Ein Satz, der wie eine Selbstverständlichkeit klingt - «Ich bin Linus» -, doch er teilt sein Leben in ein Davor und Danach. Auf beeindruckende Weise erzählt Linus Giese, warum er einunddreißig Jahre alt werden musste, um laut auszusprechen, dass er ein Mann und trans ist und warum sein Leben heute vielleicht nicht einfacher, aber sehr viel glücklicher ist.
«Wer verstehen will, welche verschlungenen Wege es manchmal sein können, auf denen sich die eigene Identität entdecken lässt, wer verstehen will, wie sich eine Person immer wieder neu finden kann, wer verstehen will, was es heißt, trans zu sein, dass das nicht nur im Singular, sondern im Plural existiert, dass es ein ganzes Spektrum gibt, wie sich als trans Person leben, denken und lieben lässt - all denen sei dieses Buch ans Herz gelegt.» (Carolin Emcke)
Eigentlich ahnt er es seit seinem sechsten Lebensjahr. Doch aus Sorge darüber, wie sein Umfeld reagieren könnte und weil ihm Begriffe wie trans, queer, nicht-binär fehlen, verschweigt Linus lange, wer er wirklich ist. Mit dem Satz «Ich bin Linus» beginnt im Sommer 2017 sein neues Leben, das endlich nicht mehr von Scham, sondern Befreiung geprägt ist. Offen erzählt Linus Giese von seiner zweiten Pubertät, euphorischen Gefühlen in der Herrenabteilung, beklemmenden Arztbesuchen, bürokratischen Hürden, Selbstzweifeln, Freundschaft und Solidarität, von der Macht der Sprache und digitaler Gewalt. Seit seinem Coming-Out engagiert sich Linus für die Rechte von trans Menschen. Vor allem im Netz, aber nicht nur dort, begegnet ihm seither immer wieder Hass. Doch Schweigen ist für ihn keine Option.
«Linus Giese erzählt seine Geschichte so offen, mutig und spannend, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Ich sage das nicht oft, aber: Hören Sie diesem Mann zu.» (Margarete Stokowski)
«Wer verstehen will, welche verschlungenen Wege es manchmal sein können, auf denen sich die eigene Identität entdecken lässt, wer verstehen will, wie sich eine Person immer wieder neu finden kann, wer verstehen will, was es heißt, trans zu sein, dass das nicht nur im Singular, sondern im Plural existiert, dass es ein ganzes Spektrum gibt, wie sich als trans Person leben, denken und lieben lässt - all denen sei dieses Buch ans Herz gelegt.» (Carolin Emcke)
Eigentlich ahnt er es seit seinem sechsten Lebensjahr. Doch aus Sorge darüber, wie sein Umfeld reagieren könnte und weil ihm Begriffe wie trans, queer, nicht-binär fehlen, verschweigt Linus lange, wer er wirklich ist. Mit dem Satz «Ich bin Linus» beginnt im Sommer 2017 sein neues Leben, das endlich nicht mehr von Scham, sondern Befreiung geprägt ist. Offen erzählt Linus Giese von seiner zweiten Pubertät, euphorischen Gefühlen in der Herrenabteilung, beklemmenden Arztbesuchen, bürokratischen Hürden, Selbstzweifeln, Freundschaft und Solidarität, von der Macht der Sprache und digitaler Gewalt. Seit seinem Coming-Out engagiert sich Linus für die Rechte von trans Menschen. Vor allem im Netz, aber nicht nur dort, begegnet ihm seither immer wieder Hass. Doch Schweigen ist für ihn keine Option.
«Linus Giese erzählt seine Geschichte so offen, mutig und spannend, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Ich sage das nicht oft, aber: Hören Sie diesem Mann zu.» (Margarete Stokowski)
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.08.2020LITERATUR
Euphorische
Männlichkeit
„Ich möchte mir kein Geschlecht erobern …“.
Linus Giese erzählt, wie er sich als trans Mann outete
VON NORA NOLL
Mal ist es eine Rakete, die rosa Funken in den Himmel schießt, mal eine Sahnetorte mit blauem Zuckerguss. „Gender-Reveal-Partys“ zeigen eindrücklich unsere Obsession mit dem binären Geschlechtssystem. Werdende Eltern laden Familie und Freundinnen ein, um ihnen das Geschlecht des Fötus zu offenbaren – mit einer farbcodierten Überraschung. Juhu, der Ultraschall zeigt endlich die primären Geschlechtsorgane unseres Babys, das muss gefeiert werden.
Das zwanghafte Einteilen in Mann und Frau ist allgegenwärtig. Die Autorin und Aktivistin für Transrechte Julia Serano nennt es auf den Alltag bezogen „Gendering“: Mit dem ersten Blick auf eine fremde Person steckt man sie in die vermutete Schublade. Cis Menschen, also Menschen, die sich mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei Geburt zugeschrieben wurde, fällt dieser alltägliche Mechanismus im Zweifelsfall nicht auf. Für Menschen, die nichtbinär oder trans sind, bedeutet „Gendering“ ein ständiges Überprüfen, Bewerten und Einordnen in eine womöglich falsche Schublade.
Wir leben in einer durchgegenderten Welt. Es braucht die Perspektive von genderqueeren und trans Menschen, um auf die fixen Gender-Normen aufmerksam zu machen. Linus Giese trägt mit seiner Autobiografie „Ich bin Linus“ zu dieser Bewusstwerdung bei. Er erzählt von seinem Outing als trans Mann, von Selbstliebe und Zweifeln, von Solidarität und Transfeindlichkeit, und macht anhand seiner eigenen Erfahrungen deutlich, was die Lebensrealität von trans Menschen über unsere Gesellschaft verrät.
Giese hat sich mit dem Buch viel vorgenommen. Er will anderen trans Menschen Mut machen und ein Vorbild sein, zugleich richtet er sich an ein Publikum, das mit Begriffen wie trans, cis oder Geschlechtsidentität nicht viel anfangen kann. Das führt manchmal zu stilistischen Spannungen, wenn ein pädagogischer Duktus neben radikaleren Forderungen steht, aber insgesamt gelingt es Giese, allgemein verständlich zu schreiben, ohne an Komplexität einzubüßen.
Als cisgeschlechtliche Leserin lernt man dabei viel Neues – zum Beispiel wie eine Peniskonstruktion funktioniert, was der „eggmode“ ist und ob die Hormonspritze eigentlich weh tut. Neben praktischen Fragen schreibt Giese viel zu sprachlicher und gesellschaftlicher Repräsentation. Bestimmte Formulierungen lehnt er ab: „Transmensch“ oder „Transmann“ signalisiert in seinen Augen eine Art Subkategorie von Mensch oder Mann, die durch das Suffix definiert wird. Er bevorzugt deshalb „trans“ als Adjektiv, das eine von vielen individuellen Eigenschaften bezeichnet. Ein „biologisches Geschlecht“ gibt es laut Giese nicht, denn die Bewertung einer bestimmten Kombination von Chromosomen, Hormonen und Geschlechtsorganen als männlich oder weiblich ist Produkt unserer Kultur. Statt „Geschlechtsumwandlung“ sollte von Transition gesprochen werden, weil ein trans Mann auch schon vor seinem Outing ein Mann war – ungeoutet eben. Er fordert mehr Sichtbarkeit von trans Menschen in Medien und Kultur, mehr Aufklärung für junge Menschen und Eltern. Und er träumt von einer Gesellschaft, die nicht jedes Attribut, sei es ein Kleidungsstück oder ein Körperteil, geschlechtlich auflädt.
Damit berührt Giese ein vermeintliches Paradox in Bezug auf trans Identitäten. Wie passt es zusammen, sich als männlich oder weiblich zu verstehen, und gleichzeitig die herkömmliche Geschlechtsbinarität zu hinterfragen? Warum brauchen wir die Kategorien Mann und Frau überhaupt noch, wenn sie offensichtlich nicht die Realität abbilden? Giese kann nicht erklären, worin genau sich sein Mann-Sein begründet – so wie Sie als Leser oder Leserin wahrscheinlich ebenfalls nicht wissen, was genau Sie nun zum Mann oder zur Frau macht. Aber er sieht den Beweis seiner Männlichkeit gerade nicht in dem Gefühl verankert, „falsche“ körperliche Merkmale zu haben. Dieses Gefühl der Dysphorie beruhe schließlich zum Teil auf der internalisierten Annahme, dass Männer mit Brüsten oder Frauen mit großem Adamsapfel „falsch“ sind.
Für Giese kann deshalb von trans Menschen nicht erwartet werden, bis zur vollkommenen Assimilation in eine Geschlechterrolle zu schlüpfen. „Ich möchte mir kein Geschlecht erobern, ich möchte Männlichkeit komplett vernichten und mit meinen eigenen Vorstellungen, Wünschen und Bedürfnissen ersetzen”, schreibt er. Es ist für ihn kein Paradox, Mann zu sein und die starre Geschlechtsbinarität abzulehnen, sondern gerade in dieser Kombination seine grundlegende Überzeugung. Angesichts des Hasses, der Giese seit seinem öffentlichen Outing entgegenschlägt, wirkt die Vision offener Geschlechterrollen noch weit weg.
Giese, der als Buchblogger und aktiver Twitternutzer eine große Internet-Reichweite hat, wird von einer Gruppe „Anti-Fans“ beleidigt und bedroht. Zuerst auf die digitale Sphäre beschränkt, gingen die anonymen Belästiger irgendwann so weit, ihn bis zum Arbeitsplatz und in sein Wohnhaus zu verfolgen.
Es wird gerne unterschätzt, welche Diskriminierung queere Menschen immer noch erfahren. Entgegen der transfeindlichen Behauptung, ein sogenannter „Trans-Trend“ würde „Gender-Gaga“ propagieren, ist die konventionelle Geschlechterzweiteilung noch fest in den Köpfen verankert. Auch wenn Gender-Reveal-Partys nicht viel mit dem obsessiven Stalking eines trans Mannes zu tun haben, so lässt sich doch beides als Symptom unserer Gesellschaft verstehen. Gut ist, was „normal“ ist – entweder „normale“ Frau oder „normaler“ Mann.
Giese schreibt nicht nur über die Gewalt von außen, er geht auch auf Selbstverleugnung und Selbsthass ein. Er vermittelt eine Ahnung davon, wie schmerzhaft es sein muss, jahrelang einen Teil der eigenen Identität zu verdrängen. Dennoch will er nicht auf den Part seiner Geschichte reduziert werden, der weh tut. Er betont stattdessen lieber Momente der Euphorie: Als er zum ersten Mal seinen Bart rasierte, zum ersten Mal in der Herrenabteilung shoppen ging oder auch zum ersten Mal seine Nägel lackierte. Gieses Leben nach dem Outing ist ein befreites. Unfrei sind die, die sich durch seine Existenz bedroht fühlen.
Mit dem ersten Blick auf eine
fremde Person steckt man sie
in die vermutete Schublade
Giese schreibt über die Gewalt
von außen und geht auch auf
Selbstverleugnung ein
Linus Giese: Ich bin Linus. Wie ich der Mann wurde, der ich schon immer war. Rowohlt Verlag, Hamburg 2020. 224 Seiten, 15 Euro.
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Euphorische
Männlichkeit
„Ich möchte mir kein Geschlecht erobern …“.
Linus Giese erzählt, wie er sich als trans Mann outete
VON NORA NOLL
Mal ist es eine Rakete, die rosa Funken in den Himmel schießt, mal eine Sahnetorte mit blauem Zuckerguss. „Gender-Reveal-Partys“ zeigen eindrücklich unsere Obsession mit dem binären Geschlechtssystem. Werdende Eltern laden Familie und Freundinnen ein, um ihnen das Geschlecht des Fötus zu offenbaren – mit einer farbcodierten Überraschung. Juhu, der Ultraschall zeigt endlich die primären Geschlechtsorgane unseres Babys, das muss gefeiert werden.
Das zwanghafte Einteilen in Mann und Frau ist allgegenwärtig. Die Autorin und Aktivistin für Transrechte Julia Serano nennt es auf den Alltag bezogen „Gendering“: Mit dem ersten Blick auf eine fremde Person steckt man sie in die vermutete Schublade. Cis Menschen, also Menschen, die sich mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei Geburt zugeschrieben wurde, fällt dieser alltägliche Mechanismus im Zweifelsfall nicht auf. Für Menschen, die nichtbinär oder trans sind, bedeutet „Gendering“ ein ständiges Überprüfen, Bewerten und Einordnen in eine womöglich falsche Schublade.
Wir leben in einer durchgegenderten Welt. Es braucht die Perspektive von genderqueeren und trans Menschen, um auf die fixen Gender-Normen aufmerksam zu machen. Linus Giese trägt mit seiner Autobiografie „Ich bin Linus“ zu dieser Bewusstwerdung bei. Er erzählt von seinem Outing als trans Mann, von Selbstliebe und Zweifeln, von Solidarität und Transfeindlichkeit, und macht anhand seiner eigenen Erfahrungen deutlich, was die Lebensrealität von trans Menschen über unsere Gesellschaft verrät.
Giese hat sich mit dem Buch viel vorgenommen. Er will anderen trans Menschen Mut machen und ein Vorbild sein, zugleich richtet er sich an ein Publikum, das mit Begriffen wie trans, cis oder Geschlechtsidentität nicht viel anfangen kann. Das führt manchmal zu stilistischen Spannungen, wenn ein pädagogischer Duktus neben radikaleren Forderungen steht, aber insgesamt gelingt es Giese, allgemein verständlich zu schreiben, ohne an Komplexität einzubüßen.
Als cisgeschlechtliche Leserin lernt man dabei viel Neues – zum Beispiel wie eine Peniskonstruktion funktioniert, was der „eggmode“ ist und ob die Hormonspritze eigentlich weh tut. Neben praktischen Fragen schreibt Giese viel zu sprachlicher und gesellschaftlicher Repräsentation. Bestimmte Formulierungen lehnt er ab: „Transmensch“ oder „Transmann“ signalisiert in seinen Augen eine Art Subkategorie von Mensch oder Mann, die durch das Suffix definiert wird. Er bevorzugt deshalb „trans“ als Adjektiv, das eine von vielen individuellen Eigenschaften bezeichnet. Ein „biologisches Geschlecht“ gibt es laut Giese nicht, denn die Bewertung einer bestimmten Kombination von Chromosomen, Hormonen und Geschlechtsorganen als männlich oder weiblich ist Produkt unserer Kultur. Statt „Geschlechtsumwandlung“ sollte von Transition gesprochen werden, weil ein trans Mann auch schon vor seinem Outing ein Mann war – ungeoutet eben. Er fordert mehr Sichtbarkeit von trans Menschen in Medien und Kultur, mehr Aufklärung für junge Menschen und Eltern. Und er träumt von einer Gesellschaft, die nicht jedes Attribut, sei es ein Kleidungsstück oder ein Körperteil, geschlechtlich auflädt.
Damit berührt Giese ein vermeintliches Paradox in Bezug auf trans Identitäten. Wie passt es zusammen, sich als männlich oder weiblich zu verstehen, und gleichzeitig die herkömmliche Geschlechtsbinarität zu hinterfragen? Warum brauchen wir die Kategorien Mann und Frau überhaupt noch, wenn sie offensichtlich nicht die Realität abbilden? Giese kann nicht erklären, worin genau sich sein Mann-Sein begründet – so wie Sie als Leser oder Leserin wahrscheinlich ebenfalls nicht wissen, was genau Sie nun zum Mann oder zur Frau macht. Aber er sieht den Beweis seiner Männlichkeit gerade nicht in dem Gefühl verankert, „falsche“ körperliche Merkmale zu haben. Dieses Gefühl der Dysphorie beruhe schließlich zum Teil auf der internalisierten Annahme, dass Männer mit Brüsten oder Frauen mit großem Adamsapfel „falsch“ sind.
Für Giese kann deshalb von trans Menschen nicht erwartet werden, bis zur vollkommenen Assimilation in eine Geschlechterrolle zu schlüpfen. „Ich möchte mir kein Geschlecht erobern, ich möchte Männlichkeit komplett vernichten und mit meinen eigenen Vorstellungen, Wünschen und Bedürfnissen ersetzen”, schreibt er. Es ist für ihn kein Paradox, Mann zu sein und die starre Geschlechtsbinarität abzulehnen, sondern gerade in dieser Kombination seine grundlegende Überzeugung. Angesichts des Hasses, der Giese seit seinem öffentlichen Outing entgegenschlägt, wirkt die Vision offener Geschlechterrollen noch weit weg.
Giese, der als Buchblogger und aktiver Twitternutzer eine große Internet-Reichweite hat, wird von einer Gruppe „Anti-Fans“ beleidigt und bedroht. Zuerst auf die digitale Sphäre beschränkt, gingen die anonymen Belästiger irgendwann so weit, ihn bis zum Arbeitsplatz und in sein Wohnhaus zu verfolgen.
Es wird gerne unterschätzt, welche Diskriminierung queere Menschen immer noch erfahren. Entgegen der transfeindlichen Behauptung, ein sogenannter „Trans-Trend“ würde „Gender-Gaga“ propagieren, ist die konventionelle Geschlechterzweiteilung noch fest in den Köpfen verankert. Auch wenn Gender-Reveal-Partys nicht viel mit dem obsessiven Stalking eines trans Mannes zu tun haben, so lässt sich doch beides als Symptom unserer Gesellschaft verstehen. Gut ist, was „normal“ ist – entweder „normale“ Frau oder „normaler“ Mann.
Giese schreibt nicht nur über die Gewalt von außen, er geht auch auf Selbstverleugnung und Selbsthass ein. Er vermittelt eine Ahnung davon, wie schmerzhaft es sein muss, jahrelang einen Teil der eigenen Identität zu verdrängen. Dennoch will er nicht auf den Part seiner Geschichte reduziert werden, der weh tut. Er betont stattdessen lieber Momente der Euphorie: Als er zum ersten Mal seinen Bart rasierte, zum ersten Mal in der Herrenabteilung shoppen ging oder auch zum ersten Mal seine Nägel lackierte. Gieses Leben nach dem Outing ist ein befreites. Unfrei sind die, die sich durch seine Existenz bedroht fühlen.
Mit dem ersten Blick auf eine
fremde Person steckt man sie
in die vermutete Schublade
Giese schreibt über die Gewalt
von außen und geht auch auf
Selbstverleugnung ein
Linus Giese: Ich bin Linus. Wie ich der Mann wurde, der ich schon immer war. Rowohlt Verlag, Hamburg 2020. 224 Seiten, 15 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Sehr freundlich bespricht Rezensentin Nora Noll das Buch des trans Mannes, der ihr einiges erklärt hat - und nicht nur, wie eine "Peniskonstruktion funktioniert" und manch Praktisches mehr. Gelernt hat sie auch, wie schmerzhaft das sture Zuordnen von binärer Geschlechtlichkeit für trans Menschen ist - und dass der Ausdruck "Transmensch" vom Autor abgelehnt wird, weil er sich wie eine unterlegene "Subkategorie" anhört. Aber der Autor hat nicht nur Erfahrungen - schmerzhafte und euphorische - mitgeteilt, so die Kritikerin, sondern auch für alle nachvollziehbar die Genderfrage aus dem Blickwinkel der Nicht-Zugehörigkeit zur Norm durchdekliniert. Manchmal erscheint ihr das ein wenig erzieherisch bemüht - und ist nicht einer, der sich zum Mann erklärt, nicht auch im Binären gefangen? - dann aber auch wieder radikal. Eine klare Lese-Empfehlung!
© Perlentaucher Medien GmbH
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Ein bewegendes Memoir. Christine Ellinghaus Emotion 20200930