Die rumänische deutschsprachige Dichterin Selma Meerbaum-Eisinger (1924-1942) ist gerade einmal achtzehn Jahre alt geworden. Als verfolgte Jüdin starb sie am Flecktyphus im ukrainischen Arbeitslager Michailowka am Bug. Die junge Lyrikerin hat mit nur 58 Gedichten (darunter sechs Übersetzungen) ein
schmales Werk hinterlassen. Bedenkt man jedoch die Umstände der Entstehung, so ist es doch ein…mehrDie rumänische deutschsprachige Dichterin Selma Meerbaum-Eisinger (1924-1942) ist gerade einmal achtzehn Jahre alt geworden. Als verfolgte Jüdin starb sie am Flecktyphus im ukrainischen Arbeitslager Michailowka am Bug. Die junge Lyrikerin hat mit nur 58 Gedichten (darunter sechs Übersetzungen) ein schmales Werk hinterlassen. Bedenkt man jedoch die Umstände der Entstehung, so ist es doch ein aussagekräftiges Oeuvre, das in Deutschland erst vor dreißig Jahren entdeckt wurde. Mit dem Band „Ich gehe mit der Nacht vereint“ macht der Reclam Verlag eine breite Leserschaft mit diesen Gedichten bekannt. Inzwischen gehört Selma Meerbaum-Eisinger zu den großen Dichtern aus Czernowitz: Wie Paul Celan und Rose Ausländer stammt sie aus dieser multikulturellen, viels-prachigen osteuropäischen, vor allem jüdisch geprägten Gemeinde.
Bereits als Schülerin las Meerbaum-Eisinger Heine und Rilke. Diese Vorbilder findet man auch in ihren Gedichten. Ihre handgeschriebenen Gedichte hatte sie unter dem Titel „Blütenlese“ zu einem Album gebündelt. Zwei von Selmas Freundinnen, die inzwischen in Israel lebten, hatten die Gedichte aufbewahrt. Die Natur- und Liebesgedichte, die zwischen 1939 und 1941 entstanden, sind ihrem ein Jahr älteren Freund Lejser Fichman gewidmet, den sie in der zionistischen Jugendbewegung kennengerlernt hatte. Die Gedichte verraten eine aufgeweckte und lebensfrohe junge Autorin, die mit großer Sensibilität ihre Gefühle und Gedanken in Versen auszudrücken weis. Der Reclam-Band wird durch ein umfangreiches Nachwort von Markus May ergänzt, das sowohl das lyrische Werk von Meerbaum-Eisinger wie auch die Czernowitzer Literaturszene näher beleuchtet.