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Jonas Vater glaubt nicht, dass das Wasser so schnell kommen wird, wie alle fürchten. Es wird genug Zeit sein, um sich in Sicherheit zu bringen. Jona ist das egal, sie findet es viel spannender, das Hochhaus, in dem ihr Vater arbeitet, zu erforschen. Eines Tage findet sie die kleine Treppe rauf aufs Dach ... Und dann beginnt ein Abenteuer, dass Jona sich niemals hätte ausdenken können!

Produktbeschreibung
Jonas Vater glaubt nicht, dass das Wasser so schnell kommen wird, wie alle fürchten. Es wird genug Zeit sein, um sich in Sicherheit zu bringen. Jona ist das egal, sie findet es viel spannender, das Hochhaus, in dem ihr Vater arbeitet, zu erforschen. Eines Tage findet sie die kleine Treppe rauf aufs Dach ... Und dann beginnt ein Abenteuer, dass Jona sich niemals hätte ausdenken können!
Autorenporträt
Joke van Leeuwen, geb. 1952 in Den Haag, studierte Kunst und Geschichte in Antwerpen und Brüssel. Seit Ende der 1970er-Jahre schreibt sie für Kinder, seit den 1990ern auch für Erwachsene. Ihre Bücher wurden vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem James Krüss Preis .
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.03.2024

Zum Frühstück gibt es Zuckerwürfel
In „Ich bin hier!“ wird ein Mädchen in einem Bürohochhaus vergessen.
Wenn Jona das Bürogebäude betritt, in dem ihr Vater arbeitet, beobachtet sie sich selbst, gespiegelt in den glänzenden Fliesen der Eingangshalle. Wenn sie mit ihrem Vater zu Mittag isst, dann wird die Kartoffelbrei-Soße zum Fluss, die Gurken werden bedauert, weil sie nur Wasser mit Haut sind. Gegenstände sind in ihrer Welt immer mehr, als sie zu sein scheinen. Sie leben, treffen Entscheidungen, sie fühlen. Wenn es dunkel wird, sind die Farben der Welt eben müde geworden.
Jona ist die Heldin des Kinderbuchs „Ich bin hier“ von der niederländischen Schriftstellerin Joke van Leeuwen, die ihre Geschichte auch selbst illustriert hat. Die Zeichnungen sind in Schwarz-Weiß und einfach gehalten, lassen Raum für Fantasie. Die zu aktivieren fällt leicht, denn Jona lebt einen kreativen Zugang zur Welt vor. Als ein Fluss die Stadt unter Wasser setzt, wird sie im Bürogebäude ihres Vaters vergessen – mehrere Tage lang sitzt sie fest. Aber Jona verfällt nicht in Panik und auch nicht in Selbstmitleid, im Gegenteil. Ihr Entdeckergeist verwandelt das graue Hochhaus in einen Ort voller Überraschungen.
Durch Jonas kindlichen Blick mag das Büroleben der Erwachsenen den Leserinnen und Lesern bald absurd vorkommen. Weil Jona sämtliche Gegenstände zweckentfremdet, uminterpretiert und so viel Spaß mit Bürostühlen und Aktenordnern hat. Ihre Einsamkeit überwindet Jona, indem sie mit den Familienfotos auf den Schreibtischen der verschwundenen Menschen redet. Sie denkt sich Geschichten über sie aus und stellt sie beim Schlafen neben sich, um sich nachts nicht so allein zu fühlen. Essen findet Jona in Schubladen, am liebsten mag sie die Kekse mit den Löchern.
Irgendwann wird es in dem Gebäude aber doch etwas einsam. Jona fängt an, über die Konsequenzen ihrer Isolation nachzudenken. Aber nicht existenzielle Bedrohungsszenarien beschäftigen sie, nicht Hunger oder Kälte. Sondern Fragen wie die, ob ihre Haare und ihre Fingernägel unendlich weiterwachsen, wenn niemand sie mehr schneidet. Oder welche Wörter sie vergäße, wenn sie lange Zeit mit niemandem außer mit sich selbst spräche. Und ob die Spielsachen in ihrem Kinderzimmer zu Hause Sehnsucht nach ihr haben. Dieser Gedanke macht Jona traurig. Wie ein Mantra wiederholt sie deshalb den Satz: Das kommt in Ordnung. Dann wird es Nacht und wieder Tag und wieder Nacht und wieder Tag.
Irgendwann legt Jona Tausende Zuckerwürfel, die sie in den Büroküchen gefunden hat, so aufs Hochhausdach, dass der Schriftzug „Ich bin hier“ entsteht. Als es regnet, ist ihr Hilferuf verschwunden. Jona wiederholt ihn mit Dingen, die sich nicht auflösen können: Zimmerpflanzen und Tabletts aus der Kantine, mit Kunstdrucken aus den Büros und Gummihandschuhen. Einen der Handschuhe behält sie, verziert ihn mit zwei Augen, macht ihn so lebendig, und freundet sich mit ihm an. Jona und die Gummihandschuh-Puppe sind sich einig, dass Rettung naht.
Mit Jona hat Joke van Leeuwen eine Figur geschaffen, die mit ihrem Mut, ihrer Neugier und ihrer besonderen Art zu denken an Pippi Langstrumpf und Ronja Räubertochter erinnert. Weniger frech als Enid Blytons Georgina aus den „Fünf Freunden“, aber genauso tapfer. Das Buch ist eine Heldenreise, die Kindern, und vor allem jungen Mädchen, Mut macht.
Van Leeuwen gelingt dabei ein alltagsnaher, philosophischer Tieftauchgang: Wenn Jona zum Beispiel über den plötzlich gestiegenen Wert ihrer Kleidung nachdenkt, weil sie ja nur noch ein Paar von allem zur Verfügung hat. Oder wenn sie nicht weinen möchte, weil es schon genug Wasser gibt, ums Hochhaus herum.
Es wäre kein Kinderbuch, wenn Jona am Ende nicht doch gefunden würde. Zwar nicht von hundert Rettern, wie sie es sich ausgemalt hat, dafür von ihrem besorgten Papa in einem Boot. Für die Journalisten, die ein großes Interesse an der tragischen Geschichte des Mädchens vom Dach haben, hat sie etwas vorbereitet. Und damit überrascht Jona zum Ende noch einmal alle.
CHRISTINA LOPINSKI
Vergisst man Wörter,
wenn man mit niemandem
mehr spricht?
Joke van Leeuwen:
Ich bin hier!
Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2024.
119 Seiten, 15 Euro.
Ab acht Jahren.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

In einen dystopischen Albtraum, verwandelt in ein Kinderbuch, wird Fridtjof Küchemann mit diesem Buch der Niederländerin Joke van Leeuwen hineingezogen: Die Stadt Wolem ist überflutet, die kleine Jona harrt auf dem Dach eines Hochhauses aus und wartet, dass ihr Vater sie rettet. Erstmal aber ist sie alleine im Hochhaus und muss sich selbst zu helfen wissen, sich versorgen, sich ablenken und auf dem Dach die Botschaft "Ich bin hier" erst aus Zuckerwürfeln und dann aus "wetterfesten Fundstücken" kreieren. Nach mehreren Tagen wird sie dann gerettet, so der Rezensent. Das hätte düster werden können, aber Küchemann stellt erleichtert fest, dass die hoffnungsvollen Illustrationen und sorgfältig ausbalancierten Rhythmen der Autorin dafür sorgen, dass wir es hier mit einer "Feier der Selbstbehauptung und des Selbstvertrauens" zu tun haben.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.04.2024

Wenn das Wasser kommt
Joke van Leeuwens Kinderroman "Ich bin hier!"

Jona weiß sich schon zu helfen, da ist sich ihr Vater sicher. Und Jona weiß, dass er sich sicher ist: so sicher, dass er es den anderen bestimmt gesagt hat, als es darum ging, wer zuerst gerettet werden soll. Vielleicht werden deshalb erst die Leute gerettet, die sich nicht zu helfen wissen. Bestimmt ist das der Grund dafür, dass Jona die ganze Nacht allein auf dem Dach des Hochhauses ausharren musste, das aus den Fluten ragt, unter denen jetzt das Städtchen Wolem liegt.

Es ist ein furchtbares Szenario, das die niederländische Kinderbuchautorin Joke van Leeuwen ihren jungen Lesern zumutet, ein regelrechter Albtraum, wie er sich in Dystopien für Jugendliche finden mag, kaum aber in Büchern für ein Publikum von acht Jahren an. Ein ziemlich langer Albtraum ist es noch dazu: Drei weitere Nächte folgen auf die erste, bevor Jona schließlich doch gerettet wird.

Es steckt zwar einiges an Zutrauen in den Worten des Vaters, aber - das erzählt van Leeuwen sorgfältig zu Beginn ihres Kinderromans "Ich bin hier!" - sie entstammen auch einer Mischung aus Unbeholfenheit und Desinteresse. Schließlich hatte er am Sterbebett der Mutter auf deren Bitte, gut für Jona zu sorgen, geantwortet, er werde natürlich weiter arbeiten. Schließlich darf sie nur deshalb nach der Schule in sein Büro in den elften Stock kommen, um dort lediglich mit einem Nicken begrüßt zu werden, weil sie immer "schön still" ist.

Beim gemeinsamen Essen erzählt der Vater Jona dann im Anschluss an die unausweichliche Frage nach der Schule zum Beispiel, wie es um ihren Heimatort steht: gebaut wie auf dem Grund eines tiefen Tellers, in den irgendwann das Wasser schwappe. Aber keine Angst: "Das wissen wir bestimmt rechtzeitig. Das kommt schon in Ordnung. Das wird schon geregelt."

Doch als Jona eines Tages die Treppe zum Dach entdeckt hat, als sie dort oben versehentlich eingeschlafen ist und wieder aufwacht, steht das Wasser bis zum zweiten Stock, und in den 28 Stockwerken darüber ist nur noch sie. Also zeigt das Mädchen, das seine Leser zuvor als eigensinnig, leicht verspielt-versponnen - und einsam - kennengelernt haben, dass sie sich zu helfen weiß.

Zwar flitzt sie auch mit einem Chefsessel auf Rollen über den Flur, zwar liegt sie unter der farbigen Glasplatte eines Sitzgruppentischchens und schaut sich die Welt aus dieser Perspektive an, bastelt sie mit einem Gummihandschuh aus der Kantine im 17. Stock einen Gesprächspartner zum Bauchreden und sammelt auf den Schreibtischen nett aussehende Fotos zusammen, damit sie nicht so einsam ist. Aber sie sorgt auch für sich: findet in der Kantine Essbares, in den Büros Kissen, bei einem Regenschauer die Gelegenheit, ihre Kleidung und schließlich auch sich selbst zu waschen.

Und wichtiger noch: Sie kümmert sich auch sofort darum, dass sie gefunden werden kann. Im untersten trocken gebliebenen Stockwerk verteilt sie Zettel mit dem Hinweis, dass sie auf dem Dach ist. Oben soll zunächst ein langer Mantel als Signal im Wind flattern. Dann formt Jona aus Unmengen von Zuckerwürfeln in stundenlanger Arbeit die Wörter "ich bin hier!", die man sogar vom Flugzeug aus lesen können müsste. Dann, nach einer Regennacht, rekonstruiert sie die Buchstaben mit einem bunten Gemisch aus wetterfesten Fundstücken von unten.

Als schließlich tatsächlich ein Flugzeug kommt, aber wieder abdreht, ist Jona mit ihrer Tapferkeit und Findigkeit am Ende. Zum Glück ist es dann bis zu ihrer Rettung auch nicht mehr weit. Wie lang eine Zeit des Wartens, eine Zeit des Hoffens werden kann, zeigt Joke van Leeuwen in vielen kleinen Momenten, in Gedankenspielen, die alle doch wieder münden in die Sorge darum, nicht bald gefunden, vielleicht ja überhaupt nicht gesucht zu werden, und in die Beschwichtigung dieser Sorge. Ohne die feine Balance der Szenen, den Rhythmus von schwer und leicht, an dem die vielen Zeichnungen der 1952 in Den Haag geborenen Autorin und Illustratorin großen Anteil haben, hätte die Geschichte leicht zu einer allzu bedrückenden Lektüre werden können.

So ist "Ich bin hier!" eine Feier der Selbstbehauptung und des Selbstvertrauens: eine Ermutigung - nicht zuletzt zu einem Schritt, wie ihn Jonas Vater bestimmt nicht meinte, als er die Eigenständigkeit seiner Tochter lobte. Jona weiß sich zu helfen, indem sie seine Regeln, die Regeln des Zusammenlebens mit ihm im Notfall so unbekümmert wie überlegt missachtet. FRIDTJOF KÜCHEMANN

Joke van Leeuwen: "Ich bin hier". Roman.

Aus dem Niederländischen von Hanni Ehlers. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2024. 120 S., geb., 15,- Euro.

Ab 8 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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