Nima Zamar ist der Deckname einer jungen Frau, die sieben Jahre als Spezialagentin undercover für Israel gearbeitet hat. Es ist ein atemberaubendes Dokument - ein Söldnerinnenbericht aus erster Hand über den Geheimdienstkrieg im Nahen Osten, über den Terrorismus und seine Bekämpfung, aber auch über die schonungslose Manipulation von Menschen zu politischen Zwecken. Ihre Missionen sind lebensgefährlich. Ihre Aufgabe besteht darin, radikale Gruppen zu infiltrieren und deren Computersysteme zu verwanzen. Sie tötet, sie muss töten, um ihre Enttarnung zu verhindern. Sie gerät mehrmals in Lebensgefahr, wird wiederholt gefoltert - und steigt irgendwann aus, um ihr Leben zu retten.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.12.2003Ninja Nina
Fähnlein Faselkopf: Ein Mossad-Märchen
In letzter Zeit hat so mancher Sachbuchautor mit Enthüllungen aufgewartet, die sich im nachhinein als pure Erfindung erwiesen haben. Trotz dieses offensichtlich zunehmenden Trends scheinen sich deutsche Verlage auch weiterhin auf derartige Abenteuer einzulassen. Um einen solchen Fall könnte es sich auch bei dem Buch der französisch-jüdischen Autorin mit dem Pseudonym Nima Zamar handeln, das den Titel "Ich mußte auch töten" trägt. Das Buch wurde in Frankreich binnen weniger Monate ein Verkaufserfolg und soll im Januar auch hierzulande im Kindler Verlag erscheinen. Zamar schildert darin ihre angeblichen Erfahrungen als Agentin des israelischen Geheimdienstes Mossad. Sie sei mit zweifelhaften Methoden rekrutiert worden und habe auf ihren Spionagemissionen unter Palästinensern und in Ausbildungslagern der proiranischen Kampforganisation Hizbullah immer wieder auch töten müssen.
"Aspekte", das Kulturmagazin des ZDF, hat jüngst unter Berufung auf israelische Geheimdienstexperten dieses Buch zu einer Fälschung erklärt. Der französische Verlag Albin Michel, ein durch und durch seriöses Unternehmen, will diesen Vorwurf nun entkräften. Die Autorin sei, erklärt der verantwortliche Verlagslektor, ihm seit Jahren bekannt. Daß ihre Geschichte erfunden sein soll, hält er für undenkbar.
Wie bei vergangenen Enthüllungsgeschichten nicht nur über den israelischen Geheimdienst lassen sich einzelne Details weder belegen noch bestätigen. Insofern ist Zamars autobiographischem Bericht von vornherein mit äußerster Vorsicht zu begegnen. Es gibt aber auch Angaben, deren Unglaubwürdigkeit auf der Hand liegt. So berichtet die rumänischstämmige Autorin über ihre zweijährige Ausbildung, während der sie in Arabisch und den gängigen geheimdienstlichen Operationsmethoden geschult worden sein will. Daß nach dieser relativ kurzen Zeit ihre Arabischkenntnisse so ausgefeilt gewesen sein sollen, daß sie unbemerkt in palästinensische Terrororganisationen mit ihrem speziellen Dialekt und Jargon eingeschleust werden konnte, darf bezweifelt werden. Und auch die angebliche Spionagemission bei der libanesischen Hizbullah hört sich nach einer Agentenpistole an, da diese männlich dominierte Kampftruppe schiitischer Fundamentalisten besonders stark abgeschirmt und streng gegliedert ist: Viel eher wirbt sie Spione sogar auf israelischem Territorium an, als daß sie ihre eigene Ausspionierung zulassen würde.
Gegen die Popularität des zweifelhaften Buches hat die überwiegend negative Kritik der französischen Presse kaum etwas ausrichten können. Für den "Nouvel Observateur" liegt Zamars Buch auf derselben Ebene wie die Verschwörungsphantasten vom Schlage eines Thierry Meyssan. Allerdings ist bei Zamar, anders als bei manchem auf dem Buchmarkt erfolgreichen Verschwörungstheoretiker, nicht der Mossad, sondern Moskau Drahtzieher des 11. September.
JOSEPH CROITORU
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Fähnlein Faselkopf: Ein Mossad-Märchen
In letzter Zeit hat so mancher Sachbuchautor mit Enthüllungen aufgewartet, die sich im nachhinein als pure Erfindung erwiesen haben. Trotz dieses offensichtlich zunehmenden Trends scheinen sich deutsche Verlage auch weiterhin auf derartige Abenteuer einzulassen. Um einen solchen Fall könnte es sich auch bei dem Buch der französisch-jüdischen Autorin mit dem Pseudonym Nima Zamar handeln, das den Titel "Ich mußte auch töten" trägt. Das Buch wurde in Frankreich binnen weniger Monate ein Verkaufserfolg und soll im Januar auch hierzulande im Kindler Verlag erscheinen. Zamar schildert darin ihre angeblichen Erfahrungen als Agentin des israelischen Geheimdienstes Mossad. Sie sei mit zweifelhaften Methoden rekrutiert worden und habe auf ihren Spionagemissionen unter Palästinensern und in Ausbildungslagern der proiranischen Kampforganisation Hizbullah immer wieder auch töten müssen.
"Aspekte", das Kulturmagazin des ZDF, hat jüngst unter Berufung auf israelische Geheimdienstexperten dieses Buch zu einer Fälschung erklärt. Der französische Verlag Albin Michel, ein durch und durch seriöses Unternehmen, will diesen Vorwurf nun entkräften. Die Autorin sei, erklärt der verantwortliche Verlagslektor, ihm seit Jahren bekannt. Daß ihre Geschichte erfunden sein soll, hält er für undenkbar.
Wie bei vergangenen Enthüllungsgeschichten nicht nur über den israelischen Geheimdienst lassen sich einzelne Details weder belegen noch bestätigen. Insofern ist Zamars autobiographischem Bericht von vornherein mit äußerster Vorsicht zu begegnen. Es gibt aber auch Angaben, deren Unglaubwürdigkeit auf der Hand liegt. So berichtet die rumänischstämmige Autorin über ihre zweijährige Ausbildung, während der sie in Arabisch und den gängigen geheimdienstlichen Operationsmethoden geschult worden sein will. Daß nach dieser relativ kurzen Zeit ihre Arabischkenntnisse so ausgefeilt gewesen sein sollen, daß sie unbemerkt in palästinensische Terrororganisationen mit ihrem speziellen Dialekt und Jargon eingeschleust werden konnte, darf bezweifelt werden. Und auch die angebliche Spionagemission bei der libanesischen Hizbullah hört sich nach einer Agentenpistole an, da diese männlich dominierte Kampftruppe schiitischer Fundamentalisten besonders stark abgeschirmt und streng gegliedert ist: Viel eher wirbt sie Spione sogar auf israelischem Territorium an, als daß sie ihre eigene Ausspionierung zulassen würde.
Gegen die Popularität des zweifelhaften Buches hat die überwiegend negative Kritik der französischen Presse kaum etwas ausrichten können. Für den "Nouvel Observateur" liegt Zamars Buch auf derselben Ebene wie die Verschwörungsphantasten vom Schlage eines Thierry Meyssan. Allerdings ist bei Zamar, anders als bei manchem auf dem Buchmarkt erfolgreichen Verschwörungstheoretiker, nicht der Mossad, sondern Moskau Drahtzieher des 11. September.
JOSEPH CROITORU
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