Ein neuer Roman von Wolfgang Koeppen ist anzukündigen - entstanden im Briefgespräch mit Siegfried Unseld. Die Handlung setzt 1957 ein und endet mehr als 500 Briefe später in den neunziger Jahren. Im Mittelpunkt steht die spannende Frage, welche Faktoren die Niederschrift eines Manuskriptes verhindern. Die Protagonisten: ein Verleger, der auch in den aussichtslosesten Situationen der Maxime treu bleibt, »seinem« Autor die Voraussetzungen zur literarischen Produktion zu gewährleisten. Und ein Autor, der wie kein anderer das Schreiben eines neuen Buches durch das Verfertigen von Briefen über die nicht vollendeten, weil von den Umständen verhinderten Romane ersetzt.
Die verschiedenen Kapitel des Romans erzählen in überraschenden Wendungen das Epos vom scheiternden Autor: Koeppen kündigt immer wieder den bevorstehenden Abschluß eines Werkes an und nennt sogar ein genaues Datum dafür. Unseld befördert dieses Unterfangen mit seinem ganzen verlegerischen Repertoire. Dann setzt die erste Schreibkrise ein, die unweigerlich im psychischen Zusammenbruch Koeppens und im ökonomischen Desaster mündet.
Die Briefe, in denen Koeppen den aktuellen Roman für undurchführbar erklärt, sind genau die brillante Prosa, auf die Unseld wartet - der Text, in dem der Autor sein Unvermögen erklären will, beweisen dem Verleger das Gegenteil: Koeppen ist ein großer Autor,weswegen er nie an diesem Autor zweifelt.
»Nun zeigen Sie doch der Welt, daß Sie schreiben können. Immer wieder lese ich wirklich großartige Prosa von Ihnen. Warum nicht diese lächerlichen 60 oder 100 oder 200 Seiten? Das ist doch einfach nicht einzusehen.«
Siegfried Unseld an Wolfgang Koeppen
Die verschiedenen Kapitel des Romans erzählen in überraschenden Wendungen das Epos vom scheiternden Autor: Koeppen kündigt immer wieder den bevorstehenden Abschluß eines Werkes an und nennt sogar ein genaues Datum dafür. Unseld befördert dieses Unterfangen mit seinem ganzen verlegerischen Repertoire. Dann setzt die erste Schreibkrise ein, die unweigerlich im psychischen Zusammenbruch Koeppens und im ökonomischen Desaster mündet.
Die Briefe, in denen Koeppen den aktuellen Roman für undurchführbar erklärt, sind genau die brillante Prosa, auf die Unseld wartet - der Text, in dem der Autor sein Unvermögen erklären will, beweisen dem Verleger das Gegenteil: Koeppen ist ein großer Autor,weswegen er nie an diesem Autor zweifelt.
»Nun zeigen Sie doch der Welt, daß Sie schreiben können. Immer wieder lese ich wirklich großartige Prosa von Ihnen. Warum nicht diese lächerlichen 60 oder 100 oder 200 Seiten? Das ist doch einfach nicht einzusehen.«
Siegfried Unseld an Wolfgang Koeppen
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Der Briefwechsel zwischen dem Verleger Siegfried Unseld und seinem Autor und Freund Wolfgang Koeppen ist die "atemberaubende Verarbeitung einer literarischen Fehlanzeige", meint Harry Nutt. Denn die Korrespondenz dreht sich vor allem um einen angekündigten neuen Roman von Koeppen, der aber in der fast 40 Jahre währenden Bekanntschaft der Briefpartner nicht geschrieben wird, erklärt der Rezensent, der dafür die Alkohol- und Tablettensucht von Koeppens Ehefrau und die sich vertiefenden Depressionen des Autors verantwortlich sieht. Die Briefe geben damit nicht nur "Einblicke" in die mühsamen Versuche Unselds, Koeppen zum Fertigstellen des Romans zu bewegen, sondern sie sind auch Dokument einer "Kommunikation mit psychopathologischen Zügen", meint Nutt. Dabei berührt ihn besonders, dass Unseld trotz der Einblicke, die er in die Schwierigkeiten Koeppens erhält, nie seinen "vorsichtigen" und respektvollen Umgang aufgibt. Die Korrespondenz kann als Zeugnis für ein wichtiges "Kapitel bundesdeutscher Literaturgeschichte" gelten und beleuchtet zudem den Verlegeralltag, meint der Rezensent. Vor allem aber ist der Band selbst ein "bestürzender wie eindrucksvoller Briefroman", resümiert Nutt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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