Anna Swirszyzynskas Gedichte über den Warschauer Aufstand sind außergewöhnlich.Sie hatte das Aufbegehren der Widerstandsbewegung gegen die deutschenBesatzer 1944 hautnah als Sanitäterin miterlebt. In ihren 1974 auf Polnisch erschienenenlyrischen Reflexionen zeigt sie die brüchige menschliche Existenz inmitteneines großen Menschheitsdramas. Mit klarer, sachlicher Sprache zeichnet sie Porträtsgewöhnlicher Menschen, von Männern, Frauen, Kindern und Greisen - »beimBauen der Barrikade«, im Kugelhagel, beim Lieben und beim Sterben.Der Literatur-Nobelpreisträger Czeslaw Milosz schrieb über den Gedichtband seinerLandsfrau: »Sowohl in der polnischen Dichtung als auch in der Weltliteraturnimmt dieser Band einen besonderen Platz ein, als poetische Reportage von einemEreignis, das zu den großen Tragödien des 20. Jahrhunderts gehört.«
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Zu spät, aber immerhin überhaupt erscheinen die Gedichte, die Anna Świrszczyńska über den Warschauer Aufstand 1944 geschrieben hat, nun auch auf Deutsch, freut sich Rezensent Oliver Jungen. Świrszczyńska war, so Jungen, während des Aufstands als Sanitäterin tätig, drei Jahrzehnte später schrieb sie diese glasklaren, eindringlichen Verse. Klar benennt sie Opfer und Täter, beschreibt Jungen, an Heldenlyrik hat die Dichterin jedoch kein Interesse, vielmehr geht es hier, stets in dunkler Tonlage, um Schmerz und vor allem Tod. Antikriegsgedichte, wie sie intensiver kaum sein könnten, sind das laut Jungen, der auf einige Formulierungen näher eingeht und auch Oliver Loews Übersetzung lobend hervorhebt. Genau richtig ist in den Augen des Rezensenten zudem die Entscheidung des Verlags, die Gedichte zweisprachig zu präsentieren und ihnen Fotografien des Warschauer Aufstands beizufügen, die Eugeniusz Lokajski geschossen hatte. Insbesondere für deutsche Leser ist die Lektüre dieses Bandes schlicht Pflicht, meint Jungen abschließend.
© Perlentaucher Medien GmbH
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