Meine Erwartungen leider nicht erfüllt
Hazel ist erfolgreiche Theaterschauspielerin. Nach Jahren auf der Bühne möchte sie sich neuen Aufgaben zuwenden und erwägt, als Schauspiellehrerin zu arbeiten. Obwohl niemand davon weiß, werden ihr die letzten Tage im Theater schwer gemacht, was sie in ihrer
Entscheidung nur bestärkt. Sowohl im Schauspielhaus als auch zu Hause findet sie immer wieder…mehrMeine Erwartungen leider nicht erfüllt
Hazel ist erfolgreiche Theaterschauspielerin. Nach Jahren auf der Bühne möchte sie sich neuen Aufgaben zuwenden und erwägt, als Schauspiellehrerin zu arbeiten. Obwohl niemand davon weiß, werden ihr die letzten Tage im Theater schwer gemacht, was sie in ihrer Entscheidung nur bestärkt. Sowohl im Schauspielhaus als auch zu Hause findet sie immer wieder bedrohliche Nachrichten, die ihr einerseits zusetzen, sie andererseits aber dagegen aufbegehren lassen. Zumindest in ihren Gedanken. Dabei hat sie ihre junge Kollegin Pia im Verdacht, während Elliot immer zudringlicher wird und ihr Angst macht. Ihre ehemalige Schauspiellehrerin Orla, von der sie sich Unterstützung bei der Umsetzung ihrer Berufspläne erhofft, macht sie nur immer wieder nieder. Mit der Zeit spitzt sich die Lage zu, die Bedrohungen werden mehr, bis es zum Eklat und unerwarteten Ende kommt.
Meine Meinung:
Antonia Richter hat sich ein gutes Thema vorgenommen. Mobbing und Stalking sind heutzutage fast schon normal, die Opfer, oft nicht in der Lage sich zu wehren, leiden und werden krank. So geht es auch Hazel. Die anfangs kleinen Piesackereien und Botschaften steckt sie noch weg. Mit der Zeit allerdings reagiert ihr Körper mit Migräneattacken.
Das Verhalten der Schauspielerin, in deren Psyche die Autorin tiefe Einblicke gestattet, ist allerdings nicht immer verständlich. Sie hat Angst und ist verunsichert, geht aber nach der Abendvorstellung mitten in der Nacht von der Bushaltestelle eine Abkürzung von rund einem Kilometer durch den Wald nach Hause. Wer macht so etwas? Ein ängstlicher Mensch – vor allem eine Frau – würde nachts niemals alleine durch einen Wald gehen. Schon gar nicht so eine lange Strecke. Sie würde eher den längeren Weg nehmen und sich auf beleuchteten Straßen bewegen.
Und würde sich eine Frau nicht gegen die Mobbing-Attacken wehren und dem zudringlichen Kollegen Einhalt gebieten? Nicht unbedingt. Das hat Antonia Richter ganz gut beschrieben. Die meisten Opfer ziehen sich eher in sich zurück und machen das mit sich aus.
Aber spätestens nachdem in ihr Haus eingebrochen wird, hätte Hazel reagieren müssen. Nicht nur mit neuen Schlössern, die sie hat einbauen lassen, sondern mit einer Anzeige bei der Polizei. Das tut sie aber nicht. Ihr Mann, der sich auf Geschäftsreise befindet, nimmt sie nicht ernst, wiegelt ab und ist ihr somit auch keine Hilfe.
All das könnte man so richtig spannend verarbeiten. Leider nehmen Längen, in denen sich die Protagonistin gedanklich immer wieder um sich selbst dreht, die Spannung fast komplett raus. Für den Leser sind die ständigen Gedanken fast schon Wiederholungen – nur mit anderen Worten.
Das Ende und der Täter/die Täterin haben mich dann aber doch überrascht. Das hatte ich so nicht im Verdacht. Ein Pluspunkt für die Autorin. Allerdings wirkt die Geschichte dann doch konstruiert.