Das Tier ist das Andere, das Gegenüber, der Begleiter, die Beute, das Bildmotiv. Tiere sind nicht nur Objekte wissenschaftlichen Interesses, sondern sie sind auch Kulturwesen und Partner in künstlerischen Prozessen. In den jüngsten wissenschaftlichen Entwicklungen zeichnet sich eine neue Positionierung zum Tier ab. Mit den "Animal Studies" etabliert sich eine Perspektive auf Tiere als Kulturwesen, wie sie dem geisteswissenschaftlichen Blick bislang fremd war. Die Publikation stellt das Tier u. a. als Kommunikationspartner, aber immer als Subjekt dar. Die Autoren beschäftigen sich z. B. mit einem bestimmten und einzigartigen Tier, wie Laika, dem Weltraumhund oder Bobby, dem Gorilla - jetzt präpariert ausgestellt im Naturhistorischen Museum Berlin. Aber auch namenlose Laborratten oder tierische Protagonisten der Weltliteratur, wie beispielsweise Thomas Manns Hund Bauschan, finden ihren Platz. Zudem gibt es tierische Beiträge mit kultureller Relevanz - Tauben fotografieren Landschaft mit einem speziellen Apparat. Die im Buch versammelten Beiträge bilden so eine Synthese aus Wissenschaft und künstlerischen Positionen. International renommierte Autoren der Animal Studies, wie Jonathan Burt, Akira Lippit oder Ken Shapiro, national ausgewiesene Experten, wie Heike Baranzke oder Hans Werner Ingensiep, sowie bekannte Künstler, wie Filip van Dingenen, Oscar Heym, Annie Dunning und Julia Schlosser, steuern neue Sichtweisen und Forschungsergebnisse zu der Publikation bei.
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Frankfurter Allgemeine ZeitungDas Tier bin ich
Montaigne war sich bekanntlich nicht sicher, ob er mit seiner Katze oder nicht vielmehr die Katze mit ihm spiele. Die beiden waren sich also nähergekommen, hatten eine "speziesübergreifende Beziehung" aufgebaut. Solche Beziehungen sind nicht weiter verwunderlich: Schließlich kann man sich unsere Entwicklungsgeschichte ohne Haus- und Nutztiere gar nicht vorstellen. Einigen solcher Beziehungen spürt der vorliegende Sammelband nach. Wobei nicht anonyme Vertreter ihrer Art in den Blick kommen, sondern vor allem individualisierte Tiere. Der kluge Hans zum Beispiel, das vermeintlich rechnende Pferd, oder Bodacious, ein außergewöhnlicher Rodeobulle. Übergänge auf das Terrain der Kunst werden dabei öfter geprobt, zu fiktiven Tieren oder realen, die ihr Nachleben in Kunstwerken führen. Und auch einige künstlerische Beiträge, naturgemäß von sehr unterschiedlichem Charakter, kommen hinzu. Insgesamt ergibt das ein weites Spektrum, an dem man sich mit den neueren "Animal Studies" bekannt machen kann. Je näher uns die Selbstauslegung als Naturwesen gebracht wird, umso größere Aufmerksamkeit gilt der Durchlässigkeit der Grenzziehungen zum Tierreich. Das Spiel der Selbstbetrachtung im Tier hat an Reiz nur gewonnen. (Jessica Ullrich, Friedrich Weltzien, Heike Fuhlbrügge [Hrsg.]: "Ich, das Tier". Tiere als Persönlichkeiten in der Kulturgeschichte. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 2008. 319 S., 184 Farb- u. S/W-Abb., br., 29,90 [Euro].) hmay
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Montaigne war sich bekanntlich nicht sicher, ob er mit seiner Katze oder nicht vielmehr die Katze mit ihm spiele. Die beiden waren sich also nähergekommen, hatten eine "speziesübergreifende Beziehung" aufgebaut. Solche Beziehungen sind nicht weiter verwunderlich: Schließlich kann man sich unsere Entwicklungsgeschichte ohne Haus- und Nutztiere gar nicht vorstellen. Einigen solcher Beziehungen spürt der vorliegende Sammelband nach. Wobei nicht anonyme Vertreter ihrer Art in den Blick kommen, sondern vor allem individualisierte Tiere. Der kluge Hans zum Beispiel, das vermeintlich rechnende Pferd, oder Bodacious, ein außergewöhnlicher Rodeobulle. Übergänge auf das Terrain der Kunst werden dabei öfter geprobt, zu fiktiven Tieren oder realen, die ihr Nachleben in Kunstwerken führen. Und auch einige künstlerische Beiträge, naturgemäß von sehr unterschiedlichem Charakter, kommen hinzu. Insgesamt ergibt das ein weites Spektrum, an dem man sich mit den neueren "Animal Studies" bekannt machen kann. Je näher uns die Selbstauslegung als Naturwesen gebracht wird, umso größere Aufmerksamkeit gilt der Durchlässigkeit der Grenzziehungen zum Tierreich. Das Spiel der Selbstbetrachtung im Tier hat an Reiz nur gewonnen. (Jessica Ullrich, Friedrich Weltzien, Heike Fuhlbrügge [Hrsg.]: "Ich, das Tier". Tiere als Persönlichkeiten in der Kulturgeschichte. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 2008. 319 S., 184 Farb- u. S/W-Abb., br., 29,90 [Euro].) hmay
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Cord Riechelmann bespricht zwei Bücher in einer Doppelkritik, deren gemeinsamer Nenner darin zu bestehen scheint, dass darin Tiere mit Namen vorkommen. Der Sammelband "Ich, das Tier" rühmt der Rezensent als "wichtigste" Neuerscheinung zum Verhältnis von Mensch und Tier des vergangenen Herbstes und sieht darin nicht zuletzt gelungen in das Feld der "Animal Studies" eingeführt. "Animal Studies" untersuchen Tiere als Subjekte, erklärt der Rezensent, der sich von Akira Mizuta Lippit schon mal gut mit der Thematik und ihren Begrifflichkeiten vertraut gemacht sieht. Begeistert aber hat ihn offensichtlich der Text von Amy Nelson über Laika, den Hund, der 1957 mit Sputnik 2 um die Erde geschickt wurde. Die Autorin sieht in Laika einen "Vermittler" zwischen "Menschen- und Hundeidentität", wie der faszinierte Riechelmann verrät.
© Perlentaucher Medien GmbH
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