Charlotte von Mahlsdorf wurde unter dem Namen Lothar Berfelde im März 1928 in Berlin-Mahlsdorf geboren.
Dass der kleine Lothar alles andere als der Sohn ist, den sich sein Vater Max gewünscht hat, zeigt sich schon in frühester Kindheit. Für ihn ist er einfach nur verweichlicht und schwach und das
versucht der grausame Patriarch ihm mit allen Mitteln auszutreiben. Dass Lothar am liebsten…mehrCharlotte von Mahlsdorf wurde unter dem Namen Lothar Berfelde im März 1928 in Berlin-Mahlsdorf geboren.
Dass der kleine Lothar alles andere als der Sohn ist, den sich sein Vater Max gewünscht hat, zeigt sich schon in frühester Kindheit. Für ihn ist er einfach nur verweichlicht und schwach und das versucht der grausame Patriarch ihm mit allen Mitteln auszutreiben. Dass Lothar am liebsten Mädchenkleider trägt, stimmt den Vater nicht gerade milder.
Als er will, dass Lothar schwimmen lernt, schmeißt er den damals 9jährigen zur Osterzeit einfach mitten in einen eiskalten See. Dass Lothar nicht ertrinkt verdankt er einem beherzten Rettungsschwimmer. Sein Vater hätte ihn wohl ungerührt ersaufen lassen.
Seine Mutter kann ihn kaum vor dem gewalttätigen Vater schützen, der Lothar zu einem echten Soldaten prügeln will. Einzig bei seinem Onkel findet er Zuflucht und Verständnis. Er erkennt und akzeptiert als einziger, dass in dem kleinen Jungen eigentlich ein Mädchen steckt. Bei ihm darf er Charlotte sein, Kleider tragen und seiner liebsten Beschäftigung nachgehen. Tee kochen, Staub wischen…
Durch ihn entwickelt sich damals schon die Vorliebe für Gründerzeitmöbel, die Charlotte/Lothar ihr Leben lang behält.
Durch Hitlerjugend, Nazizeit und Kriegswirren kämpft sich Lothar, rettet die kostbaren Jahrhundertwendemöbel einer Tante vor Plünderern und lebt nach dem Krieg im Ostteil Deutschlands endlich ganz unter dem Namen Charlotte. Den alten Nachnamen hassend, legt er diesen ebenfalls ab und wird von Freunden und Bekannten fortan Charlotte von Mahlsdorf genannt, nach seinem Geburtsort.
In einem alten Gutshaus gründet sie ihr Gründerzeitmuseum mit den geretteten Möbeln und baut es fast ganz allein immer weiter aus und ist Treffpunkt für Schwule, Lesben und Transsexuelle, die in der damaligen DDR wenig Möglichkeiten zur Entfaltung haben.
Als 1992 eines ihrer Feste im Gutshaus von Neonazis überfallen wird, wandert sie nach Schweden aus und gründet dort ein weiteres Jahrhundertwendemuseum.
Charlotte stirbt 2002 bei einem Berlinbesuch.
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Die unglaubliche Lebensgeschichte einer der faszinierendsten Persönlichkeiten Berlins.
Ein großartiges Buch, ein starker Mensch, ein harter Kampf.
Das Gutshaus Mahlsdorf gibt es auch heute noch. Es wird von einer Stiftung geführt, die sich bemüht, alles in Charlottes Sinne zu erhalten.
Uneingeschränkt empfehlenswert!
(Ab 14)