Dieser Roman ist das Versöhnungswerk der Autorin mit ihrer eigenen Geschichte. Sie zeichnet darin ein emotional dichtes und zugleich spannendes Familienporträt der Nachkriegszeit und überdies ein bewegendes Bild junger Frauen kurz vor der Emanzipationsbewegung der 70er/80er-Jahre.Nachdem ihre ältere Schwester an Krebs gestorben ist, stellt sich die Erzählerin posthum dem schwierigen Geschwisterverhältnis. Die Schwester hatte als Kind Krieg und Flucht erlebt, sie selbst wurde erst später geboren. So ging von Beginn an ein Riss durch die Familie und die Schatten der erlebten Traumata reichen bis zur Gegenwart, da sie lange verdrängt wurden. Diese Gegenwart sind in Monika Borths Buch jene drei Jahre nach dem Tod der Schwester, in denen sie von Erinnerungen lebt und in deren Sog gerät. Als Kind und junges Mädchen wuchs sie in scheinbar vollkommener Harmonie mit ihrer Schwester heran. Erst im Prozess des Schreibens treten auch Brüche und Trugbilder zutage, die mit der Liebe zugleich Abwehr und Aggression entstehen ließen. In Bildern, Träumen sowie Reflexionen nähert sie sich der Familie neu und erkennt ihren eigenen Weg.