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So genial er auf dem Spielfeld agierte, so selbstbewußt und eigensinnig zeigte sich Stefan Effenberg auch außerhalb des Stadions. Damit machte er sich nicht nur Freunde. Doch Niederlagen und Rückschläge brachten Stefan Effenberg nie von seinem Weg ab. Zum ersten Mal ergreift er nun selbst das Wort und erweist sich dabei als überraschen unterhaltsam und sensibel. Manche Episode seines Lebens klingt, als wäre sie von einem Romancier erfunden worden. Auch wenn ihm im Nationaltrikot die großen Triumphe versagt blieben - mit dem FC Bayern München gewann er alle Titel, die eine Vereinsmannschaft nur…mehr

Produktbeschreibung
So genial er auf dem Spielfeld agierte, so selbstbewußt und eigensinnig zeigte sich Stefan Effenberg auch außerhalb des Stadions. Damit machte er sich nicht nur Freunde. Doch Niederlagen und Rückschläge brachten Stefan Effenberg nie von seinem Weg ab. Zum ersten Mal ergreift er nun selbst das Wort und erweist sich dabei als überraschen unterhaltsam und sensibel. Manche Episode seines Lebens klingt, als wäre sie von einem Romancier erfunden worden. Auch wenn ihm im Nationaltrikot die großen Triumphe versagt blieben - mit dem FC Bayern München gewann er alle Titel, die eine Vereinsmannschaft nur erringen kann. Viel ist über Stefan Effenberg gesagt und geschrieben worden, über seine Triumphe, seine Skandale, seine Ehe. Der Junge aus Hamburg-Eppendorf wollte partout Fußballprofi werden. Der Weg dahin war voller Irrwege und Schwierigkeiten, aber schließlich absolvierte er im Herbst 1987 sein erstes Bundesligaspiel. Auch auf seine Skandaleund Irrtümer kommt er zu sprechen - ohne etwas zu beschönigen. Er gibt intime Einblicke in die schillernde Welt des großen Fußballs, die manchen vermeintlichen Skandal in einem neuen Licht erscheinen lassen. Ebenso ehrlich äußert er sich über seine Familie und seine neue Partnerin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.05.2003

Mario und der Effenberg
Vom schundhaften Versuch, ein Dämon zu sein: „Ich hab’s allen gezeigt” ist die Autobiografie nicht des Bösen – sondern der Ahnungslosigkeit
Weihnachten 1973 bekommt der fünfjährige Stefan Effenberg von seinen Eltern eine kleine Plastikgitarre geschenkt. Er ist überglücklich und schlägt den ganzen Tag auf die Saiten ein. Für seine Eltern ist das nicht das reine Vergnügen. Irgendwann verliert sein Vater die Geduld: „Er nahm das Teil und drosch es mir auf den Arsch. Die Gitarre ging sofort zu Bruch, und ich fing voll an zu heulen. Damit war meine frühe Karriere als Gitarrist zu Ende. Wer weiß – vielleicht würde ich heute sonst Dieter Bohlen Konkurrenz machen und wäre Popstar geworden statt Fußballprofi.”
Fast drei Jahrzehnte später, seine Karriere als Fußballprofi neigt sich dem Ende entgegen, entdeckt Stefan Effenberg erneut seine musische Seite. Diesmal ist es die Malerei. „Ein neues, riesengroßes Hobby von mir!” Mit Staffelei, Leinwand, Farben und Pinsel zieht er sich oft in ein Zimmer zurück und malt. Es ist eine Tätigkeit, bei der er gut entspannen und seiner Phantasie freien Lauf lassen kann. Dabei spürt er, dass er sein neues Leben im Griff hat und nicht – wie viele Fußballprofis nach dem Ende ihrer Karriere – in ein Loch fallen wird. Auch seiner neuen Freundin gefällt diese Seite an ihm. Sie wünscht sich, er möge sein erstes Bild für sie malen. „Ich malte ein Riesenherz in einem wunderschönen Farbton.” Claudia Strunz ist gerührt. Sie hat Tränen in den Augen. Es sei die schönste Liebeserklärung, die er ihr habe machen können. „Ehrlich gesagt, ich fand das Bild auch klasse, und Claudias Lob bestärkte mich darin, weiterzumalen.”
Es sind dies die beiden beschaulichsten Szenen in Stefan Effenbergs Autobiografie „Ich hab’s allen gezeigt”. (Ich hab’s allen gezeigt. Mit Jan Mendelin. Ruetten & Loening Verlag, Berlin 2003. 319 Seiten, 19,90 Euro.) Zu sagen, auf den restlichen Seiten ginge richtig die Post ab, trifft die Sache aber auch nicht. Zwar gibt es ständig „Krawall ohne Ende”, immer muss irgendeiner „den dicken Max spielen wollen”, dann beginnt ein „richtiges Affentheater”, „Riesenzoff” ist los und irgendwer macht einen „Heidenaufstand”. Aber weil bei jedem Riesenzoff eh immer die anderen Schuld haben, erscheint „Effe” allenfalls als von asozialer Biederkeit.
Das haben wir nicht gewollt. Im Vorwort hieß es noch, er habe nicht vor, sich als Engel darzustellen. Zum Teufel aber hat es definitiv nicht gereicht. Seine Autobiografie ist insofern ein Offenbarungseid: Nichts vom eigensinnigen Individualisten, der den Konventionen einer verspießerten Öffentlichkeit den Stinkefinger zeigt, nichts vom bad boy, der sich schmutzig macht, aber dafür in einer Nacht mehr erlebt als andere in ihrem ganzen Leben. Statt dessen nur quengelige Rechthaberei. Die Wahrheit ist eher ein Effenberg, der mit Otto Waalkes bei dessen Lieblingsitaliener ein Würfelspiel spielt: Wer eine Zwei würfelt, muss einen Ramazotti auf Ex kippen...
Die höchste Aufgabe eines solchen Buches, nämlich unsere niedrigsten Bedürfnisse zu befriedigen, unserem voyeuristischen Affen Zucker zu geben – verfehlt. Keine schamlosen Enthüllungen, kein skandalöser Geheimnisverrat, keine grandiosen Ungerechtigkeiten, keine schlimmen Fingereien. Es ist eher so, als würde man, um einen Striptease zu sehen, sich in die Dünen hinterm FKK- Strand schleichen: Da fallen dann zwar auch alle Hüllen, aber sie offenbaren nur, was man schon vorher ahnte: Müdes, mürbes Fleisch, gut abgehangene Bierbäuche.
Die Welt, wie Stefan Effenberg sie sieht, besteht aus drei Grundfiguren: Die seriösen Profis, die dicken Maxe und die Medien. Die seriösen Profis gehen ihrer Arbeit nach und bringen Leistung. Wenn sie sich aber einmal verdientermaßen abends etwas entspannen wollen (bei „lecker Bierchen”), funken die Dickmaxe dazwischen und riskieren eine große Lippe. Die Profis versuchen dann, die Provokation halbwegs im Rahmen einer Verhältnismäßigkeit der Mittel beizulegen, aber schon sind die Medien zur Stelle und hängen ihnen und nicht den Dickmaxen alles mögliche Ungeheuerliche an. „Haben die keine anderen Sorgen?”
Aber der Profi Effenberg kennt das Spiel. Er weiß, wie die Medien ticken. „Die Headline ,Stefan Effenberg schlichtet in der Disko einen Streit‘ würde niemand schreiben. Viel zu langweilig und bringt nichts für die Auflage!” Als Sportler ist man ja heutzutage quasi automatisch auch Medientheoretiker und mit allen Wassern Baudrillards gewaschen – und weiß deshalb, dass es so etwas wie eine ontologisch verbürgte Wirklichkeit nicht gibt, sondern nur jene Wirklichkeitskonstruktionen, die die Medien erzeugen. Nur die Gerichte haben das noch nicht ganz begriffen. Immer wieder mal wollen diese in der simulierten Medienwelt eine reale Faust gesehen haben. Für solche epistemologischen Naivitäten muss dann meistens Effenberg die Zeche zahlen.
Das Problem hängt aber auch damit zusammen, dass die Gerichte Verantwortlichkeit enger fassen, als Stefan Effenberg dies für sinnvoll hält. Für Effenberg befindet sich der Bereich seines kontrollierten Ichs irgendwo in der Mitte seiner guten Seele. Von dort nach außen gehend, nimmt die Verantwortlichkeit dann rasch ab. In den Peripheriezonen seiner Person, also vor allem bei den Ausläufern seiner Extremitäten herrscht manchmal ein wenig Anarchie, machen sich die Hände zu unautorisierten Strafexpeditionen auf oder holen seine Füße zu Tritten gegen einen betrunkenen Penner aus. Aber das kann man ihm als Person eigentlich nicht mehr wirklich zurechnen, findet der Hanseat Effenberg. Einmal im Münchner P1, man kommt gerade vom Oktoberfest, kippt ihm eine Frau ein Glas Champagner ins Gesicht. „Es brannte wie Hölle”. Effenberg reißt seine Arme hoch, um sich zu schützen. Dabei müssen seine Hände irgendwie die Dame unsanft berührt haben. Weil seine Fußball-Kumpels als Zeugen vor Gericht kneifen, muss er zahlen: „Die teuerste Verarschung meines Lebens.”
Das dämonische Blau seines zornigen Blickes, wie es uns von dem Buchumschlag anschaut, ist reine Bildbearbeitung. Effenbergs Furchtlosigkeit hat wenig mit Kühnheit zu tun. Es gilt eher Beans Johnny-English- Definition: „Er hat keine Angst, er hat keine Furcht, er hat keine Ahnung”. Mit unseren Projektionen sind wir an den Falschen geraten. Vielleicht ist doch eher Mario Basler der wahre Effenberg.
IJOMA MANGOLD
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.05.2003

Ich hielt mich an alle Regeln
Ein Medienleben: Um Effenberg zu verstehen, muß man ihn lesen

Um Stefan Effenbergs Autobiographie zu würdigen, darf man sich nicht auf die "Stellen" verlassen, die die "Bild"-Zeitung vorab veröffentlichte, und auch nicht auf die mit markigen Sentenzen ("Ich bin mein eigenes Idol") versehenen Plakate, die den Autor mit seiner Gespielin zeigen. Die von "Bild" ausgewählten Passagen wiederholen nur die von derselben Zeitung schon zu einem früheren Datum ausführlich dokumentierten Ereignisse, die daher dem aufmerksamen Leser des Blattes längst vertraut sind: den Ehebruch mit Frau Strunz etwa oder die Geschichte mit dem Penner im Hauseingang, den der Autor getreten haben soll. Der publizistische Mehrwert dieser zweiten "Bild"-Aufbereitung liegt allein darin, daß dieselben Anekdoten, die zuvor im Gestus der Enthüllung dargeboten wurden, nun als trotzige Bekenntnisse daherkommen: Ja, ich habe das getan - und ich bin stolz darauf! "In der Liebe bin ich Egoist." Effenberg erscheint, auch in Verbindung mit den tückisch ästhetisierenden Fotografien, als Genie der Verkommenheit, das der moralisch korrekten Mittelmäßigkeit ringsum die Stirn bietet.

Die Perspektive des nunmehr vorliegenden Buchs steht dazu in einem krassen Gegensatz. Effenberg bestätigt keineswegs die Medienberichte, die ihn zum bösen Jungen stilisieren. Wenn es ein Thema gibt, das sich durch diese Lebensbeschreibung zieht, dann ist es vielmehr die Kritik an jenem Bild der Wirklichkeit, wie es die Medien bieten: Effenberg will zeigen, wie es eigentlich gewesen ist, und zu diesem Zweck schildert er detailliert, oft mit namentlicher Nennung bestimmter Personen und Organe, wie die medialen Konstruktionen zustande kommen. Effenbergs Leben, so wie er es erzählt, ist ein ständiger Kampf mit Journalisten, die ihn reinlegen wollen. Immer wieder nutzen sie seine gutgläubige Direktheit aus, lauern ihm auf, fangen ihn bei einem Wort, zitieren zweifelhafte Zeugen.

Nicht, daß sich Effenberg nicht zu wehren wüßte: "Hinterher, als ich wieder in München war, griff ich mir den Journalisten", heißt es einmal. Der Titel des Werks, "Ich hab's allen gezeigt", scheint sich in erster Linie auf diese Medienmafia und ihre intriganten Helfershelfer zu beziehen, denen es nicht gelingt, den Helden kleinzubekommen: "Ich legte mir danach einen Bodyguard zu, jemanden, der solche Leute direkt in die Tonne haute, die nur darauf aus waren, mich anzumachen." So ist das Buch auch ein Entwicklungsroman über den allmählichen Verlust der Naivität. Bald bekam Effenberg, wann immer er einem Journalisten begegnete, "ein schlechtes Gefühl". Ihm wurde klar, wie tief die Kluft zwischen Öffentlichkeit und veröffentlichter Meinung ist: "Die Schlagzeilen waren gegen mich, aber viele Leute, die ich traf und sprach, waren voll auf meiner Seite."

Die Mißdeutung durch die Medien zieht sich durch Effenbergs Leben wie ein roter Faden. Aus irgendeinem Grund fügte es sich, daß ausgerechnet ihm immer wieder die wüstesten Ungezogenheiten unterstellt wurden, und er ein ums andere Mal die Standardstrafe von zehntausend Mark zahlen mußte, die bei Bayern München ansteht, wenn ein Spieler öffentlich auffällt. Effenberg verschweigt nicht, daß er kein Kind von Traurigkeit ist und daß er, wenn's drauf ankommt, auch ordentlich austeilen kann. Entsprechend schnörkellos und direkt, immer nah an der farbigen Idiomatik proletarischer Schichten, ist auch die Sprache des Buchs, frei von den pseudopoetischen Manierismen, mit denen etwa die Bohlen-Memoiren aufwarteten. Aber zugleich läßt Effenberg keinen Zweifel daran, daß sich die Kraft seiner Persönlichkeit immer nur in den allgemein anerkannten Grenzen von Recht und Ordnung entfaltet. In einer Schlüsselszene, als ihn die Polizei einmal in einen Alkoholtest-Hinterhalt lockte, schreibt er: "Ich fuhr nach Hause, langsam und vorsichtig, und hielt mich an alle Verkehrsregeln." Das ist die erschütternde Wahrheit, die Effenberg gegen die Fiktionen der Medien aufbietet: daß er sich immer an alle Regeln gehalten hat. Hinter dem Anschein von Niedertracht tut sich ein Abgrund an Biederkeit auf.

Es hat einen stark tragikomischen Zug, daß eben dieser Mensch, der vermutlich die Ansichten und Gemütsbewegungen des durchschnittlichen "Bild"-Lesers recht genau repräsentiert, von eben dieser Zeitung zum Monster stilisiert wird (damit ihn Franz-Josef Wagner, der Hausautor desselben Organs, danach auch noch als "Proll hoch vier" denunzieren kann). In seinem Buch setzt sich Effenberg gegen die Stilisierung zur Wehr und bemüht dazu sogar mehrfach eine theologische Ebene: "Auch diese Sache, dachte ich, als ich ihr das Geld überwies" - es ging um die Frau, die er in der Diskothek P1 geschlagen haben soll -, "wird der liebe Gott richten". Aber er hat von vornherein keine Chance: In Wahrheit schildert die Autobiographie kein Leben, sondern kommentiert bloß jene zweitausend Zeitungsartikel, von denen der Autor im Geleitwort bekennt, daß er sie zur Vorbereitung gelesen habe. Das Buch hangelt sich allein an den Geschichten entlang, mit denen Effenberg schon öffentlich vorgekommen ist; nicht einmal über Fußball will er etwas sagen, das über diesen sanktionierten Rahmen hinausgeht. So sehr Effenberg dem Medienleben entkommen will, das von ihm Besitz ergriffen hat: Er kann es nicht.

MARK SIEMONS

Stefan Effenberg mit Jan Mendelin: "Ich hab's allen gezeigt". Rütten & Loenig, Berlin 2003. 320 S., geb., 19,90 [Euro].

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