Kaum ein anderer hat unser Verständnis vom Dritten Reich so sehr geprägt wie Joachim Fest. Seine Biographien zu Adolf Hitler und Albert Speer oder seine Annäherungen an die letzten Tage im Führerbunker erreichten weltweit ein Millionenpublikum - doch wie hat er selbst, der Zeitgeschichtler des Jahrgangs 1926, den Nationalsozialismus, den Krieg und das besiegte Deutschland erfahren? Mit dieser Autobiographie seiner Kindheit und Jugend gewährt Joachim Fest erstmals umfassenden Einblick in sein unmittelbares Erleben der dunklen Jahre.
Die Aufgabe, die ich mir gestellt habe, lautet Erinnerung. Die Mehrzahl der Erlebnisse und Erfahrungen meines Daseins sind, wie bei jedem, ins Vergessen zurückgefallen. Denn das Gedächtnis ist unausgesetzt dabei, das eine auszusondern, anderes an dessen Stelle zu rücken oder durch neue Einsichten zu überlagern. Der Prozeß hat kein Ende; blicke ich die lange Strecke zurück, drängt eine Flut von Bildern heran, alle wirr und zufällig. Im Augenblick des Geschehens verband sich kein Gedanke damit, und erst nach Jahren gelangte ich dazu, die verborgenen Wasserzeichen in den Lebenspapieren zu entdecken und womöglich zu lesen. (Aus dem ersten Kapitel des Buches)
Die Aufgabe, die ich mir gestellt habe, lautet Erinnerung. Die Mehrzahl der Erlebnisse und Erfahrungen meines Daseins sind, wie bei jedem, ins Vergessen zurückgefallen. Denn das Gedächtnis ist unausgesetzt dabei, das eine auszusondern, anderes an dessen Stelle zu rücken oder durch neue Einsichten zu überlagern. Der Prozeß hat kein Ende; blicke ich die lange Strecke zurück, drängt eine Flut von Bildern heran, alle wirr und zufällig. Im Augenblick des Geschehens verband sich kein Gedanke damit, und erst nach Jahren gelangte ich dazu, die verborgenen Wasserzeichen in den Lebenspapieren zu entdecken und womöglich zu lesen. (Aus dem ersten Kapitel des Buches)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.07.2006Mit Spannung erwartet: Joachim Fests Erinnerungen
Manche Bücher werfen ihre Schatten weit voraus. In diesem Herbst erscheinen mit "Ich nicht" und "Beim Häuten der Zwiebel" die Erinnerungen zweier Generationsgenossen, die das Geistesleben der Bundesrepublik geprägt haben wie wenige andere. Joachim Fest, geboren 1926 in Berlin, und Günter Grass, geboren 1927 in Danzig, veröffentlichen ihre Autobiographien. Mit besonderer Spannung erwartet werden die Kindheits- und Jugenderinnerungen Joachim Fests. Der Historiker, Publizist und langjährige Herausgeber dieser Zeitung hat mit seiner "Hitler"-Biographie eines der historisch, politisch und stilistisch einflußreichsten Bücher der Nachkriegszeit geschrieben, ohne Zweifel einen Klassiker der Geschichtsschreibung. Bis heute ist die Hitler-Biographie uneingeholt, Fest, der zuletzt mit dem Drehbuch zu Eichingers Verfilmung seines Buches "Der Untergang" Aufsehen erregte, gewährt mit "Ich nicht" nun zum ersten Mal Einblick in seine Kindheit und Jugend - und damit in sein eigenes Erleben der NS-Zeit und des Krieges. Neben eindringlichen Porträts von Familienmitgliedern, allen voran sein Vater und der ältere Bruder Wolfgang, schildert der Band die Prägung durch das katholische Elternhaus in Karlshorst; er erzählt vom frühen Berufsverbot des Vaters, der als Oberschulrat aus seiner regimekritischen Haltung keinen Hehl machte, berichtet von den ersten Begegnungen mit Literatur, Kunst und Musik ebenso wie über die Bedingungen beim Wehrdienst oder vom Fluchtversuch aus amerikanischer Gefangenschaft. "Ich nicht", wie Joachim Fests Autobiographie überschrieben ist, wird Ende September im Buchhandel erhältlich sein; das Feuilleton dieser Zeitung wird große Teile dieser Kindheits- und Jugenderinnerungen von Anfang September an vorabdrucken.
fvl/schi.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Manche Bücher werfen ihre Schatten weit voraus. In diesem Herbst erscheinen mit "Ich nicht" und "Beim Häuten der Zwiebel" die Erinnerungen zweier Generationsgenossen, die das Geistesleben der Bundesrepublik geprägt haben wie wenige andere. Joachim Fest, geboren 1926 in Berlin, und Günter Grass, geboren 1927 in Danzig, veröffentlichen ihre Autobiographien. Mit besonderer Spannung erwartet werden die Kindheits- und Jugenderinnerungen Joachim Fests. Der Historiker, Publizist und langjährige Herausgeber dieser Zeitung hat mit seiner "Hitler"-Biographie eines der historisch, politisch und stilistisch einflußreichsten Bücher der Nachkriegszeit geschrieben, ohne Zweifel einen Klassiker der Geschichtsschreibung. Bis heute ist die Hitler-Biographie uneingeholt, Fest, der zuletzt mit dem Drehbuch zu Eichingers Verfilmung seines Buches "Der Untergang" Aufsehen erregte, gewährt mit "Ich nicht" nun zum ersten Mal Einblick in seine Kindheit und Jugend - und damit in sein eigenes Erleben der NS-Zeit und des Krieges. Neben eindringlichen Porträts von Familienmitgliedern, allen voran sein Vater und der ältere Bruder Wolfgang, schildert der Band die Prägung durch das katholische Elternhaus in Karlshorst; er erzählt vom frühen Berufsverbot des Vaters, der als Oberschulrat aus seiner regimekritischen Haltung keinen Hehl machte, berichtet von den ersten Begegnungen mit Literatur, Kunst und Musik ebenso wie über die Bedingungen beim Wehrdienst oder vom Fluchtversuch aus amerikanischer Gefangenschaft. "Ich nicht", wie Joachim Fests Autobiographie überschrieben ist, wird Ende September im Buchhandel erhältlich sein; das Feuilleton dieser Zeitung wird große Teile dieser Kindheits- und Jugenderinnerungen von Anfang September an vorabdrucken.
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Peter Michalzik spart nicht mit Lob über das Buch und seinen Autor. Joachim Fests Erinnerungen hält er für das präziseste Buch über die NS-Zeit, das je geschrieben wurde. Das "andere" gerade erschienene Erinnerungsbuch, schreibt er, wirke dagegen "historisch stumpf". Zugleich versteht Michalzik die Verbitterung des Autors über Grass nach dieser Lektüre viel besser. Was macht das Buch so übergroß? Neben dem Vater- und Familienporträt (der "Schlüssel" zu Fests Leben und Werk), der Entfaltung eines "emphatischen" Bildungsbegriffs und der Offenheit des Textes auch den Folgen von Armut und Ausgrenzung während der NS-Zeit gegenüber erkennt Michalzik zwar auch den ein oder anderen "blinden Fleck". Die Authentizität des Ganzen jedoch erscheint ihm zweifellos. So allumfassend und diskret wie es ist, hält er das Buch für ein angemessenes Vermächtnis Joachim Fests.
© Perlentaucher Medien GmbH
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