Sehr gute Darstellung des Menschen Franz Joseph und seiner Probleme mit Frauen
Der Autor schreibt zunächst relativ ausführlich über eine Frau, die den Kaiser wohl nachhaltig beeinflusst hatte – über seine Mutter, die Erzherzogin Sophie. Diese Einleitung ist wichtig, um den weiteren Inhalt des
Buches und das darin geschilderte Verhalten Franz Josephs besser verstehen zu können. Der größte…mehrSehr gute Darstellung des Menschen Franz Joseph und seiner Probleme mit Frauen
Der Autor schreibt zunächst relativ ausführlich über eine Frau, die den Kaiser wohl nachhaltig beeinflusst hatte – über seine Mutter, die Erzherzogin Sophie. Diese Einleitung ist wichtig, um den weiteren Inhalt des Buches und das darin geschilderte Verhalten Franz Josephs besser verstehen zu können. Der größte Abschnitt ist dann der eigenwilligen Frau des Kaisers, Elisabeth, gewidmet. Seine Beziehungen zu den Töchtern Gisela und Marie Valerie werden beleuchtet sowie die besondere Beziehung zu seiner Lieblingsenkelin, Elisabeth Marie.
Eine bislang nur in Nebensätzen erwähnte Frau im Leben des Kaisers, Anna Nahowski, beschreibt Weissensteiner auf 20 Seiten. Sie wurde mit einer großen Geldsumme für ihre Liebesdienste von Franz Joseph abgefunden als seine neue und letzte Liebe in sein Leben trat: Katharina Schratt. Friedrich Weissensteiner vergisst aber auch nicht im Kapitel „Nachklänge“ dem Leben der im Buch erwähnten Frauen nach dem Ende der Monarchie nachzugehen.
Es ist ein Buch, das die schweren Momente im Leben des Kaisers ebenso schildert, wie seine männlich-menschlichen Bedürfnisse, die ihm Elisabeth immer mehr verweigert hatte. Das Buch lässt den Leser nun besser das Leben des Kaiserpaares verstehen. Es zeichnet aber auch ein sehr unsentimentales Bild von der Kaiserin, von deren Egoismus, Selbstliebe und mangelnder Mutterliebe. 41 Abbildungen von den beschriebenen Personen, Auszüge aus teilweise erst in jüngster Vergangenheit freigegebenen Tagebüchern der Damen geben Einblick in einfältiges und raffiniertes Denken der Weiblichkeit um Kaiser Franz Joseph herum.
Wohl hatte der Kaiser kein leichtes Leben, machte Fehler, die letztlich Millionen Menschen im Ersten Weltkrieg das Leben kosteten, aber trotzdem kann man gegen Ende des Buches eine gewisse Sympathie für diesen Herrn empfinden. Er liebte „seine Sisi“ zeitlebens, obwohl diese schon bald nach ihrer Hochzeit – sie war damals noch nicht einmal 17 Jahre alt – ihrer späteren Hofdame gegenüber erwähnt, sie fühle sich so verlassen, so einsam. Sie, ihrerseits, ließ später den Kaiser oft tagelang warten, bevor sie ihn in ihre Gemächer ließ. Ein hoher Offizier am Hofe meinte einmal, der Kaiser täte ihm schon sehr leid, so von seiner Frau behandelt zu werden. Seine Liebschaften waren Ausdruck seiner ganz menschlichen Sehnsucht nach einem Menschen in seiner Nähe. Dieses Buch beleuchtet diesen Aspekt und bringt das Leben des Kaisers mit seinen Frauen durchaus spannend geschrieben.