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Produktdetails
  • BVT Bd.29
  • Verlag: Berlin Verlag Taschenbuch
  • Seitenzahl: 352
  • Deutsch
  • Abmessung: 190mm
  • Gewicht: 231g
  • ISBN-13: 9783833300295
  • ISBN-10: 3833300299
  • Artikelnr.: 12045825
Autorenporträt
Helga Hirsch ist promovierte Germanistin und arbeitet seit 1985 als freie Journalistin, unter anderem für den Westdeutschen Rundfunk und die Frankfurter Allgemeine Zeitung. 1988 bis 1994 war sie Korrespondentin der Wochenzeitung DIE ZEIT in Warschau. Lebensgeschichten von Menschen, die zwischen Kulturen, Systemen und Nationalitäten stehen, gilt ihr besonderes Interesse.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.04.2002

Schritte auf
polnischem Boden
Über das schwierige Nebeneinander
von Deutschen, Polen und Juden
HELGA HIRSCH: Ich habe keine Schuhe nicht. Geschichten von Menschen zwischen Oder und Weichsel, Hoffmann und Campe, Hamburg 2002. 207 Seiten, 17,90 Euro.
Auf den ersten Blick handelt es sich um ein Buch über Deutsche, Polen und Juden, über deren Nebeneinander und Gegeneinander vor, in und nach dem Zweiten Weltkrieg. Auf den zweiten Blick aber zeigt sich, dass diese drei Etiketten zu simpel sind, um die Vielschichtigkeit der Schicksale zu erfassen.
Denn die Menschen, deren Lebensweg die langjährige Polen- Korrespondentin Helga Hirsch nachzeichnet, haben fast alle einen hohen Preis für ihr Leben und Überleben gezahlt: Da gibt es den Volksdeutschen, der den polnischen Widerstand unterstützt, eine jüdische Familie versteckt, dafür von der Gestapo verhaftet und gefoltert wird, nach dem Krieg aber in ein polnisches Arbeitslager kommt. Ein polnischer Priester entdeckt, dass er ein jüdisches Kind war, das eine katholische Familie vor den Deutschen versteckt hat. Ein deutsches Mädchen wird nach dem Krieg in einem polnischen Lager von dem Aufseher erst gequält, dann heiratet sie ihn, um ihr Leiden zu beenden. Ein polnischer Parteifunktionär wird zum Anwalt der unterdrückten deutschen Minderheit.
Die Erkenntnis ist simpel: Es gibt keine guten oder schlechten Völker, sondern nur gutes oder schlechtes Handeln von einzelnen Menschen. Helga Hirsch wendet sich also mit diesem Buch gegen die Schwarz-Weiß-Raster, die nach wie vor gerade deutsch-polnische sowie polnisch-jüdische Debatten dominieren. Dies hatte sie bereits mit ihrem ersten, vor vier Jahren erschienenen Buch „Die Rache der Opfer” versucht, in dem sie sensibel das Schicksal deutscher Frauen nachzeichnet, die nach dem Krieg in polnischen Lagern Zwangsarbeit leisten mussten. Dafür wurde sie des deutschen Nationalismus bezichtigt, sowohl aus Kreisen der deutschen Linken, wie von polnischen Nationalkatholiken – ein Vorwurf, der ebenso unsinnig wie ungerechtfertigt war.
In jedem der in sich abgeschlossenen Kapitel hält sie einen großen Spannungsbogen vom ersten bis zum letzten Satz durch.Gelungen ist ihr ein so spannendes wie anrührendes Buch über die verworrenen Kapitel der Beziehungen zwischen Deutschen und Polen – kommunistischen, katholischen sowie jüdischen.
THOMAS URBAN
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