Philip K. Dick (1928-1982) gehört zu den einflussreichsten US-amerikanischen Autoren des 20. Jahrhunderts. Seine Romane und Kurzgeschichten wurden nicht nur vielfach verfilmt - Blade Runner, Total Recall und Minority Report waren internationale Kinoerfolge -, sondern dienten unzähligen anderen Autoren, darunter Emmanuel Carrère, als Inspirationsquelle. Zeit seines Lebens trieb Dick die Frage um, welche inneren und äußeren Mächte unser Denken, Fühlen und Handeln lenken. In den phantastischsten Szenarien malte er aus, welche verheerenden Auswirkungen es hat, wenn ein Mensch sich dessen, was er glaubt, sieht oder weiß, nicht mehr sicher sein kann, ja wenn er sich fragen muss, ob er überhaupt ein Mensch ist. Seine 1977 in einer legendären Rede geäußerte Mutmaßung, wir lebten in der Simulation einer Künstlichen Intelligenz, lässt sich in ihrer prophetischen Kraft erst heute wirklich ermessen. Doch waren seine mystischen Visionen und seine Überzeugung, von FBI und KGB beschattet zuwerden, nur auf drogeninduzierte Psychosen zurückzuführen, oder »erinnerte« er sich wirklich an eine parallele Gegenwart, die anderen verborgen war?
Emmanuel Carrère erzählt Dicks Leben vom Plattenverkäufer bis zum selbsternannten Messias in einem Amerika, das schon vor Jahrzehnten von Paranoia und Spaltung geprägt war, als leichtfüßigen, hypnotischen Roman. Er legt dabei erstaunliche Lesarten für die Gegenwart und die aktuelle Rolle von Technik und Macht frei und wirft existenzielle Fragen auf, die bis zu den Wurzeln der westlichen Zivilisation reichen.
Emmanuel Carrère erzählt Dicks Leben vom Plattenverkäufer bis zum selbsternannten Messias in einem Amerika, das schon vor Jahrzehnten von Paranoia und Spaltung geprägt war, als leichtfüßigen, hypnotischen Roman. Er legt dabei erstaunliche Lesarten für die Gegenwart und die aktuelle Rolle von Technik und Macht frei und wirft existenzielle Fragen auf, die bis zu den Wurzeln der westlichen Zivilisation reichen.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Es geht in diesem Buch mindestens so sehr um den Autor Emmanuel Carrère wie um den titelgebenden Philip K. Dick, findet Rezensent Jens Balzer. Carrères im Original 1993 erschienenes Buch tut so, als wäre es eine Biografie des amerikanischen Autors, tatsächlich jedoch ist es ein Spiegelkabinett bestehend aus Dick-Erzählungen und fragmentiertem, biografischem Material, meint Balzer. Mit Carrère rekonstruiert Balzer den Lebenslauf Dicks, der mit seinen Science-Fiction-Erzählungen insbesondere in den 1960ern den Zeitgeist traf. Dicks Drogenkarriere, die in den 1970ern, als seine besten Bücher entstanden, immer selbstzerstörerischere Züge annahm, spielte dabei eine wichtige Rolle. Auch Dicks Hinwendung zum Christentum gerade in seiner persönlich schwierigsten Phase wird im Buch thematisiert und genau hier sieht Balzer auch die Verbindung zwischen Dick und Carrère, der selbst in den 1990ern eine Krise erlebte und sie unter anderem mithilfe des Religion überwand. Insgesamt hat, so kann man die Besprechung zusammenfassen, Carrère hier kein konventionelles Buch über Leben und Werk Dicks geschrieben, sondern eher ein Buch, in dem der Autor tief in sich selbst eintaucht und plötzlich wieder an die Möglichkeit der Erlösung glaubt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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