"Ich habe dir immer über alles die Wahrheit gesagt", ist ein Roman, dessen Aussage Suggestion und Machtübernahme aufzeigt. Mich hat sehr erschreckt, wie viel sich Frauen gefallen lassen, da sie sich geliebt und wahrgenommen fühlen, obwohl körperlicher Missbrauch und Misshandlung im Vordergrund
stehen. Was als Spiel beginnt, wirkt irgendwann einfach nur noch widerwärtig und beängstigend. Es ist…mehr"Ich habe dir immer über alles die Wahrheit gesagt", ist ein Roman, dessen Aussage Suggestion und Machtübernahme aufzeigt. Mich hat sehr erschreckt, wie viel sich Frauen gefallen lassen, da sie sich geliebt und wahrgenommen fühlen, obwohl körperlicher Missbrauch und Misshandlung im Vordergrund stehen. Was als Spiel beginnt, wirkt irgendwann einfach nur noch widerwärtig und beängstigend. Es ist erdrückend, aber auch sehr faszinierend, denn Mary verliert sich irgendwann selbst in Phantasien, die sie am Leben halten. "Er" verfolgt, beobachtet, liebt auf seine eigene Art und Weise, bestraft und vergewaltigt. Es ist absolut keine leichte Kost, auch wenn das Cover etwas anderes aussagt. Dieses wirkt eher warm, wobei der Anker eine Bedeutung findet, dadurch, das sich Mary einer anderen Frau öffnet und somit ihrem Schicksal entrinnen kann. Das Ende überzeugt mich auf ganzer Linie, denn nur ein mächtiger Befreiungssschlag kann das Ruder wenden. Manchmal muss man einfach über die Planken gehen, um gerettet zu werden.
Der Roman liest sich relativ schnell und flüssig, da nicht alle Seiten beschrieben sind und dort manchmal nur ein, zwei Sätze zu finden sind. Das was ich las, ging mir durch Mark und Bein, da ich mitgelitten habe und immer die Hoffnung hegte, das Mary es schafft sich zu lösen. Die Gewalt, die sich in diesem Roman befindet, ist nicht immer ausgeschmückt, sondern oftmals nur zwischen den Zeilen zu lesen. Meine eigenen Gedanken spielen hierbei eine große Rolle. Erst zur Mitte des Buches wird es eindeutiger und was aus Einsamkeit und einem geringen Selbstwertgefühl geschuldet ist, wird ein Selbstläufer, denn Mary wird vielleicht zum ersten Mal gesehen und geliebt, wobei Liebe in meinen Augen anders aussehen würde, als die komplette Abhängigkeit eines Menschen, um diesen gefügig zu machen.
Ich vergebe eine Leseempfehlung für Leser_innen mit starken Nerven, denn es kann leicht zu Überforderung kommen für diejenigen, die selbst schon Gewalt und Missbrauch erlebt haben. Daher ist Vorsicht geboten, denn dieser Roman ist definitiv keine leichte Kost, sondern erzähl von einer Liebe, die mit viel Leid verbunden ist. Um sich zu lösen, benötigt man Hilfe, die vielfältig aussehen kann. Die Lösung, die die Autorin findet, kann ich nur bejahen, da es sich um einen Roman handelt und es in diesem Fall ein gutes glaubwürdiges Ende genommen hat.