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Produktdetails
  • Verlag: HERBIG
  • ISBN-13: 9783776622300
  • ISBN-10: 377662230X
  • Artikelnr.: 09875517
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.12.2001

Emilie und Oskar

SCHINDLER. Im Jahre 1993, anläßlich der Dreharbeiten für den Film "Schindlers Liste", lud der amerikanische Regisseur Steven Spielberg einige Personen, die ihr Überleben dem couragierten deutschen Unternehmer Oskar Schindler verdankten, nach Jerusalem ein. Für die Schlußszenen seines Filmes benötigte Spielberg Gesichter der vor dem Holocaust geretteten Juden. Zu den "Geretteten" zählte er irrtümlich auch Emilie Schindler, Oskar Schindlers Frau, die seit den fünfziger Jahren verarmt und vereinsamt in Argentinien lebte. "Es war klar, daß er über meine wahre Identität und meine Leistung an der Seite meines Mannes, des ,Hauptdarstellers', gar nicht informiert war", bemerkt Emilie Schindler in ihren jüngst erschienenen Erinnerungen. So korrigiert sie unter anderem die Darstellung, wonach sie zur Rettung der Juden nichts beigetragen habe und nur als betrogene Ehefrau präsentiert werde, die nicht einmal mit ihrem Mann zusammengelebt hätte. Wer mehr wissen möchte über Emilie Schindlers Herkunft, ihre leidvollen Erfahrungen in der Ehe mit Oskar Schindler, die Entstehung der berühmten "Liste" und die vertrackte Geschichte des Filmprojekts, dem sei das - trotz einiger Wiederholungen - gut lesbare und lesenswerte Buch empfohlen. Es bildet die notwendige Ergänzung zu den persönlichen Aufzeichnungen Oskar Schindlers, die im Jahre 2000 publiziert wurden (siehe F.A.Z. vom 30. April 2001). Der Herausgeberin Erika Rosenberg, Journalistin in Argentinien, ist es zu danken, daß die uneigennützigen Verdienste einer mutigen und jahrzehntelang fast völlig vergessenen Frau aus dem Schatten ihres Mannes ganz unprätentiös hervortreten. Emilie Schindlers Erinnerungen werfen ein neues, komplementäres Licht auf "Schindlers Liste", durch die über 1300 jüdische Zwangsarbeiter vor ihrer Deportation in die Vernichtungslager bewahrt worden sind. Am 5. Oktober 2001 ist Emilie Schindler im Alter von 93 Jahren in Strausberg bei Berlin verstorben. (Erika Rosenberg : Ich, Emilie Schindler. Erinnerungen einer Unbeugsamen. F.A. Herbig Verlagsbuchhandlung, München 2001. 72 Abbildungen, 229 Seiten, 34,90 Mark.)

HANS-JÜRGEN DÖSCHER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Der Band, herausgegeben von der in Argentinien lebenden Journalistin Erika Rosenberg, revidiere das Bild von Emilie Schindler, das Steven Spielberg in seinem Film "Schindlers Liste" von der Ehefrau Oskar Schindlers zeichnete, meint Rezensent Hans-Jürgen Döscher. In dem seiner Meinung nach überaus lesenswerten Buch erfahre der Leser mehr über ihre Herkunft, ihre Erfahrungen in der Ehe mit Oskar Schindler, einiges mehr auch über die Entstehung der "Liste", so Döscher. Eine empfehlenswerte Ergänzung zu Oskar Schindlers persönlichen Erinnerungen und zu Spielbergs Film, findet der Rezensent. Die Erinnerungen der kürzlich verstorbenen Emilie Schindler lassen den Leser die historischen Geschehnisse und auch Spielbergs Film aus einer anderen Perspektive betrachten.

© Perlentaucher Medien GmbH