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1848: Der bayerische König Ludwig I. tritt zurück - wegen einer Tänzerin! Ein Skandal! So wie das ganze Leben der Lola Montez (1821 - 1861) für die bessere Gesellschaft ihrer Zeit ein einziger Skandal war. Der Weg dieser Femme fatale, die in Wirklichkeit Tochter eines britischen Offiziers war und Eliza Gilbert hieß, hätte in ganz bürgerlichen Bahnen verlaufen sollen. Doch sie brach von Jugend an mit allen Konventionen und feierte bald als «spanische Tänzerin» Triumphe in den Metropolen Europas wie nach 1851 in Amerika und Australien. Sie war eine markante Persönlichkeit, ausgestattet mit Stolz…mehr

Produktbeschreibung
1848: Der bayerische König Ludwig I. tritt zurück - wegen einer Tänzerin! Ein Skandal! So wie das ganze Leben der Lola Montez (1821 - 1861) für die bessere Gesellschaft ihrer Zeit ein einziger Skandal war. Der Weg dieser Femme fatale, die in Wirklichkeit Tochter eines britischen Offiziers war und Eliza Gilbert hieß, hätte in ganz bürgerlichen Bahnen verlaufen sollen. Doch sie brach von Jugend an mit allen Konventionen und feierte bald als «spanische Tänzerin» Triumphe in den Metropolen Europas wie nach 1851 in Amerika und Australien. Sie war eine markante Persönlichkeit, ausgestattet mit Stolz und Mut, und brachte unverblümt zum Ausdruck, was sie von ihren männlichen Zeitgenossen hielt: «Wenn Gott die Männer mißt, legt er das Maßband nicht um den Kopf.» Für die Biografie zum 200. Geburtstag dieser unzeitgemäßen Frau standen der Historikerin Marita Krauss erstmals die Tagebücher Ludwigs I. zur Verfügung, die einen ganz neuen Blick auf die Beziehung zwischen König und Tänzerin eröffnen.

Lola Montez hatte viele Gesichter und viele Namen. Die Tochter eines britischen Offiziers, die eigentlich Eliza Gilbert hieß, widersetzte sich bereits früh moralischen Konventionen. Was Männer betraf, so hatte sie ihre eigene, kühne und auf jeden Fall unzeitgemäße Agenda: Mit 16 brannte sie durch, heiratete ihren Liebhaber und zog mit ihm nach Indien, mit 22 tingelte sie als «spanische Tänzerin» durch die Hauptstädte Europas, und mit 25 begann sie ihre Affaire mit König Ludwig I. Als man sie deswegen aus München vertrieb, vermarktete Lola Montez ihre Geschichte am Broadway in New York und in den Outbacks Australiens. Das Schicksal der selbstbewussten Tänzerin, die als Geliebte des Königs zur Gräfin Landsfeld erhoben wurde und sich nie von der Männerwelt einschüchtern ließ, inspirierte Filmemacher und Theaterregisseure. Die Historikerin Marita Krauss hat nun - gestützt auf zahlreiche Quellen, darunter auch bislang unzugängliche Tagebuchaufzeichnungen König Ludwigs I.- den Weg der Lola Montez in all seinen Höhen und Tiefen beschrieben. Entstanden ist eine ebenso seriöse wie unterhaltsame Biografie, die zugleich ein facettenreiches Bild der Geschlechterverhältnisse im 19. Jahrhundert bietet.
Autorenporträt
Marita Krauss lehrt als Professorin für Europäische Regionalgeschichte sowie Bayerische und Schwäbische Landesgeschichte an der Universität Augsburg.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

In höchsten Tönen lobt Julia Bähr diese Lola-Montez-Biografie, die der Kritikerin zufolge schon deshalb heraussticht, weil die Historikerin Marita Krauss im Gegensatz zu ihren VorgängerInnen als erste Zugang zu den Tagebüchern König Ludwigs I. in der Bayerischen Staatsbibliothek erhielt. Die Niederschriften Ludwigs, der vor allem über Lolas wilde Münchner-Zeit bestens Bescheid wusste, da er, so Bähr, eine nahezu "keusche Liebesbeziehung" zu der Tänzerin pflegte, werte Krauss ebenso kritisch aus wie die Memoiren der Montez, lobt die Rezensentin. Auf Grundlage von Zeitungsberichten und Briefen rücke sie das Bild der als Eliza Gilbert geborenen Britin, die sich bald in eine skandalträchtige Kunstfigur als spanische Tänzerin verwandelte, zurecht: Die Autorin kläre etwa auf über Lolas Eitelkeit und die Manipulation, durch die sie Männer und Medien in Schach hielt. Krauss sachlicher Blick auf das Leben der Tänzerin, das von einem englischen Mädchenpensionat nach Russland, München und New York führte, tut dieser so aufregenden wie erstaunlichen Biografie gut, schließt die Kritikerin.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.11.2020

Was reizte den König an der Lügnerin?

Vexierspiel der Identität: Marita Krauss legt eine Biographie der Tänzerin Lola Montez vor. Mit Hilfe neuer Quellen klärt sie manches Missverständnis auf.

Es gibt nicht viele historische Figuren, an denen man mit vergleichbarem Unterhaltungswert die Zeitgeschichte nachvollziehen könnte: Die Tänzerin Lola Montez reiste nicht nur viel und war immer im Zentrum des Geschehens, sondern sie befeuerte es mit ihrem ungezügelten Temperament. Deshalb gibt es auch schon etliche Filme und Bücher über sie. Der Historikerin Marita Krauss ist es jedoch gelungen, Zugang zu Quellen zu erhalten, die andere Lola-Biographen nicht hatten, nämlich die Tagebücher König Ludwigs I. in der Bayerischen Staatsbibliothek. Zuvor durften nur der Ludwig-Biograph Heinz Gollwitzer und Hubert Glaser für die Edition des Briefwechsels des Königs mit seinem Architekten Leo von Klenze sie einsehen.

Mit diesen neuen Quellen klärt Krauss manches historische Missverständnis auf: Wenn einer wirklich über die Ereignisse Bescheid wusste, dann König Ludwig, dessen beinahe keusche Liebesbeziehung zu Lola Montez ihn schließlich die Krone kostete. Seinem verklärten Blick auf sie muss man jedoch nicht folgen, und Krauss liegt nichts ferner, sie stellt stattdessen die richtigen Fragen: "War sie eine der großen Kurtisanen der Weltgeschichte, die man Frauen wie Madame de Pompadour an die Seite stellen sollte? War sie eine freche, eitle, indiskrete und machtgierige Hochstaplerin? War sie ein Opfer der Presse oder eine Meisterin der Selbstvermarktung? Oder war sie eine selbständige und emanzipierte Frau?"

Auf jeden Fall war sie Eliza Gilbert, eine Britin, die sich nach kurzer und unerfreulicher Ehe in eine Kunstfigur verwandelte, die ihr viel mehr entsprach als die der englischen Rose aus dem Mädchenpensionat. Den Spaniern wurde damals Tapferkeit und Ehrgefühl zugeschrieben, Rachsucht, Unversöhnlichkeit, hohe Einschätzung des eigenen Ranges, Temperament und zugleich Kaltblütigkeit. Was hätte für eine Frau mit Eliza Gilberts Persönlichkeitsstruktur nähergelegen als ein Leben als spanische Tänzerin? Zugleich war die Idee des Identitätswechsels so weit hergeholt, dass sie immer wieder mit ihrer Scharade durchkam. Sie selbst war ihre beste Ablenkung: Die meisten Menschen fanden sie entweder so bezaubernd oder so empörend, dass die Frage nach ihrer wahren Identität darüber in den Hintergrund trat. Richard Wagner etwa, der ihr kurz begegnete, als sie mit Franz Liszt assoziiert wurde, zitiert Marita Krauss mit Worten aus seinem Tagebuch: Sie habe unverschämte Augen und sei ein "herzloses dämonisches Wesen". Da war sie erst 23 Jahre alt.

Auf Zeitungsberichte und die Tagebücher sowie Briefe anderer zurückzugreifen erscheint bei einer Persönlichkeit wie Lola Montez besonders wichtig, weil sie selbst mit ihrer Neigung zum Übertreiben und Fabulieren nicht als verlässliche Quelle gelten kann. Krauss geht offen mit dieser Ambivalenz um. Sie zitiert zwar hin und wieder aus ihren Memoiren, weist jedoch darauf hin, dass diese "in weiten Teilen als fiktionaler literarischer Text zu lesen sind". Besonders interessant ist das nicht bei den kleinen Anekdoten, von denen die Hälfte stimmen mag oder auch nicht, sondern bei den großen Abenteuern: War Lola Montez wirklich längere Zeit in Russland? "In ihren Memoiren nimmt die Schilderung ihrer Erlebnisse in St. Petersburg und Moskau 180 Seiten in Anspruch", schreibt Krauss, geht jedoch nicht weiter auf diesen Bericht ein - denn nichts davon ist belegt, es gibt auch keinen Hinweis auf einen oder mehrere Auftritte. Das ist insofern höchst verdächtig, weil Lola Montez immer in den Zeitungen auftauchte, wo sie auch war.

Der für die Tänzerin und Bayern besonders prägenden Zeit in München räumt Krauss viel Platz ein. Man mag kaum glauben, dass es sich nur um anderthalb Jahre handelt, so viele minutiös recherchierte Geschichten haben sich in dieser kurzen Zeit ereignet. Dass Lola Montez in allen Klatschspalten vorkommt, liegt nicht nur an ihrer Beziehung mit dem König: Sie zerreißt gerne Dekrete, pflegt aberwitzige Ambitionen und gießt gerne Öl ins Feuer, indem sie bei Protesten der Bevölkerung gegen ihren Einfluss auf den König selbst auftaucht. Als ihre größten Feinde macht sie schnell die Jesuiten aus, zwei Kabinette fallen in dieser Zeit auseinander. Als Professorin für Europäische Regionalgeschichte sowie Bayerische und Schwäbische Landesgeschichte an der Universität Augsburg kann Marita Krauss hier aus dem Vollen schöpfen: Eine aufregendere Perspektive auf diese Jahre als die über die Schulter von Lola Montez kann es kaum geben.

Zugleich beleuchtet die Biographie aber auch die Verhaltensmuster von Lola gegenüber den Männern, die ihr verfallen. Die Verfasserin hütet sich vor Interpretationen oder Wertungen, doch aus heutiger Sicht würde man die selbsternannte Spanierin wahrscheinlich als emotional missbräuchliche Narzisstin bezeichnen: Sie droht mit Suizid, lügt, ohrfeigt, schmeichelt, bettelt, fordert, unterstellt anderen Betrug und betrügt doch selbst. Ihre Manipulationen gehen auf, auch wenn Ludwig immer wieder wütend auf sie ist, wie seine Tagebucheinträge verraten: "Hab ich auch ferne von ihr keine Ruhe! Ich wiederhohle aber fest halte ich an ihr, ich trenne mich von ihr nicht."Ebenso geht es dem Leser dieser Biographie, denn trotz oder wegen aller Kapriolen und Finten kann man den Blick kaum abwenden vom Lebensweg der Lola Montez, der sie schließlich in eine Goldgräberstadt in Nevada führt und dann, wohin sonst, nach New York. Marita Krauss' nüchterne Herangehensweise ist genau richtig für diese Geschichte, die keinerlei Dramatisierung benötigt, um immer wieder zu verblüffen.

JULIA BÄHR

Marita Krauss:

"Ich habe dem starken

Geschlecht überall den

Fehdehandschuh

hingeworfen". Das Leben der Lola Montez.

C. H. Beck Verlag,

München 2020. 343 S., Abb., geb., 24,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Eine erstaunliche Biographie.« Wolfgang Görl, Süddeutsche Zeitung,