Elias Canetti bezeichnete sich selbst gelegentlich als schlechten Briefschreiber. Dessen ungeachtet ergibt der Schatz seiner Briefzeugnisse einen einmaligen Lebensroman. Knapp sechshundert Briefe an Freunde und Gefährten, Kritiker, Leser und Kollegen wie Theodor W. Adorno, Thomas Bernhard, Erich Fried, Marcel Reich-Ranicki oder Hilde Spiel führen durch ein einzigartiges Jahrhundertleben. Sie dokumentieren den Weg, den Canetti zurücklegte: vom Bohemien der literarischen Avantgarde über den Emigranten ohne sprachliche Heimat und den einzelgängerischen Philosophen bis zum erfolgreichen Autor und Nobelpreisträger. Zugleich erweist sich Canetti in seinen Briefen als Chronist des deutschsprachigen Literaturbetriebs, in dessen Mittelpunkt er nie stand - und auf den er vielleicht gerade deshalb so erhellende Schlaglichter werfen kann.
Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Richard Kämmerlings lernt einen nicht eben sympathischen "monologisch veranlagten" Elias Canetti kennen in diesen von Sven Hanuschek herausgegebenen Briefen des Autors. Eine Handvoll Briefe aus den 30er Jahren und vor allem die nach nach 1960 entstandene Korrespondenz zeigt Kämmerlings die eher offizielle Seite Canettis, den Strippenzieher und Organisator der eigenen Karriere, aber auch den bösartigen Kollegen. Und noch etwas lernt Kämmerlings hier: dass Canettis Äußerungen, vor allem die Wehleidsbekundungen nicht selten fiktiv sind. Die Erschütterung des Rezensenten beim Lesen echter Trauerzeugnisse aus der Hand des Autors verringert das allerdings nicht. Der Leser komme Canetti hier in jedem Fall näher als über dessen Selbstcharakterisierungen, meint er.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"Von der Lektüre dieser Briefe darf viel erwartet werden." Thomas Macho, Süddeutsche Zeitung, 02.01.2019
"Diese Briefe machen noch einmal nachvollziehbar, wie Elias Canetti nicht etwa seinen Zweifeln, sondern seiner zerstörerischen Zweifellosigkeit ein Jahrhundertwerk abgetrotzt hat." Richard Kämmerlings, Die Welt, 22.09.18
"Diese Briefe machen noch einmal nachvollziehbar, wie Elias Canetti nicht etwa seinen Zweifeln, sondern seiner zerstörerischen Zweifellosigkeit ein Jahrhundertwerk abgetrotzt hat." Richard Kämmerlings, Die Welt, 22.09.18