Macht in Frauenhand.Eleonore von Aquitanien hatte ein Leben, das für viele Romane, Theaterstücke und Legenden als Grundlage diente: Sie war fünfzehn Jahre alt, als sie den König von Frankreich heiratete. Sie nahm mit ihm am 2. Kreuzzug teil, kam zurück, trennte sich von ihrem Mann und heiratete kurze Zeit später im Alter von dreißig Jahren den zehn Jahre jüngeren zukünftigen König von England: Heinrich II. Plantagenet. Was für ein Leben. 1122: Vor genau 900 Jahren wurde sie in Poitiers geboren.1066 hatte der normannische Herzog Wilhelm England erobert und sich zum König ausgerufen. In der Folge stellten die mit ihm in das Land gekommenen Adeligen die neue Aristokratie auf der Insel. Sie blieben der französischen Herkunft noch lange kulturell und in ihrem Selbstverständnis eng verbunden, Englisch setzte sich erst ab etwa 1250 nach und nach in der herrschenden Schicht durch. Politisch nahmen die englischen Könige eine Doppelrolle ein. Während sie einerseits in England herrschten und damit dem französischen König gleichgestellt waren, blieben sie zugleich wohlhabende Herzöge und Grafen in Frankreich. Auf dem Höhepunkt ihrer territorialen Ausdehnung beherrschten sie neben England die französischen Herzogtümer Normandie, Aquitanien, Gascogne und Bretagne sowie die Grafschaften Anjou, Maine und Touraine. Der englische König war damit zugleich größter Grundbesitzer in Frankreich. Das musste in der Folgezeit zu heftigen Spannungen und kriegerischen Auseinandersetzungen führen. Eleonore von Aquitanien aus dem Haus Poitiers war Herzogin von Aquitanien, dem größten und reichsten Herzogtum auf französischem Boden, durch Heirat erst Königin von Frankreich, dann Königin von England und eine der einflussreichsten, ungewöhnlichsten und umstrittensten Frauen des Mittelalters. Ihre beiden bedeutendsten Söhne waren Richard I. Löwenherz, König von England und dessen Bruder und Nachfolger König Johann von England (Prinz John Ohneland).