Ulrich Becher: "Ich lebe in der Apokalypse". Briefe aus dem Exil. Herausgegeben und eingeleitet von Martin Roda Becher in Zusammenarbeit mit Dieter Häner und Marina Sommer. Der Exilbriefwechsel Ulrich Bechers mit seinen Eltern enthält einige wenige Briefe aus der Jugendzeit in Deutschland, 65 der 70 Briefe erreichten die Eltern bereits aus dem Exil. Auch die Eltern, Richard und Elisa Becher, mußten, als Juden verfolgt, Deutschland verlassen und fanden schließlich in den USA ein Asyl. Dieser Briefwechsel ist ein bedeutendes Dokument der Briefkultur im Exil, der Versuch, über Meere und Grenzen hinweg den Zusammenhalt zu wahren, sich über die Fragen der Zeit und die Unzahl persönlicher Probleme des Exils zu verständigen und sich auch über große Entfernungen hinweg gegenseitig beizustehen. Der Schriftsteller Ulrich Becher (1910 Berlin - 1990 Basel), flüchtete 1933 nach Österreich, 1938 in die Schweiz, 1941 nach Brasilien, 1944 in die USA. In Wien heiratete er 1933 Dana Adriana (1909 - 1992), die Tochter von Alexander Roda Roda und wurde österreichischer Staatsbürger. ("Ich bin Österreicher geworden, weil ein Österreicher namens Hitler Deutscher geworden ist"). Im März in die Schweiz. 1941 wurde sein "Gesamtwerk" im Großdeutschen Reich verboten. 1941 nach Rio de Janeiro, 1944 zu den Schwiegereltern nach New York. Geburt des Sohnes Martin Roda Becher. Hier traf Zusammenarbeit mit dem österreichischen Schauspieler und Autor Peter Preses, mit dem er u.a. das später überaus erfolgreiche antinazistische Stück "Der Bockerer" verfaßte. 1948 kehrte Becher zur Uraufführung von "Der Bockerer" nach Wien zurück und nahm wieder die österreischische Staatsbürgerschaft an. Becher lebte in Österreich, Deutschland und der Schweiz, seit 1959 überwiegend in Basel. Werke (Auswahl): Männer machen Fehler (Novellen, 1932); Niemand. Neuzeitliches Mysterienspiel (1934); Die Eroberer. Geschichten aus Europa (1936); Das Märchen vom Räuber, der Schutzmann wurde. Moritat (Rio de Janeiro 1943); Reise zum blauen Tag (Verse, 1946); Die Frau und der Tod (Novelle, 1949); Nachtigall will zum Vater fliegen. Ein Zyklus New Yorker Novellen in vier Nächten (1950); Kurz nach 4 (Roman, 1957); Das Herz des Hais (Roman, 1960); Murmeljagd (Autobiographischer Roman, 1969); William's Ex-Casino (Roman, 1973); Das Profil (Roman, 1973); Vom Unzulänglichen der Wirklichkeit. 10 nicht so nette Geschichten (1983). Der Herausgeber Martin Roda Becher wurde am 21. Oktober 1944 in New York City. Er ist Schriftsteller, Drehbuchautor, Literaturkritiker, Verfasser von Romanen und Erzählungen, Drehbüchern, Hörspielen, Theaterstücken; Mitarbeiter verschiedener Zeitungen, Zeitschriften und Rundfunksender. Roda Becher ist der Sohn des Schriftstellers Ulrich Becher und von Dana, der Tochter des österreichischen Schriftstellers Alexander Roda Roda. Als er vier Jahre alt war, zog die Familie nach Europa. Er wuchs in Wien, München und Berlin auf, bevor die Familie dauerhaft nach Basel übersiedelte. Von 1965 bis 1968 absolvierte er eine Ausbildung als Schauspieler und Regisseur am Bühnenstudio in Zürich (heute Schauspielakademie). Anschließend war er als Regieassistent und Drehbuchautor für Spiel und Dokumentarfilmproduktionen tätig. Martin Roda Becher lebt als freier Schriftsteller in Basel. Werke: Chronik eines feuchten Abends (Erzählungen, 1965); Flippern (Roman, 1968); Saison für Helden (Roman, 1970); Die rosa Ziege (Roman 1975; bearbeitete Neuausgabe 1997); Im Windkanal der Geschichte (Erzählungen, 1981); An den Grenzen des Staunens (Aufsätze, 1983); Der rauschende Garten (Zwei Erzählungen, 1983); Nachwelt (Erzählungen 1984); Unruhe unter den Fahrgästen (Aufzeichnungen, 1986); Abschiedsparcours (Erzählungen, 1998); Dauergäste. Meine Familiengeschichte (2000). Hörspiele: Klopfen (1975); Der Mann, der nur aus Haaren besteht (1979); Vorher und Nachher (1982); Hänsel und Gretel (1980); Theaterstücke: Thrill (Kriminalfarce, 1997); Spiel mit Scheinen (Komödie, 2006). Filmdrehbücher: Sommersprossen (zusammen mit Helmut Förnbacher, 1968); Beiß mich, Liebling (zusammen mit Helmut Förnbacher, 1970); Zum Beispiel Hugo (Dokumentar Spielfilm, 1973).