiß ich das. Das ist meine Mama!"Dass der Wolf dies nicht akzeptieren mag, liegt auf der Hand. Aber wer dann weiterblättert und die riesige, die Seite sprengende Mama erblickt - der wäre wohl auch so vorwitzig wie der kleine Quabbelwabbel gewesen.Mario Ramos erzählt eine Geschichte, von der sich Kinder immer wieder gerne verblüffen lassen werden und die deshalb das Zeug zum Lieblingsbuch hat.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.04.2003Mit dem Mama-Maßstab
Alles ist relativ: Wie der große böse Wolf ganz kleinlaut wurde
Wer hätte das gedacht - der böse Wolf ist eine Diva mit Allüren wie Schneewittchens Stiefmutter. Jeder, der dem grauen Fiesling über den Weg läuft, muß ihm bestätigen, daß er der tollste Typ im Märchenwald ist. Was soll man da machen? Beklommen versichern die drei kleinen Schweinchen: "Der Stärkste, der Kräftigste und der Schönste, das sind natürlich Sie, Großer Böser Wolf!", und das nicht minder winzige Rotkäppchen bestätigt: "Da gibt's kein Vertun."
Mario Ramos' Bilderbuch folgt dem Egotrip des großen bösen Wolfs in schnell erfaßbaren Bildern mit kräftigen Farbakzenten. Seine "Opfer" sind alte Bekannte aus anderen Märchen, der knappe Text mischt Märchenduktus und umgangssprachliche Wendungen, an denen Kinder Spaß haben. Begabte Stimmenimitatoren unter den Vorlesern werden bei ihren Zuhörern mit den drohend-jovialen Fragen des Wolfs, seinem Triumphgeheul und den übervorsichtigen Antworten der anderen viel Erfolg haben.
Daß der Wolf schließlich doch nicht mehr der Wildeste und Böseste sein will, ist kein Zeichen von Läuterung, sondern Folge einer überraschenden Begegnung: Als er einen "komischen kleinen Kröterich" bedrängt, lernt er dessen Mutter kennen. Und deren enorme Dimensionen definieren "groß" und "klein" einfach völlig neu. Kein politisch korrektes Loblied auf die Vorteile des Kleinseins steht am Ende dieses witzigen Bilderbuchs, sondern die lebenspraktische Erkenntnis, daß es im Umgang mit einem Großmaul sehr nützlich sein kann, groß zu sein. Oder jemanden zu kennen, der wahrhaft groß ist - wie Mama.
ANNETTE ZERPNER
Mario Ramos: "Ich bin der Stärkste im ganzen Land!". Aus dem Französischen übersetzt von Markus Weber. Moritz Verlag, Frankfurt am Main 2003. 32 S., geb., 10,80 [Euro]. Ab 3 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Alles ist relativ: Wie der große böse Wolf ganz kleinlaut wurde
Wer hätte das gedacht - der böse Wolf ist eine Diva mit Allüren wie Schneewittchens Stiefmutter. Jeder, der dem grauen Fiesling über den Weg läuft, muß ihm bestätigen, daß er der tollste Typ im Märchenwald ist. Was soll man da machen? Beklommen versichern die drei kleinen Schweinchen: "Der Stärkste, der Kräftigste und der Schönste, das sind natürlich Sie, Großer Böser Wolf!", und das nicht minder winzige Rotkäppchen bestätigt: "Da gibt's kein Vertun."
Mario Ramos' Bilderbuch folgt dem Egotrip des großen bösen Wolfs in schnell erfaßbaren Bildern mit kräftigen Farbakzenten. Seine "Opfer" sind alte Bekannte aus anderen Märchen, der knappe Text mischt Märchenduktus und umgangssprachliche Wendungen, an denen Kinder Spaß haben. Begabte Stimmenimitatoren unter den Vorlesern werden bei ihren Zuhörern mit den drohend-jovialen Fragen des Wolfs, seinem Triumphgeheul und den übervorsichtigen Antworten der anderen viel Erfolg haben.
Daß der Wolf schließlich doch nicht mehr der Wildeste und Böseste sein will, ist kein Zeichen von Läuterung, sondern Folge einer überraschenden Begegnung: Als er einen "komischen kleinen Kröterich" bedrängt, lernt er dessen Mutter kennen. Und deren enorme Dimensionen definieren "groß" und "klein" einfach völlig neu. Kein politisch korrektes Loblied auf die Vorteile des Kleinseins steht am Ende dieses witzigen Bilderbuchs, sondern die lebenspraktische Erkenntnis, daß es im Umgang mit einem Großmaul sehr nützlich sein kann, groß zu sein. Oder jemanden zu kennen, der wahrhaft groß ist - wie Mama.
ANNETTE ZERPNER
Mario Ramos: "Ich bin der Stärkste im ganzen Land!". Aus dem Französischen übersetzt von Markus Weber. Moritz Verlag, Frankfurt am Main 2003. 32 S., geb., 10,80 [Euro]. Ab 3 J.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Annette Zerpner findet dieses Bilderbuch witzig und lebenspraktisch. In schnell erfassbaren Bildern folge es dem Ego-Trip des "großen, bösen Wolfes" mit kräftigen Farbakzenten. Als seinen "Opfern" ist die Rezensentin in den Episoden des Buches alten Bekannten aus anderen Märchen begegnet, von Rotkäppchen bis zu den drei kleinen Schweinen". Am Ende sorgt, wie wir lesen, ein komischer kleiner Kröterich für die Läuterung des Wolfes, der am Ende dann nicht mehr der Böseste und Wildeste sein will. Der knappe Text mischt den Informationen der amüsierten Rezensentin zufolge Märchenduktus mit umgangssprachlichen Wendungen. Die Rezensentin garantiert außerdem Lese- und Vorlesespaß: besonders wenn es sich bei den Vorlesern des Buches um begabte Stimmenimitatoren handelt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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