Als Kämpfer stellen wir uns die Väter der Reformation vor oder als geschickt agierende Befreier; als Reformer öffentlichen Schulwesens und Förderer klassischer Bildung aber als Betende? Von keinem anderen Reformator sind so viele Gebete überliefert wie von dem Brettener Weggefährten Martin Luthers. Es sind viele Tausend. Kaum ein Brief, der nicht ein Gebet enthält; wohlüberlegte, um Schülern, Studenten und Freunden das Beten zu lehren; kunstvolle lateinische und griechische Gebetsgedichte, dogmatisch ausgeklügelte deutsche Prosa: Für Martin Jung, Professor für Kirchengeschichte in Osnabrück, galt es, einen immensen Schatz an reformatorischer Frömmigkeit zu heben.