In ihrem kurzen Leben schuf Sibylla Schwarz ein erstaunlich reiches und reifes poetisches Werk, das bis heute fasziniert. Mit 13 Jahren trat sie erstmals als Dichterin in die Offentlichkeit, schrieb Verse zu Geburtstagen, Hochzeiten und Todesfallen, dichtete frei nach Ovids Metamorphosen ihre Version der Daphne, erzahlte in der Schaferdichtung Faunus von der Blodigkeit zweier Liebender, machte aus dem vaterlichen Landgut Fretow ihren Helikon und gestaltete dessen Zerstorung durch schwedische Truppen als mythologisches Trauerspiel.All diese Texte zeigen, wie sehr Schwarz die Literaturtradition beherrschte - und immer wieder überschritt. Bemerkenswert sind ihre Liebessonette, in denen sie das tradierte Gender-Paradigma um eine weibliche homoerotische Lesart er- weitert. Vom Streit mit der liebsten Freundin oder vom Neid, der ihr das Dichten zu verleiden droht, schreibt sie mit poetischem Witz und findet für diese Zeit ungewohnlich personliche Tone.Im Februar wird in Greifswald der 400. Geburtstag gefeiert der von ihren Zeitgenossen als Wunderding bestaunten Dichterin. Die Veroffentlichung dieser Werkauswahl soll dazu einlaaden, sie in ihrer Einzigartigkeit und in Beziehung zu den europaischen Femmes de lettres ihrer Zeit zu entdecken.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.02.2021Die Begründerin des weiblichen Parnass
Vor vierhundert Jahren wurde die Barockdichterin Sibylla Schwarz geboren
Von Harald Hartung
Sibylla Schwarz, die früh verstorbene barocke Lyrikerin, galt einst als "Pommersche Sappho" und als "Wunder ihrer Zeit". Aber schon der Polyhistor Daniel Georg Morhof, der diese rühmenden Wendungen fand, wunderte sich, dass man die Dichterin "nicht in größer Hochachtung gehalten" habe. Spätere Zeiten taten das umso weniger, und Sibylla Schwarz war lange Zeit fast verschollen. Inzwischen stehen ihre Gedichte wieder in den Anthologien, und der Feminismus hält ihr Andenken hoch. Auch gibt es Autorinnen und Autoren, die sich von der einstigen Kollegin anregen lassen. Kurz: Im Jahr ihres vierhundertsten Geburtstags scheint Sibylla Schwarz ihren Platz in unserem literarischen Bewusstsein zu finden.
Es ist das schmerzliche Paradox, dass Lebenszeit und Lebensleistung der Dichterin so auseinanderklaffen. Morhof sprach vom Widerspruch von "zartem Alter" und "großem Geist". Ein Tod mit siebzehn Jahren ist nicht Vollendung, sondern Abbruch. Fünf Jahre liegen zwischen dem ersten und dem letzten Gedicht. Mit dreizehn, Ende 1633, schrieb Sibylla ihre ersten datierbaren Verse. Die "Fretowische Fröligkeit" rühmt das elterliche Landgut am Greifswalder Bodden, das sie so sehr liebte. Ihr letztes Gedicht schrieb die an Ruhr erkrankte Siebzehnjährige auf ihrem Sterbebett. Es war ein Sonett zur Hochzeit ihrer älteren Schwester Emerentia, und eben an diesem Hochzeitstag starb Sibylla Schwarz. Die Leichenpredigt, die im Greifswalder Dom gehalten wurde, stellt die Schwestern in einen biblischen Kontext: Während die ältere Schwester sich auf Erden verheiratet habe, sei Sibylla den Weg der himmlischen Hochzeit gegangen. Die Predigt erwähnt aber auch, dass die "kluge Jungfrau" schöne Bußpsalmen habe dichten können.
Zwar hatte Sibylla Schwarz gewünscht, ihre Sachen zum Druck zu bringen. Dennoch dauerte es zwölf Jahre, ehe eine erste Ausgabe ihrer Dichtungen erschien - damals immerhin die erste Werkausgabe einer Frau. Der Theologe und Dichter Samuel Gerlach, ihr früherer Hauslehrer, hatte die beiden Bände "Deutsche Poetische Gedichte" herausgegeben. Zwei Kupferstiche waren ihnen vorangestellt, die Jacob Sandrart entworfen hatte. Auf dem ersten findet sich das Porträt der Dichterin, umrahmt von antiken Sibyllenfiguren, und die Umschrift "Die Deutsche Sibylla". Das war 1650, ganze zwei Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges.
Man begreift Sibylla Schwarz kaum, wenn man nicht sieht, dass die "deutsche Sibylla" lebenslang nur Krieg gekannt hat. Als jüngstes von sechs Kindern wurde sie in die Familie des Greifswalder Ratsherrn und Bürgermeisters Christian Schwarz hineingeboren. Ehe der Krieg nach Greifswald kam, hatte Sibylla eine glückliche Kindheit. Dann plünderten Wallensteins Truppen die Stadt, Sibyllas Mutter starb während einer Pestepidemie, und 1631 marschierten die Schweden unter Gustav Adolf ein; sie brannten auch das Gut der Familie nieder. Unter solch extremen Bedingungen erwarb sich Sibylla eine ungewöhnliche Bildung: die Kenntnis des Lateinischen und Holländischen sowie der antiken Mythologie und der deutschen Verskunst und Metrik. Samuel Gerlach, zeitweilig ihr Hauslehrer, machte sie mit dem Werk von Martin Opitz und dessen "Buch von der Deutschen Poeterey" bekannt, und Sibylla Schwarz, die Opitz nie begegnete, erwies sich als seine glänzendste Schülerin.
In ihrem "Gesang wider den Neid" rühmt sie Opitz: "Mein Opitz (dem das Lob gebühret / Dass Teutschlandt, seiner Sprachen Pracht / Und edlen Leier halben führet / Weil er den Anfang hat gemacht)/ Wird billig obenan geschrieben / Bei den'n, die Kunst und Tugend lieben."
Ihr Wunsch "o möchte ich halb so gut nur singen" ging in Erfüllung. Sie brillierte in den Gattungen der Zeit, in Schäferdichtung, Trauerspiel, Liebessonett, Epigramm und pindarischer Ode. In ihnen bewegte man sich zwischen imitatio und aemulatio, Nachahmung und möglicher Überbietung. Sibylla übertraf in beiden Kategorien das zeitgenössische Niveau. Ihre Verse sind gelenkiger und eleganter als die der meisten männlichen Konkurrenten. Sie schrieb nicht bloß die obligaten Alexandriner, sondern auch leichte Drei- und Vierheber; etwa im "Lied auf eine französische Melodey". Sie brachte das Sonett zum Tanzen: "Liebe schont der Götter nicht / Sie kann alles überwinden, / Sie kann alle Herzen binden, / Durch der Augen klares Licht."
Diese Sonette, Höhepunkte ihrer Kunst, gehören in die Nachfolge Petrarcas. Sie entwickeln ihre Dialektik zwischen Liebesglanz und Liebesflucht, Keuschheit und Ehebruch: "Ist Lieben keusch? Wo kommt denn Ehbruch her?" Es ist ein weibliches Ich, das sich an die Geliebte wendet. Wenn es die roten Wangen seiner Cloris besingt oder von der liebsten Galathee verlassen wird, kann es eine rhetorische Übung sein, doch auch Ausdruck persönlichen Erlebens. Im Kontext dieses weiblichen Petrarkismus wird etwa die Freundin Judith Tanck genannt, der Sibylla Schwarz ein Hochzeitsgedicht widmete: "Auf der Liebsten Abschied, im Namen eines Andern". Freilich ist hier von Freundschaft die Rede, weniger von Liebe. Das Gedicht setzt dem Trennungsschmerz die Dauer der Freundschaft entgegen: "Freundschaft muss beisammen sein."
Völlig unmissverständlich sind Sibyllas Bekenntnisse in Sachen Weiblichkeit und Literatur. "Ein Gesang wider den Neid" ist die Proklamation ihres weiblichen Selbstbewusstseins, ihres Rechts auf den Beruf als Dichterin. Sie spricht von ihrer Gewissheit, "dass auch dem weiblichen Geschlecht / der Pindus allzeit frei steht offen". Mehr noch, sie sieht sich in einer Reihe mit Sappho und anderen achtundfünfzig Dichterinnen, die sie zu kennen vorgibt. Kurz, sie entwirft einen weiblichen Parnass. Das ist eine starke Botschaft, sie könnte heute formuliert sein.
Unter diesen Auspizien sind auch die Neuausgaben des Werks von Sibylla Schwarz zu begrüßen. Drei Bände sind gerade erschienen oder im Erscheinen. Jeder auf seine Weise interessant und nützlich. Zunächst eine kritische Gesamtausgabe, "Werke, Briefe, Dokumente", herausgegeben von Michael Gratz, der lange in Greifswald gelehrt hat (Sibylla Schwarz: "Werke, Briefe, Dokumente". Kritische Ausgabe, Band 1. Hrsg. von Michael Gratz. Reinecke & Voß, Leipzig 2021. 269 S., geb., 40,- [Euro]). Er bringt das literarische Werk in der Originalgestalt, buchstaben- und satzgetreu, begleitet von zahlreichen Erläuterungen zu Metrik und Inhalt der Texte. Ein zweiter Band soll in Kürze folgen.
Der Band "Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden", den Gudrun Weiland vom Deutschen Institut der Humboldt-Universität herausgegeben hat, umfasst "ausgewählte Werke" der Sibylla Schwarz. Er ist eine Leseausgabe, versehen mit Erläuterungen und einem Nachwort. Orthographie und Interpunktion der Originale sind dem heutigen Gebrauch angeglichen (Sibylla Schwarz: "Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden". Ausgewählte Werke. Hrsg. und mit einem Nachwort von Gudrun Weiland. Secession Verlag für Literatur, Zürich 2021. 240 S., geb., 20,- [Euro]).
Schließlich sei auf die demnächst erscheinende Neuausgabe der "Deutschen poetischen Gedichte" hingewiesen. Es ist ein Neusatz der Ausgabe von 1650, der durchgehend den Eigenheiten des Erstdrucks folgt - Gerlachs Druckfehlerverzeichnis eingeschlossen. Der Herausgeber Klaus Birnstiel, Juniorprofessor in Greifswald, hat die Ausgabe mit einem informativen Nachwort versehen (Sibylla Schwarz: "Deutsche poetische Gedichte". Nach der Ausgabe von 1650. Hrsg. von Klaus Birnstiel. Wehrhahn Verlag, Hannover 2021. 304 S., br., 20,- [Euro]).
Wie sagt einer der Herausgeber zu seiner Ausgabe? "Da ist sie nun, da habt Ihr sie! Lest! Lest!"
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Vor vierhundert Jahren wurde die Barockdichterin Sibylla Schwarz geboren
Von Harald Hartung
Sibylla Schwarz, die früh verstorbene barocke Lyrikerin, galt einst als "Pommersche Sappho" und als "Wunder ihrer Zeit". Aber schon der Polyhistor Daniel Georg Morhof, der diese rühmenden Wendungen fand, wunderte sich, dass man die Dichterin "nicht in größer Hochachtung gehalten" habe. Spätere Zeiten taten das umso weniger, und Sibylla Schwarz war lange Zeit fast verschollen. Inzwischen stehen ihre Gedichte wieder in den Anthologien, und der Feminismus hält ihr Andenken hoch. Auch gibt es Autorinnen und Autoren, die sich von der einstigen Kollegin anregen lassen. Kurz: Im Jahr ihres vierhundertsten Geburtstags scheint Sibylla Schwarz ihren Platz in unserem literarischen Bewusstsein zu finden.
Es ist das schmerzliche Paradox, dass Lebenszeit und Lebensleistung der Dichterin so auseinanderklaffen. Morhof sprach vom Widerspruch von "zartem Alter" und "großem Geist". Ein Tod mit siebzehn Jahren ist nicht Vollendung, sondern Abbruch. Fünf Jahre liegen zwischen dem ersten und dem letzten Gedicht. Mit dreizehn, Ende 1633, schrieb Sibylla ihre ersten datierbaren Verse. Die "Fretowische Fröligkeit" rühmt das elterliche Landgut am Greifswalder Bodden, das sie so sehr liebte. Ihr letztes Gedicht schrieb die an Ruhr erkrankte Siebzehnjährige auf ihrem Sterbebett. Es war ein Sonett zur Hochzeit ihrer älteren Schwester Emerentia, und eben an diesem Hochzeitstag starb Sibylla Schwarz. Die Leichenpredigt, die im Greifswalder Dom gehalten wurde, stellt die Schwestern in einen biblischen Kontext: Während die ältere Schwester sich auf Erden verheiratet habe, sei Sibylla den Weg der himmlischen Hochzeit gegangen. Die Predigt erwähnt aber auch, dass die "kluge Jungfrau" schöne Bußpsalmen habe dichten können.
Zwar hatte Sibylla Schwarz gewünscht, ihre Sachen zum Druck zu bringen. Dennoch dauerte es zwölf Jahre, ehe eine erste Ausgabe ihrer Dichtungen erschien - damals immerhin die erste Werkausgabe einer Frau. Der Theologe und Dichter Samuel Gerlach, ihr früherer Hauslehrer, hatte die beiden Bände "Deutsche Poetische Gedichte" herausgegeben. Zwei Kupferstiche waren ihnen vorangestellt, die Jacob Sandrart entworfen hatte. Auf dem ersten findet sich das Porträt der Dichterin, umrahmt von antiken Sibyllenfiguren, und die Umschrift "Die Deutsche Sibylla". Das war 1650, ganze zwei Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges.
Man begreift Sibylla Schwarz kaum, wenn man nicht sieht, dass die "deutsche Sibylla" lebenslang nur Krieg gekannt hat. Als jüngstes von sechs Kindern wurde sie in die Familie des Greifswalder Ratsherrn und Bürgermeisters Christian Schwarz hineingeboren. Ehe der Krieg nach Greifswald kam, hatte Sibylla eine glückliche Kindheit. Dann plünderten Wallensteins Truppen die Stadt, Sibyllas Mutter starb während einer Pestepidemie, und 1631 marschierten die Schweden unter Gustav Adolf ein; sie brannten auch das Gut der Familie nieder. Unter solch extremen Bedingungen erwarb sich Sibylla eine ungewöhnliche Bildung: die Kenntnis des Lateinischen und Holländischen sowie der antiken Mythologie und der deutschen Verskunst und Metrik. Samuel Gerlach, zeitweilig ihr Hauslehrer, machte sie mit dem Werk von Martin Opitz und dessen "Buch von der Deutschen Poeterey" bekannt, und Sibylla Schwarz, die Opitz nie begegnete, erwies sich als seine glänzendste Schülerin.
In ihrem "Gesang wider den Neid" rühmt sie Opitz: "Mein Opitz (dem das Lob gebühret / Dass Teutschlandt, seiner Sprachen Pracht / Und edlen Leier halben führet / Weil er den Anfang hat gemacht)/ Wird billig obenan geschrieben / Bei den'n, die Kunst und Tugend lieben."
Ihr Wunsch "o möchte ich halb so gut nur singen" ging in Erfüllung. Sie brillierte in den Gattungen der Zeit, in Schäferdichtung, Trauerspiel, Liebessonett, Epigramm und pindarischer Ode. In ihnen bewegte man sich zwischen imitatio und aemulatio, Nachahmung und möglicher Überbietung. Sibylla übertraf in beiden Kategorien das zeitgenössische Niveau. Ihre Verse sind gelenkiger und eleganter als die der meisten männlichen Konkurrenten. Sie schrieb nicht bloß die obligaten Alexandriner, sondern auch leichte Drei- und Vierheber; etwa im "Lied auf eine französische Melodey". Sie brachte das Sonett zum Tanzen: "Liebe schont der Götter nicht / Sie kann alles überwinden, / Sie kann alle Herzen binden, / Durch der Augen klares Licht."
Diese Sonette, Höhepunkte ihrer Kunst, gehören in die Nachfolge Petrarcas. Sie entwickeln ihre Dialektik zwischen Liebesglanz und Liebesflucht, Keuschheit und Ehebruch: "Ist Lieben keusch? Wo kommt denn Ehbruch her?" Es ist ein weibliches Ich, das sich an die Geliebte wendet. Wenn es die roten Wangen seiner Cloris besingt oder von der liebsten Galathee verlassen wird, kann es eine rhetorische Übung sein, doch auch Ausdruck persönlichen Erlebens. Im Kontext dieses weiblichen Petrarkismus wird etwa die Freundin Judith Tanck genannt, der Sibylla Schwarz ein Hochzeitsgedicht widmete: "Auf der Liebsten Abschied, im Namen eines Andern". Freilich ist hier von Freundschaft die Rede, weniger von Liebe. Das Gedicht setzt dem Trennungsschmerz die Dauer der Freundschaft entgegen: "Freundschaft muss beisammen sein."
Völlig unmissverständlich sind Sibyllas Bekenntnisse in Sachen Weiblichkeit und Literatur. "Ein Gesang wider den Neid" ist die Proklamation ihres weiblichen Selbstbewusstseins, ihres Rechts auf den Beruf als Dichterin. Sie spricht von ihrer Gewissheit, "dass auch dem weiblichen Geschlecht / der Pindus allzeit frei steht offen". Mehr noch, sie sieht sich in einer Reihe mit Sappho und anderen achtundfünfzig Dichterinnen, die sie zu kennen vorgibt. Kurz, sie entwirft einen weiblichen Parnass. Das ist eine starke Botschaft, sie könnte heute formuliert sein.
Unter diesen Auspizien sind auch die Neuausgaben des Werks von Sibylla Schwarz zu begrüßen. Drei Bände sind gerade erschienen oder im Erscheinen. Jeder auf seine Weise interessant und nützlich. Zunächst eine kritische Gesamtausgabe, "Werke, Briefe, Dokumente", herausgegeben von Michael Gratz, der lange in Greifswald gelehrt hat (Sibylla Schwarz: "Werke, Briefe, Dokumente". Kritische Ausgabe, Band 1. Hrsg. von Michael Gratz. Reinecke & Voß, Leipzig 2021. 269 S., geb., 40,- [Euro]). Er bringt das literarische Werk in der Originalgestalt, buchstaben- und satzgetreu, begleitet von zahlreichen Erläuterungen zu Metrik und Inhalt der Texte. Ein zweiter Band soll in Kürze folgen.
Der Band "Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden", den Gudrun Weiland vom Deutschen Institut der Humboldt-Universität herausgegeben hat, umfasst "ausgewählte Werke" der Sibylla Schwarz. Er ist eine Leseausgabe, versehen mit Erläuterungen und einem Nachwort. Orthographie und Interpunktion der Originale sind dem heutigen Gebrauch angeglichen (Sibylla Schwarz: "Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden". Ausgewählte Werke. Hrsg. und mit einem Nachwort von Gudrun Weiland. Secession Verlag für Literatur, Zürich 2021. 240 S., geb., 20,- [Euro]).
Schließlich sei auf die demnächst erscheinende Neuausgabe der "Deutschen poetischen Gedichte" hingewiesen. Es ist ein Neusatz der Ausgabe von 1650, der durchgehend den Eigenheiten des Erstdrucks folgt - Gerlachs Druckfehlerverzeichnis eingeschlossen. Der Herausgeber Klaus Birnstiel, Juniorprofessor in Greifswald, hat die Ausgabe mit einem informativen Nachwort versehen (Sibylla Schwarz: "Deutsche poetische Gedichte". Nach der Ausgabe von 1650. Hrsg. von Klaus Birnstiel. Wehrhahn Verlag, Hannover 2021. 304 S., br., 20,- [Euro]).
Wie sagt einer der Herausgeber zu seiner Ausgabe? "Da ist sie nun, da habt Ihr sie! Lest! Lest!"
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Fasziniert liest Hans von Trotha die Gedichte der früh verstorbenen Tochter des Bürgermeisters von Greifswald aus dem 17. Jahrhundert. Man nannte sie, bevor sie ganz vergessen wurde, die "pommersche Sappho" - denn tatsächlich sei das Liebesgegenüber in ihren Gedichten eine Frau, teilt er uns mit. Sie schrieb über Freundschaft und Neid mit "erstaunlichem Selbstbewusstsein" und scheint dem Kritiker in jedem Fall die umfangreiche publizistische Wiederentdeckung wert, die im Moment geschieht. Ihren schriftstellerischen Rang schätzt er ebenso so hoch ein wie den Falladas und Koeppens, die ebenfalls aus Greifswald stammten.
© Perlentaucher Medien GmbH
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