Billy Plimpton liebt es, Witze zu erzählen - für jede Situation hat er den passenden auf Lager. Doch Billy hat ein großes Problem: Er stottert. Damit er an der neuen Schule nicht selbst zur Witzfigur wird, nimmt er sich vor, zunächst einfach gar nichts zu sagen. Aber eigentlich will Billy alles andere als unsichtbar sein. Sein großer Traum ist es, als Komiker auf der Bühne zu stehen und die Menschen zum Lachen zu bringen. Doch wie soll er das schaffen, wenn er nicht mal bis zur Pointe kommt? Deshalb fasst Billy einen Entschluss: Er wird sein Stottern loswerden und am Ende des Jahres beim Talentwettbewerb der Schule auftreten. Aber dann läuft nichts so wie geplant ...
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Rezensentin Kerstin Poppendieck ist von Helen Rutters Debüt "Ich heiße Billy Plimpton" berührt. Die britische Autorin und Komödiantin erzählt darin aus der Ich-Erzählperspektive von dem sehr sympathischen, stark stotternden jungen Billy und den Herausforderungen und Erfolgen, die mit seiner Sprachstörung einhergehen, erklärt die Rezensentin. Das ist Poppendieck zufolge nicht nur einfühlsam und mit Witz erzählt, sondern auch lehrreich, was sicherlich auch daran liegt, dass der Sohn der Autorin, der als Inspiration für diese Geschichte diente, ebenfalls stottert. Ein kindergeeignetes Buch, das die Leser*innen zum Lachen, Weinen und vor allem Nachdenken bringt, schließt die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.09.2021Stumm sein ist keine Lösung
Helen Rutters "Ich heiße Billy Plimpton"
Ziemlich zu Beginn seines Berichts, der ein halbes Jahr abdeckt, den Herbst, in dem er zwölf Jahre alt wird, teilt Billy Plimpton seine Umgebung in vier Grundtypen ein, je nach Reaktion auf sein Stottern. Da sind die "Ermutiger", die sein Bemühen um flüssige Artikulation mit "interessant" oder "verstehe" kommentieren, dann die "Gedankenleser", die Billys verzögerte Sätze eigenmächtig (und oft genug falsch) beenden, die "Scherzbolde", die Witze über Billys Stottern machen, und schließlich die "Abwartenden" - naturgemäß die beste Kategorie.
Mit ihnen allen bekommt Billy es zu tun, und seine Geschichte ist durchzogen von immer neuen Versuchen, seine Situation, die er als unerträglich empfindet, zu ändern. Dia britische Schriftstellerin Helen Rutter - ihr Mann ist Komiker, ihr Sohn stottert - schildert in ihrem Roman "Ich heiße Billy Plimpton", welche Versuche der Junge dazu unternimmt. Einmal geht es ihm darum, nicht mehr anzuecken, was bedeutet, dass er in der neuen Schule beinahe verstummt und sich, so gut es geht, unsichtbar macht. Zum anderen greift er verzweifelt alles Sinnvolle und Unsinnige auf, was ihm geeignet erscheint, sein Stottern loszuwerden, geht zur Logopädie, trinkt ekligen Spezialtee und schließt sich sogar an eine Batterie an, weil er in der Zeitung von einem derartigen Experiment gelesen hat. Denn verstummen will er eigentlich nicht, schließlich träumt er davon, eines Tages als Komiker auf einer Bühne zu stehen und Witze zu erzählen.
Helen Rutter erfindet stilistisch und erzählerisch das Rad nicht neu, aber ihre Geschichte fesselt doch. Denn Billy, der sich der Welt gegenüber verwundbar glaubt, begreift erst allmählich, wie sehr er im Kreis von Freunden und Familie aufgehoben ist und wie diese Perspektive das übermächtige Stottern auf einmal recht klein aussehen lässt. TILMAN SPRECKELSEN
Helen Rutter: "Ich heiße Billy Plimpton". Roman.
Aus dem Englischen von Henning Ahrens. Atrium Verlag, Zürich 2021. 288 S., geb., 15,- Euro. Ab 10 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Helen Rutters "Ich heiße Billy Plimpton"
Ziemlich zu Beginn seines Berichts, der ein halbes Jahr abdeckt, den Herbst, in dem er zwölf Jahre alt wird, teilt Billy Plimpton seine Umgebung in vier Grundtypen ein, je nach Reaktion auf sein Stottern. Da sind die "Ermutiger", die sein Bemühen um flüssige Artikulation mit "interessant" oder "verstehe" kommentieren, dann die "Gedankenleser", die Billys verzögerte Sätze eigenmächtig (und oft genug falsch) beenden, die "Scherzbolde", die Witze über Billys Stottern machen, und schließlich die "Abwartenden" - naturgemäß die beste Kategorie.
Mit ihnen allen bekommt Billy es zu tun, und seine Geschichte ist durchzogen von immer neuen Versuchen, seine Situation, die er als unerträglich empfindet, zu ändern. Dia britische Schriftstellerin Helen Rutter - ihr Mann ist Komiker, ihr Sohn stottert - schildert in ihrem Roman "Ich heiße Billy Plimpton", welche Versuche der Junge dazu unternimmt. Einmal geht es ihm darum, nicht mehr anzuecken, was bedeutet, dass er in der neuen Schule beinahe verstummt und sich, so gut es geht, unsichtbar macht. Zum anderen greift er verzweifelt alles Sinnvolle und Unsinnige auf, was ihm geeignet erscheint, sein Stottern loszuwerden, geht zur Logopädie, trinkt ekligen Spezialtee und schließt sich sogar an eine Batterie an, weil er in der Zeitung von einem derartigen Experiment gelesen hat. Denn verstummen will er eigentlich nicht, schließlich träumt er davon, eines Tages als Komiker auf einer Bühne zu stehen und Witze zu erzählen.
Helen Rutter erfindet stilistisch und erzählerisch das Rad nicht neu, aber ihre Geschichte fesselt doch. Denn Billy, der sich der Welt gegenüber verwundbar glaubt, begreift erst allmählich, wie sehr er im Kreis von Freunden und Familie aufgehoben ist und wie diese Perspektive das übermächtige Stottern auf einmal recht klein aussehen lässt. TILMAN SPRECKELSEN
Helen Rutter: "Ich heiße Billy Plimpton". Roman.
Aus dem Englischen von Henning Ahrens. Atrium Verlag, Zürich 2021. 288 S., geb., 15,- Euro. Ab 10 J.
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»Billy, der sich der Welt gegenüber verwundbar glaubt, begreift erst allmählich, wie sehr er im Kreis von Freunden und Familie aufgehoben ist und wie diese Perspektive das übermächtige Stottern auf einmal recht klein aussehen lässt.« Fankfurter Allgemeinen Zeitung