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Er ist ein Unikat in einer Welt, in der sich jeder durch Originalität abheben will. Er ist als Einziger erwachsen in einer Welt mit kindischen Spielregeln. Und der Einzige, der sich noch nach etwas sehnt und auch dafür kämpft: der Schüler James Weinbach. Ich gegen Osborne der neue Roman von Joey Goebel, mit dem er der amerikanischen Partygesellschaft den Stecker zieht!

Produktbeschreibung
Er ist ein Unikat in einer Welt, in der sich jeder durch Originalität abheben will. Er ist als Einziger erwachsen in einer Welt mit kindischen Spielregeln. Und der Einzige, der sich noch nach etwas sehnt und auch dafür kämpft: der Schüler James Weinbach. Ich gegen Osborne der neue Roman von Joey Goebel, mit dem er der amerikanischen Partygesellschaft den Stecker zieht!
Autorenporträt
Joey Goebel, geb. 1980 in Henderson, Kentucky, schrieb mit fünf Jahren seine erste Story, erträumte sich jedoch bald ein Leben als Punkrocker. Als Leadsänger mit seiner Band 'The Mullets' tourte er dann tatsächlich fünf Jahre lang durch den Mittleren Westen bis nach Los Angeles. Joey Goebel hat einen B.A. in Anglistik vom Brescia College in Owensboro, Kentucky.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Wie schon in "Freaks", "Vincent" und "Heartland" ist Joey Goebels Protagonist in "Ich gegen Osborne" ein junger Außenseiter aus der Provinz, der mit dem Lebenswandel seiner Umwelt nicht zurecht kommt, berichtet Bernd Graff. James ist bemitleidenswert, aber James ist auch ein Arschloch, findet der Rezensent. Die komplette Handlung des vierhundert Seiten starken Buches spielt an einem einzigen Schultag, dem Tag nach dem berüchtigten Spring Break, während dessen James als einziger nicht mit nach Florida gefahren ist, wo seine Mitschüler ihre sexuellen Neigungen erkunden konnten, fasst Graff zusammen. Den Mitschülern fühlt er sich ohnehin überlegen, sie widern ihn sogar an mit ihrer aufdringlichen Sexualität und ihrer intellektuellen Mangelerscheinungen. Nur Chloe ist anders. In Chloe ist James heimlich verliebt, verrät der Rezensent. Aber während der Ferien hat auch sie sich ausprobiert und James startet seinen persönlichen Rachefeldzug, der unter anderem beinhaltet, den Abschlussball zu verhindern. Was dem Jungen an diesem einen Tag alles durch den Kopf schießt, brächte auch ein "Hirn auf Speed" kaum fertig, ist sich Graff sicher.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.04.2013

Wie bitter-süß
das doch schmeckt!
Joey Goebels Roman „Ich gegen Osborne“ handelt von
einem Jungen, der es mit der ganzen Welt aufnimmt
VON BERND GRAFF
Er ist ein bemitleidenswertes Arschloch. Beides: bemitleidenswert und ein Arschloch. Der 17-jährige James Weinbach lebt in Kentucky, besucht in einem Ort mit Namen Vandalia die Osborne-Highschool – und hat gerade die traurigsten „Spring Break“-Ferien hinter sich, die ein Schüler haben kann. Während seine Klassenkameraden am Strand und in den Hotelbetten von Florida ihre Party-Defizite egalisiert und ausgiebigst ihre sexuellen Präferenzen erkundet haben, musste James daheim seinen Vater zu Grabe tragen. Der war ein Demenz-Pflegefall gewesen, Mutter und Sohn hatten ihn betreut.
  James hat in seinem jungen Leben also weniger die Freiheiten des Erwachsenwerdens kennengelernt als vielmehr dessen Pflichten. „Wenn ein Seufzer menschliche Form annehmen könnte, würde er wohl wie ich mit siebzehn aussehen“, beschreibt er sich selber. Und so verachtet er seine Mitschüler, diese ausgelassenen Kind-Erwachsenen, die cool sein wollen, Gesten ihrer Pop-Idole kopieren und sonst auf sexy Blingbling machen. Ach was: verachtet – James hasst seine Mitschüler und ihre sexuellen Freizügigkeiten so sehr, dass er sich „am liebsten selbst in die Hände gekotzt hätte“. Nur eine Schülerin, die hasst er nicht. Sie heißt Chloe.
  James vergöttert sie. Regelmäßige Telefonate und eine freundschaftliche Vertrautheit sind alles, was er bisher bei ihr erreicht hat. Er wolle gar nicht mehr, hat sich der Sozio-Eremit immer vorgegaukelt. Doch an diesem ersten Tag nach Spring Break will James seine Chloe um ein Date bitten. Daraus wird nichts, und auch sonst geht fürchterlich viel in die Hose. Er bringt die gesamte Schule gegen sich auf.
  Tatsächlich behandelt Joey Goebels über 400 Seiten langer Roman – er ist nach „Freaks“ (2003), „Vincent“ (2005), „Heartland“ (2008) der vierte des 1980 geborenen Amerikaners – nur diesen einen Tag nach Spring Break, genauer gesagt, er behandelt sogar nur den Schultag: Um kurz nach drei nachmittags ist die Geschichte erzählt. Gehalten ist sie in Form eines Minutenprotokolls, verfasst aus der Ich-Perspektive des lebensbangen Verächters James. Das gelingt nicht ganz kongruent. Denn das, was der junge Mann an diesem Tag alles denkt, anstellt und ihm daraufhin widerfährt, passt nicht einmal in die Minuten des Überfliegerdenkers, der schneller begreift als seine Mitschüler, die offenbar nur darüber brüten können, „was sie in der nächsten halben Stunde mit ihren Samensträngen anfangen sollen.“
  Joey Goebel ist selber in Kentucky groß geworden. Alle seine Romane handeln von jungen Außenseitern in der Provinz, die mit ihrer Freiheit, dem Druck der Anpassung und dem, was man landläufig „Way Of Life“ nennt, nicht zurechtkommen. Ihre Abwehr zeigt sich in Weltekel und einer für sich reklamierten Erhabenheit, die das alles nicht nötig hat.
  James Weinbach etwa hält sich für jemanden, der „die Welt beherrschen kann, weil er der einzige Mann auf dem Planeten ist, der sich nichts aus Sex macht.“ Das ist natürlich Blödsinn. Schon eine Minute nach dieser Selbstbeschreibung bleibt James’ Blick am BH einer Mitschülerin hängen, „einer munteren Blondine“, die es offenbar „nicht schafft, lange in der Vertikalen zu bleiben.“
  Goebel hat einen Universitätsabschluss als Master of Fine Arts in „Creative Writing“. Das merkt man seinem Stil an. Der Roman ist eher ein Assoziationsfeuerwerk, das von einem Hirn auf Speed gezündet worden sein muss. Einerseits sardonisch und boshaft, in der Wortwahl nicht gerade zimperlich, dabei aber sehr genau in der psychologischen Beobachtung. Sein Held muss in einer der Schulstunden, die übrigens alle ohne erkennbare Führung durch das Lehrpersonal und nahezu ohne jeden Lernstoff irgendwie rumgebracht werden, einen Schnellschreib-Aufsatz verfassen. Darin entfacht James auf dreieinhalb Seiten einen tollwütigen Gedankensturm, der alle seine Gefühle und Ängste beinhaltet: Hass, Einsamkeit, Verlorenheit und brennendes Verlangen nach Chloe. „Verfluchte Scheiße. Warum musste sie je ein Wort mit mir wechseln? Haare. Arme. Beine. Brüste. Warum? Ich weiß es nicht. Du wirst sie nie bekommen. Du wirst sie nie berühren. Das werden sie mir büßen. Ich will ihnen weh tun. Ich bin grässlich!“  
  Denn etwas ist anders an diesem ersten Schultag, das merkt James schon, als er Chloe am Schuleingang wiedersieht. Sie ist nicht nur ungewöhnlich kurz angebunden, sie trägt auch neue grellbunte Sneakers, die nicht zu ihrem gewohnten Mauerblümchen-Outfit passen, das James, der selber ausschließlich im Anzug mit Krawatte aufläuft, für einen Ausdruck von Seelenverwandtschaft gehalten hatte.
  Doch Chloe hat die Ferien ausnahmsweise auch in Florida verbracht, und James erfährt noch vor dem ersten Stundengong, dass seine Angebetete sich dort wohl in alle Spielarten der Geschlechtlichkeit hat einführen lassen. Natürlich will er nun vor allem in Erfahrung bringen, was dran ist an dem Gerede von Chloes sexueller Erweckung, die offenbar im Zeitraffer stattgefunden haben muss. Heraus kommt: Ausgerechnet mit dem Ober-Hipster, den James für das „schlimmste Brechmittel“ und für den „König aller Bumser“ hält, ist Chloe nun fest zusammen. Bislang glaubte er, sie teile seine Einschätzung.
  Also schreibt er seiner von der Fahne gegangenen Freundin einen Brief, in dem er aufrichtig seine Gefühle für sie schildert und sie auffordert, sich für ihn oder für den Hipster zu entscheiden. Ihre Antwort fällt, uiuiui!, genau so ehrlich formuliert aus – gegen ihn.
  Nachdem der junge Mann dann auch noch von der Klasse für einen seiner Texte in Grund und Boden kritisiert wird, rächt sich der unduldsame Stil-Fundi auf seine distinguierte Weise. Er schafft es, den Schuldirektor dazu zu bringen, den Abschlussball, das Überfest eines jeden amerikanischen Highschool-Kids, abzusagen. Offener Hass schlägt James daraufhin entgegen, er wird angegriffen, eine Gang will ihn nach der Schule verprügeln. Doch James rückt keinen Millimeter von seiner Position ab, hält verbal dagegen. Intellektuell ist ihm tatsächlich keiner gewachsen.
  Joey Goebel erzählt eine Geschichte von ratlosem Rebellentum gegen alles und jeden, über Verlust und knochentiefe Traurigkeit, über Zurückweisung und das Irrewerden an einer nicht verstehbaren Welt, in der Jugendliche neue und irritierende Eindrücke sammeln und verarbeiten – oft nur für den Augenblick. Im Grunde geht es um die Suche nach Authentizität und einer eigenen Sprache. Der Autor fährt dazu ein Pandämonium an bösartigen Schülern auf, das kaum zu überschauen ist und nur auf dumpfes Unmenschentum reduziert dargestellt erscheint.
  Doch die Ausgestaltung seiner Hauptfiguren verdient Respekt: James ist so blöd nicht, dass er nicht selber am Ende merkt, wie er mit seiner Dandy-Pose und zur Schau gestellten Geistes-Aristokratie nur ein ins andere Extrem gesteigertes Spiegelbild all dessen ist, was er so verachtet, reflektiert zwar, aber nicht weniger gestelzt als die um Coolness bemühten Baggy-Jeans-Träger, denen er jede „Klasse“ abspricht. Und Chloes sehr erwachsene Antwort auf die James-Erpressung: „Ich oder Er“ ist so aufrichtig und entlarvend, dass man der jungen Frau zugestehen muss, wohl tatsächlich die richtige Wahl getroffen zu haben – für ihr Leben oder nur für den Augenblick.
Der Dandy ist nur das andere
Extrem der verachteten Vulgarität
  
  
  
  
Joey Goebel: Ich gegen Osborne. Roman. Aus dem Englischen von Hans M. Herzog. Diogenes Verlag, Zürich 2013. 430 Seiten, 22,90 Euro.
Am Strand und in den Hotels von Florida egalisieren amerikanische Jugendliche ihre Party-Defizite.
FOTO: LAIF
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»Joey Goebel erweist sich als erstaunlich waghalsiger und dabei stilsicherer, konstruktionsstarker und ideenreicher Schriftsteller. Solange sich junge Erzähler finden wie Joey Goebel, ist uns um die Zukunft nicht bange.« Elmar Krekeler / Die Welt Die Welt