Seit Sommer 2022 ist der Paragraf 219 a zum «Werbeverbot für Abtreibungen» in Deutschland abgeschafft worden, das Thema wird jedoch weiterhin viel diskutiert, sowohl in Deutschland als auch in den USA, Polen, und Frankreich. In der Tradition von Annie Ernaux' Das Ereignis beschreibt Pauline Harmange nahbar, verletzlich und ehrlich, welche inneren und äußeren Konflikte ihren eigenen Schwangerschaftsabbruch begleiteten. Da Abtreibungen in der öffentlichen Diskussion immer noch mit Scham, Egoismus und Schuld konnotiert sind, fühlen sich auch die Betroffenen oft schmutzig, schuldig und egoistisch. Harmange plädoyiert leidenschaftlich für das Selbstbestimmungrecht von Frauen und reflektiert dabei auch andere Fragen rund um das Thema Weiblichkeit: Warum werden Frauen ohne Kinder immer noch als «halbe» Frauen wahrgenommen? Warum greifen nach wie vor Konzepte wie «Rabenmutter», wenn eine Mutter berufstätig sein will? Und warum ist Verhütung immer noch so häufig Frauensache?
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Rezensentin Sophia Zessnik fühlt sich getröstet von Pauline Harmanges Buch über den (eigenen) Schwangerschaftsabbruch und die physischen, psychischen und gesellschaftlichen Folgen. Warum sie abgetrieben hat, davon berichtet Harmange laut Zessnik abgeklärt, aber dennoch weniger kühl im Ton als etwa Annie Ernaux. Eher wütend wie Virginie Despentes, meint Zessnik. Der Sprung vom Individuellen zum Kollektiven gelingt der Autorin laut Zessnik, die Leserin kann teilhaben an dieser Erfahrung, an der Entscheidungsfindung wie an der Angst vorm Bereuen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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«Wohltuend und tröstend.» taz 20230509