Der zweite Band von Jon Fosses international gefeierter "Heptalogie" - eine grandiose Geschichte über das Erwachsenwerden.
"Ich ist ein anderer" spielt in unserer Welt, wenn auch nicht ganz. Da sind zwei Maler mit demselben Namen, Asle - der eine erfolgreich, aber Witwer, der andere säuft. Oft könnte man meinen, sie wären ein und derselbe, und doch begegnen sie sich manchmal, sprechen auch miteinander. Zeit und Raum folgen im Leben dieser beiden anderen Gesetzen, was an der Südwestküste Norwegens - dem Meer, den Fjorden - liegen mag.
In diesem Buch ist Asle noch jung. Hier und da ein flüchtiger Kuss, eine Zigarette und Alkohol, Rockbands und Raufereien und im Hintergrund eine Mutter, die nörgelt, und ein Vater, der schweigt. In jenen Jugendjahren begegnen sich die beiden Asles zum ersten Mal. Sie sehen einander seltsam ähnlich, kleiden sich gleich, und beide wollen Maler sein. In der Kunstschule lernt Asle seine zukünftige Frau kennen, verliebt sich in sie.
Geschrieben in betörend melodiöser Prosa, erzählt dieser geheimnisvolle, fast magische Roman von dem, was es ausmacht, am Leben zu sein: der Wärme eines Hundes auf dem Schoß, dem Vergnügen, allein mit dem Auto über Land zu fahren, dem Geschmack von Eiern mit Speck. Ein einzigartiges Werk über Liebe, Kunst und Glauben, über Alkohol, Freundschaft und den Lauf der Zeit.
"Ich ist ein anderer" spielt in unserer Welt, wenn auch nicht ganz. Da sind zwei Maler mit demselben Namen, Asle - der eine erfolgreich, aber Witwer, der andere säuft. Oft könnte man meinen, sie wären ein und derselbe, und doch begegnen sie sich manchmal, sprechen auch miteinander. Zeit und Raum folgen im Leben dieser beiden anderen Gesetzen, was an der Südwestküste Norwegens - dem Meer, den Fjorden - liegen mag.
In diesem Buch ist Asle noch jung. Hier und da ein flüchtiger Kuss, eine Zigarette und Alkohol, Rockbands und Raufereien und im Hintergrund eine Mutter, die nörgelt, und ein Vater, der schweigt. In jenen Jugendjahren begegnen sich die beiden Asles zum ersten Mal. Sie sehen einander seltsam ähnlich, kleiden sich gleich, und beide wollen Maler sein. In der Kunstschule lernt Asle seine zukünftige Frau kennen, verliebt sich in sie.
Geschrieben in betörend melodiöser Prosa, erzählt dieser geheimnisvolle, fast magische Roman von dem, was es ausmacht, am Leben zu sein: der Wärme eines Hundes auf dem Schoß, dem Vergnügen, allein mit dem Auto über Land zu fahren, dem Geschmack von Eiern mit Speck. Ein einzigartiges Werk über Liebe, Kunst und Glauben, über Alkohol, Freundschaft und den Lauf der Zeit.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Rezensent Ulrich Greiner kann den zweiten Teil von Jon Fosses Heptalogie zwar nicht einfach so weglesen, dafür bleibt ihm die Lektüre lange im Gedächtnis. Die Lektüre, die Figur und die Bilder der norwegischen Fjordlandschaft, die Fosse entwirft. Vor allem aber nimmt Greiner einmal mehr der ihn an gregorianische Gesänge erinnernde "betörende" Klang von Fosses Prosa gefangen. Die Gottesgedanken und Erinnerungsszenen, in denen ein älterer Mann sein Leben rekapituliert, erscheinen Greiner wie sich überlagernde Träume. Mystische Anklänge sind gewollt, erklärt er mit Verweis auf Fosses Faible für Meister Eckhart. Die Übersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel findet der Rezensent tadellos.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.02.2022Ein Angriff
auf die Zeit
Lässt sich das Vergehen aller Dinge so aufhalten?
Jon Fosses lyrischer Roman „Ich ist ein Anderer“
VON THOMAS STEINFELD
In einem allein gelegenen Haus über einem norwegischen Fjord wohnt ein Maler namens Asle. Er heizt mit einem Kaminofen, er trägt immer die gleiche schwarze Samtjacke, und wenn er in seinem Sessel sitzt, schaut er immer wieder auf denselben Punkt über dem Wasser. Asle ist allein, und er kennt nicht viele Menschen: den Bauern Åsleik, dessen Hof einen Kilometer entfernt liegt und der ihm in praktischen Dingen hilft. Den Galeristen Beyer, der in der nächsten Stadt lebt und die Bilder des Malers verkauft.
Darüber hinaus tritt ein anderer Maler auf, der nicht nur ebenfalls Asle heißt, sondern darüber hinaus dem ersten Asle bis auf den dünnen grauen Zopf gleicht. Auch diese Figuren sind jeweils allein. Im Lauf der Erzählung lösen sich ein paar andere Menschen aus den Kulissen. Einige von ihnen erscheinen wie Asle und Asle im Doppel. Das Personal eines Theaterstücks könnte so beschaffen sein, mit Figuren, die auf die Bühne treten, als wären sie aus notwendig engen Verhältnissen ausgeschnitten. Tatsächlich schrieb der Autor dieser Geschichte in früheren Jahren eine ganze Reihe von Dramen. Etliche von ihnen wurden auch in deutschen Theatern gespielt. Hier aber handelt es sich um eine lange Erzählung. Es könnte auch nicht anders sein. Und um es gleich zu sagen: Jon Fosses jüngstes Werk ist ein außerordentlicher Roman, einzigartig in seinem Ton, sorgfältig in seiner Anlage und von fast unheimlicher Tiefe. Der Roman ist eine „Heptalogie“, besteht also aus sieben Büchern. Die ersten beiden, in einem Band zusammengefasst, waren im Herbst 2019 unter dem Titel „Der andere Name“ auf Deutsch erschienen. Den drei folgenden Büchern, die in diesen Tagen wiederum in einem Band veröffentlicht wurden, lieh Arthur Rimbaud die Überschrift: „Ich ist ein anderer“. Und so wie dieser Satz eine Programmerklärung der ästhetischen Moderne war, eine Zauberformel für lyrische Grenzüberschreitungen aller Art, so liegt diesem Roman die Absicht zugrunde, die Prosa bis an die Grenze des Sagbaren und darüber hinaus zu treiben.
Langsam geht die Handlung voran, in einem unendlichen Fluss der Bilder und Gedanken, die ineinander kreisen und immer wieder zu denselben Ideen oder Ereignissen zurückkehren, ohne Punkt und Absatz, aber mit vielen Kommas. Es dauert eine Weile, bis der Leser sich dem trägen Fluss der Dinge anvertraut.
Dann lässt er es geschehen, und allmählich wird deutlich, was Jon Fosse mit dieser Technik bezweckt: Sie ist ein Angriff auf die Zeit. Sie ist der Versuch, sich gegen ein nihilistisches Prinzip aufzulehnen, in dem jede Sekunde, die vergeht, die vorangehende Sekunde auslöscht. Am Ende wird die Zeit sich nicht besiegen lassen, ahnt der Leser. Aber bis dahin kann sie sehr langsam werden. Eine Frist von zwei Tagen in der Vorweihnachtszeit umspannten die ersten beiden Bücher: Asle war in der Stadt, die Jon Fosse mit „Bjørgvin“ bezeichnet, dem mittelalterlichen Namen für Bergen. Im Schneetreiben fährt er den langen Weg nach Hause, denkt daran, nach seinem Doppelgänger zu schauen, einem Alkoholiker, lässt es aber bleiben. Dann ergreift ihn eine Eingebung. Er kehrt nach Bjørgvin zurück, findet den zweiten Asle, der im Delirium in einer Gasse zusammengebrochen ist und nun daliegt, während die Flocken ihn allmählich zudecken.
Ein Versuch, den Kollaps in einer nahe gelegenen Kneipe mit mehr Alkohol zu kurieren, schlägt fehl, und so landet der Mann mit dem „anderen Namen“ auf der Intensivstation, unerreichbar auch für seinen Freund, der mit dem Hund des Kranken zurückbleibt. In diese Geschichte hinein flechten sich die Erinnerungen des ersten Asle, an seine verstorbene Frau, an seine Errettung vor dem eigenen Alkoholismus und die Hinwendung zum katholischen Glauben, an seine Auseinandersetzungen mit der Kunst, die ihn, auf der Suche nach einer höheren Wahrheit als der gegenständlichen, in die abstrakte Malerei führten. Die Erinnerungen können sich zu Traumgebilden verdichten, die sich in die Wirklichkeit hineinschieben, als wären sie ein Teil der Gegenwart. Anstatt voranzuschreiten, vervielfacht sich die Zeit, wobei nicht immer auseinanderzuhalten ist, was geschehen ist und was hätte geschehen können.
Als müsse der Gang der Ereignisse weiter verlangsamt werden, geschieht im nun vorliegenden zweiten Band, von außen betrachtet, immer weniger: Asle fährt noch einmal nach Bjørgvin, um dem Galeristen die Gemälde für die jährliche Ausstellung zu übergeben. Er scheitert bei dem Versuch, seinen Doppelgänger zu besuchen, eine Frau tritt auf, die vielleicht eine alte Geliebte und vielleicht die Schwester des Bauern Åsleik ist. Im Inneren der Geschichte aber gibt es immer mehr zu erzählen, von der Kindheit am Fjord, von den ersten Malversuchen, von den Erfahrungen mit einer elektrischen Gitarre (sie werden schnell aufgegeben), mit dem Alkohol (sie werden nach langer Zeit aufgegeben) und dem Tabak (noch so eine vergangene Sucht).
Die Geschichte von der verlorenen Frau verdichtet sich, die Anfänge des Doppelgängertums werden entfaltet. Und in Asle wächst die Gewissheit, sein letztes Bild gemalt zu haben: ein Bild, das nur aus zwei Strichen besteht, einem braunen und einem violetten, die sich in der Mitte des Gemäldes kreuzen, während die Farbe ein wenig verläuft. Es ist fertig, meint Asle, und es ist, wie es scheint, ein Lebenswerk.
Selbstverständlich ist Asles Vorstellung, die Wahrheit seiner Kunst liege in einem Jenseits des unmittelbar Sichtbaren, ein Rückgriff auf die Anfänge der abstrakten Malerei, auf Ideen, wie sie auch Hilma af Klint oder Wassily Kandinsky hegten und zur Grundlage einer letztlich esoterischen Ästhetik machten.
Auch die Sprache mit ihren minimalistischen Mitteln ist eine Reminiszenz, an Samuel Beckett oder Thomas Bernhard: „… aber was das Bild wirklich zum Leuchten bringt, ist das dünne Weiß, das hier und da von mir gemalt wurde, als ich das Bild im Dunkeln angesehen habe, es sind klare Bewegungen, es sind diese weißen und ein paar schwarze Bewegungen, die das Licht zum Leuchten bringen, ja die das Licht jedenfalls stärker machen, ja auf seine ganz eigene Weise, und während ich dieses Bild jetzt ansehe, denke ich, dass ich auch dieses Bild gern behalten würde…“ Doch ist Jon Fosse weder Asket noch ist er Esoteriker. Er hält lediglich daran fest, dass es so etwas wie eine ungeteilte Wahrheit geben soll, im Gegensatz zur Freud- und Geistlosigkeit der allseits herrschenden Verhältnisse.
Weder der Erzähler noch der Autor scheinen wirklich an ein Jenseits zu glauben, trotzdem sind beide zum Katholizismus konvertiert. Die katholische Religion steht eher für einen Weltzustand, in dem selbst ein hohes Maß an Geist nicht in Widerspruch zu den Körpern gerät, anders als bei vielen Varianten der Selbst- und Sinnenverleugnung, mit denen eine vom Protestantismus oder (was oft dasselbe ist) von den Idealen der Selbstoptimierung geprägte Gesellschaft ansonsten aufwartet.
Anders gesagt: Der Katholizismus erscheint hier als eine durch Riten gezähmte Sehnsucht nach einem lichteren, nicht von Verfall und Tod bedrohten Leben. Deswegen die Verwandtschaft mit der Sucht, deswegen auch die häufige Verwendung des Rosenkranzes, der ja, weil er immer wieder von vorn beginnt, in sich ein Einspruch gegen das Vergehen der Zeit ist. Asle und sein Autor wären echte Kulturkatholiken, wenn man das Wort denn anders als in einem abwertenden Sinn gebrauchen könnte.
In Norwegen sind die letzten beiden Bücher der „Heptalogie“ schon erschienen, zur hellen Begeisterung der heimischen Kritik, der selbstverständlich auffiel, dass es in diesem Werk sehr norwegisch zugeht: Von der Landschaft ist ebenso die Rede wie vom Bootsbau, die Entfernungen sind groß, und das Wetter ist schlecht. Die einsamen älteren Männer in ihren befestigten Hütten erscheinen ebenso vertraut wie ihre Neigung zu Rührei mit Speck und ihre Verlegenheit im Umgang mit der freien Rede. Doch scheint Jon Fosse mit diesem Kammerspiel in (buchstäblich, Dialoge ausgenommen) Fließtext etwas weitaus Größeres zu gelingen als eine Variation auf ein bekanntes Thema aus dem Norden: Es gibt nicht viele literarische Werke, die über eine Suche nach der verlorenen Zeit tatsächlich noch etwas Vernünftiges sagen könnten.
Langsam geht die Handlung
voran, in einem unendlichen
Fluss der Bilder und Gedanken
Das letzte Bild, das der Maler
fertigstellt, besteht
nur noch aus zwei Strichen
Jon Fosse: Ich ist ein
Anderer. Heptalogie III-V. Aus dem Norwegischen von Hinrich Schmidt-Henkel. Rowohlt Verlag,
Hamburg 2021.
368 Seiten, 30 Euro.
Der Protagonist von Jon Fosses Romanzyklus lebt allein in einem Haus über dem Fjord und widersetzt sich dort der Geistlosigkeit der herrschenden Verhältnisse.
Foto: imago images
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
auf die Zeit
Lässt sich das Vergehen aller Dinge so aufhalten?
Jon Fosses lyrischer Roman „Ich ist ein Anderer“
VON THOMAS STEINFELD
In einem allein gelegenen Haus über einem norwegischen Fjord wohnt ein Maler namens Asle. Er heizt mit einem Kaminofen, er trägt immer die gleiche schwarze Samtjacke, und wenn er in seinem Sessel sitzt, schaut er immer wieder auf denselben Punkt über dem Wasser. Asle ist allein, und er kennt nicht viele Menschen: den Bauern Åsleik, dessen Hof einen Kilometer entfernt liegt und der ihm in praktischen Dingen hilft. Den Galeristen Beyer, der in der nächsten Stadt lebt und die Bilder des Malers verkauft.
Darüber hinaus tritt ein anderer Maler auf, der nicht nur ebenfalls Asle heißt, sondern darüber hinaus dem ersten Asle bis auf den dünnen grauen Zopf gleicht. Auch diese Figuren sind jeweils allein. Im Lauf der Erzählung lösen sich ein paar andere Menschen aus den Kulissen. Einige von ihnen erscheinen wie Asle und Asle im Doppel. Das Personal eines Theaterstücks könnte so beschaffen sein, mit Figuren, die auf die Bühne treten, als wären sie aus notwendig engen Verhältnissen ausgeschnitten. Tatsächlich schrieb der Autor dieser Geschichte in früheren Jahren eine ganze Reihe von Dramen. Etliche von ihnen wurden auch in deutschen Theatern gespielt. Hier aber handelt es sich um eine lange Erzählung. Es könnte auch nicht anders sein. Und um es gleich zu sagen: Jon Fosses jüngstes Werk ist ein außerordentlicher Roman, einzigartig in seinem Ton, sorgfältig in seiner Anlage und von fast unheimlicher Tiefe. Der Roman ist eine „Heptalogie“, besteht also aus sieben Büchern. Die ersten beiden, in einem Band zusammengefasst, waren im Herbst 2019 unter dem Titel „Der andere Name“ auf Deutsch erschienen. Den drei folgenden Büchern, die in diesen Tagen wiederum in einem Band veröffentlicht wurden, lieh Arthur Rimbaud die Überschrift: „Ich ist ein anderer“. Und so wie dieser Satz eine Programmerklärung der ästhetischen Moderne war, eine Zauberformel für lyrische Grenzüberschreitungen aller Art, so liegt diesem Roman die Absicht zugrunde, die Prosa bis an die Grenze des Sagbaren und darüber hinaus zu treiben.
Langsam geht die Handlung voran, in einem unendlichen Fluss der Bilder und Gedanken, die ineinander kreisen und immer wieder zu denselben Ideen oder Ereignissen zurückkehren, ohne Punkt und Absatz, aber mit vielen Kommas. Es dauert eine Weile, bis der Leser sich dem trägen Fluss der Dinge anvertraut.
Dann lässt er es geschehen, und allmählich wird deutlich, was Jon Fosse mit dieser Technik bezweckt: Sie ist ein Angriff auf die Zeit. Sie ist der Versuch, sich gegen ein nihilistisches Prinzip aufzulehnen, in dem jede Sekunde, die vergeht, die vorangehende Sekunde auslöscht. Am Ende wird die Zeit sich nicht besiegen lassen, ahnt der Leser. Aber bis dahin kann sie sehr langsam werden. Eine Frist von zwei Tagen in der Vorweihnachtszeit umspannten die ersten beiden Bücher: Asle war in der Stadt, die Jon Fosse mit „Bjørgvin“ bezeichnet, dem mittelalterlichen Namen für Bergen. Im Schneetreiben fährt er den langen Weg nach Hause, denkt daran, nach seinem Doppelgänger zu schauen, einem Alkoholiker, lässt es aber bleiben. Dann ergreift ihn eine Eingebung. Er kehrt nach Bjørgvin zurück, findet den zweiten Asle, der im Delirium in einer Gasse zusammengebrochen ist und nun daliegt, während die Flocken ihn allmählich zudecken.
Ein Versuch, den Kollaps in einer nahe gelegenen Kneipe mit mehr Alkohol zu kurieren, schlägt fehl, und so landet der Mann mit dem „anderen Namen“ auf der Intensivstation, unerreichbar auch für seinen Freund, der mit dem Hund des Kranken zurückbleibt. In diese Geschichte hinein flechten sich die Erinnerungen des ersten Asle, an seine verstorbene Frau, an seine Errettung vor dem eigenen Alkoholismus und die Hinwendung zum katholischen Glauben, an seine Auseinandersetzungen mit der Kunst, die ihn, auf der Suche nach einer höheren Wahrheit als der gegenständlichen, in die abstrakte Malerei führten. Die Erinnerungen können sich zu Traumgebilden verdichten, die sich in die Wirklichkeit hineinschieben, als wären sie ein Teil der Gegenwart. Anstatt voranzuschreiten, vervielfacht sich die Zeit, wobei nicht immer auseinanderzuhalten ist, was geschehen ist und was hätte geschehen können.
Als müsse der Gang der Ereignisse weiter verlangsamt werden, geschieht im nun vorliegenden zweiten Band, von außen betrachtet, immer weniger: Asle fährt noch einmal nach Bjørgvin, um dem Galeristen die Gemälde für die jährliche Ausstellung zu übergeben. Er scheitert bei dem Versuch, seinen Doppelgänger zu besuchen, eine Frau tritt auf, die vielleicht eine alte Geliebte und vielleicht die Schwester des Bauern Åsleik ist. Im Inneren der Geschichte aber gibt es immer mehr zu erzählen, von der Kindheit am Fjord, von den ersten Malversuchen, von den Erfahrungen mit einer elektrischen Gitarre (sie werden schnell aufgegeben), mit dem Alkohol (sie werden nach langer Zeit aufgegeben) und dem Tabak (noch so eine vergangene Sucht).
Die Geschichte von der verlorenen Frau verdichtet sich, die Anfänge des Doppelgängertums werden entfaltet. Und in Asle wächst die Gewissheit, sein letztes Bild gemalt zu haben: ein Bild, das nur aus zwei Strichen besteht, einem braunen und einem violetten, die sich in der Mitte des Gemäldes kreuzen, während die Farbe ein wenig verläuft. Es ist fertig, meint Asle, und es ist, wie es scheint, ein Lebenswerk.
Selbstverständlich ist Asles Vorstellung, die Wahrheit seiner Kunst liege in einem Jenseits des unmittelbar Sichtbaren, ein Rückgriff auf die Anfänge der abstrakten Malerei, auf Ideen, wie sie auch Hilma af Klint oder Wassily Kandinsky hegten und zur Grundlage einer letztlich esoterischen Ästhetik machten.
Auch die Sprache mit ihren minimalistischen Mitteln ist eine Reminiszenz, an Samuel Beckett oder Thomas Bernhard: „… aber was das Bild wirklich zum Leuchten bringt, ist das dünne Weiß, das hier und da von mir gemalt wurde, als ich das Bild im Dunkeln angesehen habe, es sind klare Bewegungen, es sind diese weißen und ein paar schwarze Bewegungen, die das Licht zum Leuchten bringen, ja die das Licht jedenfalls stärker machen, ja auf seine ganz eigene Weise, und während ich dieses Bild jetzt ansehe, denke ich, dass ich auch dieses Bild gern behalten würde…“ Doch ist Jon Fosse weder Asket noch ist er Esoteriker. Er hält lediglich daran fest, dass es so etwas wie eine ungeteilte Wahrheit geben soll, im Gegensatz zur Freud- und Geistlosigkeit der allseits herrschenden Verhältnisse.
Weder der Erzähler noch der Autor scheinen wirklich an ein Jenseits zu glauben, trotzdem sind beide zum Katholizismus konvertiert. Die katholische Religion steht eher für einen Weltzustand, in dem selbst ein hohes Maß an Geist nicht in Widerspruch zu den Körpern gerät, anders als bei vielen Varianten der Selbst- und Sinnenverleugnung, mit denen eine vom Protestantismus oder (was oft dasselbe ist) von den Idealen der Selbstoptimierung geprägte Gesellschaft ansonsten aufwartet.
Anders gesagt: Der Katholizismus erscheint hier als eine durch Riten gezähmte Sehnsucht nach einem lichteren, nicht von Verfall und Tod bedrohten Leben. Deswegen die Verwandtschaft mit der Sucht, deswegen auch die häufige Verwendung des Rosenkranzes, der ja, weil er immer wieder von vorn beginnt, in sich ein Einspruch gegen das Vergehen der Zeit ist. Asle und sein Autor wären echte Kulturkatholiken, wenn man das Wort denn anders als in einem abwertenden Sinn gebrauchen könnte.
In Norwegen sind die letzten beiden Bücher der „Heptalogie“ schon erschienen, zur hellen Begeisterung der heimischen Kritik, der selbstverständlich auffiel, dass es in diesem Werk sehr norwegisch zugeht: Von der Landschaft ist ebenso die Rede wie vom Bootsbau, die Entfernungen sind groß, und das Wetter ist schlecht. Die einsamen älteren Männer in ihren befestigten Hütten erscheinen ebenso vertraut wie ihre Neigung zu Rührei mit Speck und ihre Verlegenheit im Umgang mit der freien Rede. Doch scheint Jon Fosse mit diesem Kammerspiel in (buchstäblich, Dialoge ausgenommen) Fließtext etwas weitaus Größeres zu gelingen als eine Variation auf ein bekanntes Thema aus dem Norden: Es gibt nicht viele literarische Werke, die über eine Suche nach der verlorenen Zeit tatsächlich noch etwas Vernünftiges sagen könnten.
Langsam geht die Handlung
voran, in einem unendlichen
Fluss der Bilder und Gedanken
Das letzte Bild, das der Maler
fertigstellt, besteht
nur noch aus zwei Strichen
Jon Fosse: Ich ist ein
Anderer. Heptalogie III-V. Aus dem Norwegischen von Hinrich Schmidt-Henkel. Rowohlt Verlag,
Hamburg 2021.
368 Seiten, 30 Euro.
Der Protagonist von Jon Fosses Romanzyklus lebt allein in einem Haus über dem Fjord und widersetzt sich dort der Geistlosigkeit der herrschenden Verhältnisse.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.02.2022Sein Spiegelbild
Er war Karl Ove Knausgårds Lehrer und ist noch immer der große Avantgardist der norwegischen Literatur: Eine Begegnung mit Jon Fosse.
Von Thomas David, Oslo
In "Träumen", dem fünften Band des autobiographischen Romanprojekts "Min Kamp", zeichnet Karl Ove Knausgård ein skizzenhaftes Porträt seines Lehrers Jon Fosse. Knausgård war im Sommer 1988 ins westnorwegische Bergen gezogen, um an der dortigen Akademie für Schreibkunst zu studieren. Fosse, der dort seit 1987 unterrichtete, war damals 28 Jahre alt. Er hatte bereits die Romane "Raudt, svart" und "Stengd gitar" sowie einen ersten Gedichtband veröffentlicht. Fosses Art, zu sprechen, war "zögernd, voller Pausen, Einschnitte, Räuspern, Schnauben und mitunter von einem plötzlichen, tiefen Atemholen unterbrochen", so Knausgård. Er strahlte Nervosität und Unruhe aus, aber was Fosse sagte, war von großer Selbstsicherheit erfüllt. Als er seine Studenten im Laufe der Zeit besser kennenlernte, erzählte er ihnen von seiner Kindheit in Strandebarm, einer kleinen Gemeinde am Ufer des Hardangerfjords, und sagte, so Knausgård, "in einer bestimmten Phase hätte er unter Umständen zu einem Straßenjungen werden können".
Der im September 1959 als Sohn eines Obstbauern geborene Fosse ist in der Tat erfüllt von den Erinnerungen an seine Kindheit, den Stimmungen der Landschaft, dem Klang des westnorwegischen Dialekts. In "Der andere Name", "Ich ist ein anderer" und "Ein neuer Name", den drei Bänden seines seit 2015 entstandenen, in der Originalausgabe mehr als 1200 Seiten langen Romans "Heptalogie", erkundet er auf eindringliche und zutiefst persönliche Weise die Möglichkeiten eines anderen Lebens.
"Ich schreibe immer aus der Landschaft, in der ich aufgewachsen bin", sagt Jon Fosse. "Ich kann dieser Landschaft nicht entkommen und vermisse sie, wenn ich hier in Oslo bin oder in unserer Wohnung in Hainburg an der Donau, wo ich 'Heptalogie' geschrieben habe. Ich vermisse das Meer und die Berge, das Wetter, den Regen." An einem sonnigen Nachmittag im Januar sitzt Fosse im "Kaffistova", dem Restaurant eines im Herzen von Oslo gelegenen Hotels, und erzählt von der Arbeit an seinem Roman, dessen zweiter Band dieser Tage in deutscher Übersetzung erscheint. Er trägt eine dunkle Hose, einen engen schwarzen Pullover, ein schwarzes Jackett. Er hat einen grauen, am Hals leicht flusigen Bart, ein blasses rundes Gesicht; seine langen grauen Haare sind zum Pferdeschwanz gebunden. Fosse sieht aus wie Asle, der verwitwete Maler, der in "Heptalogie" seinem Doppelgänger begegnet, einem anderen Mann namens Asle, der ebenfalls Maler ist. Aus Furcht, zu spät zu kommen, war Fosse fast eine halbe Stunde zu früh zum verabredeten Termin erschienen und hatte sich ganz hinten im Lokal an einen Tisch beim Fenster gesetzt, den Rücken zur Wand. Vor ihm steht eine Tasse Kaffee.
Er sagt: "Wir lebten mit Blick auf den Fjord, auch der Schulweg führte direkt am Wasser entlang. Auf meine ganz eigene Weise war ich ein sehr empfindsames Kind, sodass mich der unablässige Rhythmus der Wellen bereits geprägt hatte, als ich im Alter von zwölf Jahren mit dem Schreiben begann." Er erzählt, wie er sich 2015 auf Einladung der Nachkommen Paul Claudels im Château de Brangues aufhielt, dem östlich von Lyon gelegenen Schloss des 1955 verstorbenen französischen Schriftstellers, wo Fosse sich an einem heißen Sommertag an seinen Laptop setzte und die ersten Seiten von "Der andere Name" schrieb, auf denen Asle in einem gerade vollendeten Gemälde "eine Art leuchtende Dunkelheit" erkennt, "ein unsichtbares Licht". Er erzählt von dem bereits kurz vor seinem fünfzigsten Geburtstag gefassten Entschluss, nach den beinahe zwei Jahrzehnten, in denen er vor allem fürs Theater geschrieben hatte und für Stücke wie "Da kommt noch wer", "Der Name" oder "Die Nacht singt ihre Lieder" als "Beckett des 21. Jahrhunderts" gefeiert wurde, zu seinen Ursprüngen als Prosaautor zurückzukehren.
Der norwegische Staat verlieh Jon Fosse in dieser Zeit das lebenslange Wohnrecht in "Grotten", einem zuvor von dem Komponisten Arne Nordheim bewohnten Haus am Rande des Schlossparks von Oslo. Er erlitt einen Zusammenbruch, fiel ins Delirium und hörte anschließend mit dem Trinken auf. Nachdem er bereits als Sechzehnjähriger aus der lutherischen Staatskirche ausgetreten und Quäker geworden war, konvertierte er zum Katholizismus. Er lernte seine heutige Frau kennen, der "Heptalogie" gewidmet ist, und wurde zum vierten Mal Vater.
Wenn Fosse spricht, hat es den Anschein großer Dringlichkeit. Dem von Knausgård gezeichneten Bild ähnelt er an diesem Nachmittag vor allem dann, wenn er für einen gedehnten Augenblick in einen tiefen Atemzug abzutauchen scheint. Er sagt: "Ich trage einen Schmerz in mir, den ich mir nicht erklären kann. Das Schreiben ist für mich ein Weg, die Dunkelheit zu vertreiben." Er sagt: "Auch das Trinken war in erster Linie eine Art Selbstmedikation, um mit meiner depressiven Seite klarzukommen." Als er das Delirium überwunden hatte und nicht mehr in Lebensgefahr schwebte, hat sein Sohn Fosses Flaschensammlung an Freunde verschenkt. "Es braucht Zeit, sich von einem solchen Erlebnis zu erholen, und ohne ärztliche Hilfe hätte ich es nicht geschafft", so Fosse. "Aber unmittelbar nach meinem Zusammenbruch hatte ich Angst, zu schreiben, weil man sich beim Schreiben dem Unbekannten überlassen muss. Ich hatte mich so weit von mir selbst entfernt, dass ich erst wieder Fuß fassen musste, bevor ich es wagen konnte, ein anderes Universum zu betreten."
Jon Fosse blickt aus dem Fenster. Draußen ist es inzwischen dunkel geworden, im Fensterglas spiegelt sich das Gesicht des Schriftstellers. "Ich hatte gewissermaßen genug mit meinem eigenen Universum zu tun, bis ich mich irgendwann wieder stark genug fühlte und dann im Sommer 2015 mit dem Schreiben von 'Heptalogie' begann." Er sieht vor sich hin, in seinem Blick liegt etwas Fragendes. "Aber natürlich bin es nicht ich, der diesen Roman geschrieben hat", sagt er. "Ich kann nicht behaupten, dass Gott ihn geschrieben hat, aber gewiss etwas, das außerhalb meiner selbst existiert. Was mag das sein? Es wird ein wenig unheimlich, sobald man beginnt, auf diese Weise darüber nachzudenken."
Fosse erzählt von den Bildern, die er als Jugendlicher malte und später zerstörte; von der Zeit, in der er im Jugendklub von Strandebarm ungelenkt mit einer E-Gitarre auf der Bühne stand, bis er als Sechzehnjähriger die Band verließ und begann, seine Musikalität beim Schreiben auszuleben. Er erzählt von der tiefen Stille, die mit "starker, wahrer Stimme" aus Mark Rothkos Gemälden spreche und ihn 2019 beim Besuch einer Ausstellung im Kunsthistorischen Museum Wien vollkommen überwältigt habe. Er erzählt von seiner neunjährigen Tochter, der er später noch bei den Hausaufgaben helfen müsse. In "Ich ist ein anderer" setzt Fosse die mit "Der andere Name" begonnene Meditation fort und erzählt, wie Asle abermals vor seinem gerade fertiggestellten Gemälde steht. In fließenden, stetig wiederkehrenden Bewegungen von Fosses melodiöser, von keinem einzigen Punkt aufgehaltener Prosa dringt er in immer tiefere Ebenen seiner Selbstbegegnung vor. Jon Fosse sagt, er sei ein "mystischer Realist". In "Ich ist ein anderer" erzählt er, wie der in der Abgeschiedenheit seines Hauses an der westnorwegischen Küste lebende Asle, für den das Malen zeitlebens eine stille Andacht war, "ein Dienst an Gottes Reich", zunehmend von dem beunruhigenden Gefühl erfasst wird, er habe in seinen Bildern alles gesagt, was er zu sagen habe, und könne seinem Werk nichts mehr hinzufügen.
Er erzählt, wie Asle nach Bjørgvin fährt, der eine längere Autofahrt entfernten Stadt, um seinem Galeristen Bilder für die bevorstehende Weihnachtsausstellung zu bringen und dann im Krankenhaus vorbeizuschauen, um den anderen Mann namens Asle zu besuchen, seinen dem Alkohol verfallenen Doppelgänger, den er zwei Tage zuvor bewusstlos im Schnee gefunden hatte. Die überschaubare, über viele Seiten ruhig dahinfließende Handlung der an sieben Tagen vor Weihnachten spielenden "Heptalogie" verbindet sich auch in "Ich ist ein anderer" nahtlos mit Asles Nachdenken über die profanen und die spirituellen Aspekte des Lebens, seinen Erinnerungen und Vorstellungen. Den Erinnerungen an Kindheit und Jugend, an die erste Zigarette, die er im Bootshaus des Vaters rauchte, an den frühen Tod seiner Schwester. Den Erinnerungen an die erste Ausstellung seiner Bilder im Jugendklub des Dorfes, an die ersten Begegnungen mit seinem Galeristen und mit seiner späteren Frau, die Asle in der Vorstellung ebenso leibhaftig vor sich sieht wie sein eigenes früheres Ich und den anderen Mann namens Asle, der im Krankenhaus zitternd im Delirium liegt.
Mit seiner introvertierten, kontemplativen Prosa, deren Lektüre ein intensives Erlebnis ist, erschafft Jon Fosse einen schwebenden Ort der Stille, an dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ineinanderfließen und Asles Leben wie ein einziger der Zeit enthobener Augenblick erscheint. Als Asle sich in "Ich ist ein anderer" an die erste, beinahe fünf Jahrzehnte zurückliegende Begegnung mit dem anderen Mann namens Asle erinnert, sieht er ihn im Speisesaal eines Hotels an einem Tisch ganz hinten beim Fenster sitzen, den Rücken zur Wand. Er hat wie Asle lange braune Haare, trägt wie Asle eine schwarze Cordjacke und sieht auch sonst genauso aus wie er selbst. Vor ihm steht eine Tasse Kaffee.
"Was ich im Spiegel meines Romans von mir selbst sehe?" Fosse lehnt sich zurück. Der Pullover ist ein wenig hochgerutscht; er hat einen blassen, untrainierten Bauch. "Ich sehe, dass Asle einige der Bilder loswerden will, die er in sich trägt. Aber um sich ihrer zu entledigen", sagt Fosse, "kann er sie nicht malen, wie sie sind. Er muss sie verändern. Etwas muss gleich bleiben, aber das Wesentliche, die Transformation, muss etwas anderes sein. Das ist es, was ich sehe. Meine Ähnlichkeit mit Asle ist rein äußerlich, beim Rest handelt es sich um die Transformation von vielem, das ich erlebt habe." Fosse blickt auf die Uhr. Später tritt er aus dem "Kaffistova" hinaus auf die Straße und geht die Kristian IV gate entlang Richtung Schlosspark. "Diese Transformation", sagt er, "der Vorgang, den Dingen Form und Flow zu geben, eine Transzendenz, bedeutet für mich, etwas herstellen, das ich Kunst nennen kann. Etwas, das es mir mehr oder weniger möglich macht zu leben."
Er geht an Det Norske Teatret vorbei, einem auf Inszenierungen in dem insbesondere aus westnorwegischen Dialekten hervorgegangenen Nynorsk spezialisierten Theater, in dem im vergangenen September auch Jon Fosses neues Stück "Starker Wind" uraufgeführt wurde. "Ich hatte schon als Kind, was man eine 'Künstlerseele' nennt", sagt er, "aber es gibt natürlich viele Menschen, die eine solche Seele in sich tragen und dennoch nicht Künstler geworden sind." Er passiert das ehemalige Gebäude der Nationalgalerie, in dem ihm ehedem vor einem von Lars Hertervigs Gemälden Tränen in die Augen gestiegen sind. "Auch ich hätte ein anderes Leben führen und mich vielleicht irgendwie mit der Gitarre als Musiker durchschlagen können", sagt er. "Als ich mit dem Schreiben anfing, konnte ich mir jedenfalls nicht vorstellen, Schriftsteller zu werden. Nein, das kam mir vor wie etwas, das zu groß für mich war. Ich hätte vielleicht Journalist bei einer Lokalzeitung werden können."
Er überquert die Frederiks gate und geht schließlich am Rand des Schlossparks die leicht ansteigende Wergelandsveien hinauf. "Ich hätte mit Drogen in Kontakt kommen können", sagt er, "aber ich hatte Glück und kannte Leute, die mit Drogen zu tun hatten, sodass ich Angst davor hatte und schließlich der Alkohol zu meiner einzigen Droge wurde." In einer bestimmten Phase des Lebens hätte Fosse Straßenjunge werden können.
An der Akademie für Schreibkunst unterrichtete er nur wenige Jahre. "Es gibt so viele unterschiedliche Wege", sagt er, "so viele Möglichkeiten." In "Heptalogie" umkreist er die beiden Männer namens Asle, deren Gedanken sich immer wieder wechselseitig durchdringen und die Erzählung wie die Schleife eines Möbiusbandes wirken lassen, dessen Drehung den Unterschied zwischen der Innen- und Außenperspektive beider Figuren aufhebt, die in Fosses Roman schließlich keine festen, voneinander abgegrenzten Identitäten mehr haben und im Kontinuum ihrer ineinanderlaufenden Gedanken auch die auktoriale Instanz des allwissenden Erzählers auflösen, der bei Fosse ein sich behutsam ins Ungewisse vortastender Schreibender ist.
"Das Schreiben bot mir einen Schutz vor der Welt, und das tut es noch immer", sagt Jon Fosse. "Es verbindet mich einerseits mit der Welt und bietet mir Zuflucht." Er geht an dem über einem ehemaligen Steinbruch aufgeschütteten Hügel vorbei, auf dem das kleine Haus steht, in dem er während des Schuljahres mit seiner Frau und den beiden Töchtern wohnt. An der Westküste, wo Fosse nördlich von Bergen eine weitere Wohnung hat, herrscht gerade starker Sturm. "Als ich mit dem Schreiben begann", sagt er, "habe ich einen geheimen Ort in mir entdeckt. Ich kann nicht viel über ihn sagen und versuche nicht mehr, ihn mir zu erklären. Aber dieser geheime Ort existiert noch immer." Er steht am Fuß von "Grotten" in der Dunkelheit. Dann geht er zum Haus hinauf, den hell erleuchteten Fenstern entgegen.
Jon Fosses Roman "Ich ist ein anderer", der Mittelteil von "Heptalogie", ist in Übersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel gerade beim Rowohlt-Verlag erschienen.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Er war Karl Ove Knausgårds Lehrer und ist noch immer der große Avantgardist der norwegischen Literatur: Eine Begegnung mit Jon Fosse.
Von Thomas David, Oslo
In "Träumen", dem fünften Band des autobiographischen Romanprojekts "Min Kamp", zeichnet Karl Ove Knausgård ein skizzenhaftes Porträt seines Lehrers Jon Fosse. Knausgård war im Sommer 1988 ins westnorwegische Bergen gezogen, um an der dortigen Akademie für Schreibkunst zu studieren. Fosse, der dort seit 1987 unterrichtete, war damals 28 Jahre alt. Er hatte bereits die Romane "Raudt, svart" und "Stengd gitar" sowie einen ersten Gedichtband veröffentlicht. Fosses Art, zu sprechen, war "zögernd, voller Pausen, Einschnitte, Räuspern, Schnauben und mitunter von einem plötzlichen, tiefen Atemholen unterbrochen", so Knausgård. Er strahlte Nervosität und Unruhe aus, aber was Fosse sagte, war von großer Selbstsicherheit erfüllt. Als er seine Studenten im Laufe der Zeit besser kennenlernte, erzählte er ihnen von seiner Kindheit in Strandebarm, einer kleinen Gemeinde am Ufer des Hardangerfjords, und sagte, so Knausgård, "in einer bestimmten Phase hätte er unter Umständen zu einem Straßenjungen werden können".
Der im September 1959 als Sohn eines Obstbauern geborene Fosse ist in der Tat erfüllt von den Erinnerungen an seine Kindheit, den Stimmungen der Landschaft, dem Klang des westnorwegischen Dialekts. In "Der andere Name", "Ich ist ein anderer" und "Ein neuer Name", den drei Bänden seines seit 2015 entstandenen, in der Originalausgabe mehr als 1200 Seiten langen Romans "Heptalogie", erkundet er auf eindringliche und zutiefst persönliche Weise die Möglichkeiten eines anderen Lebens.
"Ich schreibe immer aus der Landschaft, in der ich aufgewachsen bin", sagt Jon Fosse. "Ich kann dieser Landschaft nicht entkommen und vermisse sie, wenn ich hier in Oslo bin oder in unserer Wohnung in Hainburg an der Donau, wo ich 'Heptalogie' geschrieben habe. Ich vermisse das Meer und die Berge, das Wetter, den Regen." An einem sonnigen Nachmittag im Januar sitzt Fosse im "Kaffistova", dem Restaurant eines im Herzen von Oslo gelegenen Hotels, und erzählt von der Arbeit an seinem Roman, dessen zweiter Band dieser Tage in deutscher Übersetzung erscheint. Er trägt eine dunkle Hose, einen engen schwarzen Pullover, ein schwarzes Jackett. Er hat einen grauen, am Hals leicht flusigen Bart, ein blasses rundes Gesicht; seine langen grauen Haare sind zum Pferdeschwanz gebunden. Fosse sieht aus wie Asle, der verwitwete Maler, der in "Heptalogie" seinem Doppelgänger begegnet, einem anderen Mann namens Asle, der ebenfalls Maler ist. Aus Furcht, zu spät zu kommen, war Fosse fast eine halbe Stunde zu früh zum verabredeten Termin erschienen und hatte sich ganz hinten im Lokal an einen Tisch beim Fenster gesetzt, den Rücken zur Wand. Vor ihm steht eine Tasse Kaffee.
Er sagt: "Wir lebten mit Blick auf den Fjord, auch der Schulweg führte direkt am Wasser entlang. Auf meine ganz eigene Weise war ich ein sehr empfindsames Kind, sodass mich der unablässige Rhythmus der Wellen bereits geprägt hatte, als ich im Alter von zwölf Jahren mit dem Schreiben begann." Er erzählt, wie er sich 2015 auf Einladung der Nachkommen Paul Claudels im Château de Brangues aufhielt, dem östlich von Lyon gelegenen Schloss des 1955 verstorbenen französischen Schriftstellers, wo Fosse sich an einem heißen Sommertag an seinen Laptop setzte und die ersten Seiten von "Der andere Name" schrieb, auf denen Asle in einem gerade vollendeten Gemälde "eine Art leuchtende Dunkelheit" erkennt, "ein unsichtbares Licht". Er erzählt von dem bereits kurz vor seinem fünfzigsten Geburtstag gefassten Entschluss, nach den beinahe zwei Jahrzehnten, in denen er vor allem fürs Theater geschrieben hatte und für Stücke wie "Da kommt noch wer", "Der Name" oder "Die Nacht singt ihre Lieder" als "Beckett des 21. Jahrhunderts" gefeiert wurde, zu seinen Ursprüngen als Prosaautor zurückzukehren.
Der norwegische Staat verlieh Jon Fosse in dieser Zeit das lebenslange Wohnrecht in "Grotten", einem zuvor von dem Komponisten Arne Nordheim bewohnten Haus am Rande des Schlossparks von Oslo. Er erlitt einen Zusammenbruch, fiel ins Delirium und hörte anschließend mit dem Trinken auf. Nachdem er bereits als Sechzehnjähriger aus der lutherischen Staatskirche ausgetreten und Quäker geworden war, konvertierte er zum Katholizismus. Er lernte seine heutige Frau kennen, der "Heptalogie" gewidmet ist, und wurde zum vierten Mal Vater.
Wenn Fosse spricht, hat es den Anschein großer Dringlichkeit. Dem von Knausgård gezeichneten Bild ähnelt er an diesem Nachmittag vor allem dann, wenn er für einen gedehnten Augenblick in einen tiefen Atemzug abzutauchen scheint. Er sagt: "Ich trage einen Schmerz in mir, den ich mir nicht erklären kann. Das Schreiben ist für mich ein Weg, die Dunkelheit zu vertreiben." Er sagt: "Auch das Trinken war in erster Linie eine Art Selbstmedikation, um mit meiner depressiven Seite klarzukommen." Als er das Delirium überwunden hatte und nicht mehr in Lebensgefahr schwebte, hat sein Sohn Fosses Flaschensammlung an Freunde verschenkt. "Es braucht Zeit, sich von einem solchen Erlebnis zu erholen, und ohne ärztliche Hilfe hätte ich es nicht geschafft", so Fosse. "Aber unmittelbar nach meinem Zusammenbruch hatte ich Angst, zu schreiben, weil man sich beim Schreiben dem Unbekannten überlassen muss. Ich hatte mich so weit von mir selbst entfernt, dass ich erst wieder Fuß fassen musste, bevor ich es wagen konnte, ein anderes Universum zu betreten."
Jon Fosse blickt aus dem Fenster. Draußen ist es inzwischen dunkel geworden, im Fensterglas spiegelt sich das Gesicht des Schriftstellers. "Ich hatte gewissermaßen genug mit meinem eigenen Universum zu tun, bis ich mich irgendwann wieder stark genug fühlte und dann im Sommer 2015 mit dem Schreiben von 'Heptalogie' begann." Er sieht vor sich hin, in seinem Blick liegt etwas Fragendes. "Aber natürlich bin es nicht ich, der diesen Roman geschrieben hat", sagt er. "Ich kann nicht behaupten, dass Gott ihn geschrieben hat, aber gewiss etwas, das außerhalb meiner selbst existiert. Was mag das sein? Es wird ein wenig unheimlich, sobald man beginnt, auf diese Weise darüber nachzudenken."
Fosse erzählt von den Bildern, die er als Jugendlicher malte und später zerstörte; von der Zeit, in der er im Jugendklub von Strandebarm ungelenkt mit einer E-Gitarre auf der Bühne stand, bis er als Sechzehnjähriger die Band verließ und begann, seine Musikalität beim Schreiben auszuleben. Er erzählt von der tiefen Stille, die mit "starker, wahrer Stimme" aus Mark Rothkos Gemälden spreche und ihn 2019 beim Besuch einer Ausstellung im Kunsthistorischen Museum Wien vollkommen überwältigt habe. Er erzählt von seiner neunjährigen Tochter, der er später noch bei den Hausaufgaben helfen müsse. In "Ich ist ein anderer" setzt Fosse die mit "Der andere Name" begonnene Meditation fort und erzählt, wie Asle abermals vor seinem gerade fertiggestellten Gemälde steht. In fließenden, stetig wiederkehrenden Bewegungen von Fosses melodiöser, von keinem einzigen Punkt aufgehaltener Prosa dringt er in immer tiefere Ebenen seiner Selbstbegegnung vor. Jon Fosse sagt, er sei ein "mystischer Realist". In "Ich ist ein anderer" erzählt er, wie der in der Abgeschiedenheit seines Hauses an der westnorwegischen Küste lebende Asle, für den das Malen zeitlebens eine stille Andacht war, "ein Dienst an Gottes Reich", zunehmend von dem beunruhigenden Gefühl erfasst wird, er habe in seinen Bildern alles gesagt, was er zu sagen habe, und könne seinem Werk nichts mehr hinzufügen.
Er erzählt, wie Asle nach Bjørgvin fährt, der eine längere Autofahrt entfernten Stadt, um seinem Galeristen Bilder für die bevorstehende Weihnachtsausstellung zu bringen und dann im Krankenhaus vorbeizuschauen, um den anderen Mann namens Asle zu besuchen, seinen dem Alkohol verfallenen Doppelgänger, den er zwei Tage zuvor bewusstlos im Schnee gefunden hatte. Die überschaubare, über viele Seiten ruhig dahinfließende Handlung der an sieben Tagen vor Weihnachten spielenden "Heptalogie" verbindet sich auch in "Ich ist ein anderer" nahtlos mit Asles Nachdenken über die profanen und die spirituellen Aspekte des Lebens, seinen Erinnerungen und Vorstellungen. Den Erinnerungen an Kindheit und Jugend, an die erste Zigarette, die er im Bootshaus des Vaters rauchte, an den frühen Tod seiner Schwester. Den Erinnerungen an die erste Ausstellung seiner Bilder im Jugendklub des Dorfes, an die ersten Begegnungen mit seinem Galeristen und mit seiner späteren Frau, die Asle in der Vorstellung ebenso leibhaftig vor sich sieht wie sein eigenes früheres Ich und den anderen Mann namens Asle, der im Krankenhaus zitternd im Delirium liegt.
Mit seiner introvertierten, kontemplativen Prosa, deren Lektüre ein intensives Erlebnis ist, erschafft Jon Fosse einen schwebenden Ort der Stille, an dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ineinanderfließen und Asles Leben wie ein einziger der Zeit enthobener Augenblick erscheint. Als Asle sich in "Ich ist ein anderer" an die erste, beinahe fünf Jahrzehnte zurückliegende Begegnung mit dem anderen Mann namens Asle erinnert, sieht er ihn im Speisesaal eines Hotels an einem Tisch ganz hinten beim Fenster sitzen, den Rücken zur Wand. Er hat wie Asle lange braune Haare, trägt wie Asle eine schwarze Cordjacke und sieht auch sonst genauso aus wie er selbst. Vor ihm steht eine Tasse Kaffee.
"Was ich im Spiegel meines Romans von mir selbst sehe?" Fosse lehnt sich zurück. Der Pullover ist ein wenig hochgerutscht; er hat einen blassen, untrainierten Bauch. "Ich sehe, dass Asle einige der Bilder loswerden will, die er in sich trägt. Aber um sich ihrer zu entledigen", sagt Fosse, "kann er sie nicht malen, wie sie sind. Er muss sie verändern. Etwas muss gleich bleiben, aber das Wesentliche, die Transformation, muss etwas anderes sein. Das ist es, was ich sehe. Meine Ähnlichkeit mit Asle ist rein äußerlich, beim Rest handelt es sich um die Transformation von vielem, das ich erlebt habe." Fosse blickt auf die Uhr. Später tritt er aus dem "Kaffistova" hinaus auf die Straße und geht die Kristian IV gate entlang Richtung Schlosspark. "Diese Transformation", sagt er, "der Vorgang, den Dingen Form und Flow zu geben, eine Transzendenz, bedeutet für mich, etwas herstellen, das ich Kunst nennen kann. Etwas, das es mir mehr oder weniger möglich macht zu leben."
Er geht an Det Norske Teatret vorbei, einem auf Inszenierungen in dem insbesondere aus westnorwegischen Dialekten hervorgegangenen Nynorsk spezialisierten Theater, in dem im vergangenen September auch Jon Fosses neues Stück "Starker Wind" uraufgeführt wurde. "Ich hatte schon als Kind, was man eine 'Künstlerseele' nennt", sagt er, "aber es gibt natürlich viele Menschen, die eine solche Seele in sich tragen und dennoch nicht Künstler geworden sind." Er passiert das ehemalige Gebäude der Nationalgalerie, in dem ihm ehedem vor einem von Lars Hertervigs Gemälden Tränen in die Augen gestiegen sind. "Auch ich hätte ein anderes Leben führen und mich vielleicht irgendwie mit der Gitarre als Musiker durchschlagen können", sagt er. "Als ich mit dem Schreiben anfing, konnte ich mir jedenfalls nicht vorstellen, Schriftsteller zu werden. Nein, das kam mir vor wie etwas, das zu groß für mich war. Ich hätte vielleicht Journalist bei einer Lokalzeitung werden können."
Er überquert die Frederiks gate und geht schließlich am Rand des Schlossparks die leicht ansteigende Wergelandsveien hinauf. "Ich hätte mit Drogen in Kontakt kommen können", sagt er, "aber ich hatte Glück und kannte Leute, die mit Drogen zu tun hatten, sodass ich Angst davor hatte und schließlich der Alkohol zu meiner einzigen Droge wurde." In einer bestimmten Phase des Lebens hätte Fosse Straßenjunge werden können.
An der Akademie für Schreibkunst unterrichtete er nur wenige Jahre. "Es gibt so viele unterschiedliche Wege", sagt er, "so viele Möglichkeiten." In "Heptalogie" umkreist er die beiden Männer namens Asle, deren Gedanken sich immer wieder wechselseitig durchdringen und die Erzählung wie die Schleife eines Möbiusbandes wirken lassen, dessen Drehung den Unterschied zwischen der Innen- und Außenperspektive beider Figuren aufhebt, die in Fosses Roman schließlich keine festen, voneinander abgegrenzten Identitäten mehr haben und im Kontinuum ihrer ineinanderlaufenden Gedanken auch die auktoriale Instanz des allwissenden Erzählers auflösen, der bei Fosse ein sich behutsam ins Ungewisse vortastender Schreibender ist.
"Das Schreiben bot mir einen Schutz vor der Welt, und das tut es noch immer", sagt Jon Fosse. "Es verbindet mich einerseits mit der Welt und bietet mir Zuflucht." Er geht an dem über einem ehemaligen Steinbruch aufgeschütteten Hügel vorbei, auf dem das kleine Haus steht, in dem er während des Schuljahres mit seiner Frau und den beiden Töchtern wohnt. An der Westküste, wo Fosse nördlich von Bergen eine weitere Wohnung hat, herrscht gerade starker Sturm. "Als ich mit dem Schreiben begann", sagt er, "habe ich einen geheimen Ort in mir entdeckt. Ich kann nicht viel über ihn sagen und versuche nicht mehr, ihn mir zu erklären. Aber dieser geheime Ort existiert noch immer." Er steht am Fuß von "Grotten" in der Dunkelheit. Dann geht er zum Haus hinauf, den hell erleuchteten Fenstern entgegen.
Jon Fosses Roman "Ich ist ein anderer", der Mittelteil von "Heptalogie", ist in Übersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel gerade beim Rowohlt-Verlag erschienen.
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Jon Fosses jüngstes Werk ist ein außerordentlicher Roman, einzigartig in seinem Ton, sorgfältig in seiner Anlage und von fast unheimlicher Tiefe. Thomas Steinfeld Süddeutsche Zeitung 20220203